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Digitaler Fachtag für Träger von Kindertageseinrichtungen in Hessen
Bericht zur Veranstaltung vom 29.10.2024: Gesundheitsfördernde Organisationsentwicklung in Kitas
Am 29. Oktober 2024 fand der zweite digitale Fachtag für Träger von Kindertageseinrichtungen in Hessen statt, organisiert durch die Fachstelle Gesundheitsfördernde Kita. 124 Trägervertretungen kamen zusammen, um sich intensiv mit dem Thema „gesundheitsfördernde Organisationsentwicklung in Kitas“ auseinanderzusetzen.
Ziel der Veranstaltung war es, den Trägern Impulse und praxisorientierte Ansätze zur Förderung einer gesundheitsorientierten Organisationskultur in Kitas zu vermitteln. Im Fokus standen dabei insbesondere Methoden und Instrumente, die den hessischen Trägern helfen können, gesundheitsfördernde Strukturen in ihren Einrichtungen zu entwickeln und nachhaltig umzusetzen. Insbesondere die Gesundheitsförderung der Mitarbeitenden wurde als zentraler Aspekt für eine erfolgreiche Organisationsentwicklung hervorgehoben. Die Teilnehmenden erhielten praktische Anregungen, wie eine gesundheitsfördernde Lebenswelt für Kinder, Familien sowie Kita-Mitarbeitende gestaltet und langfristig verankert werden kann.
Eröffnung und Begrüßung: Die Relevanz des Themas
In ihren Grußworten betonten Staatssekretärin Manuela Strube aus dem Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales (HMSI) und Dr. Katharina Böhm (Geschäftsführerin der HAGE) insbesondere die Verantwortung der Träger für die Schaffung der gesundheitsfördernden Lebenswelt Kita.
Damit Gesundheitsförderung in der Lebenswelt Kita ganzheitlich, als ein integrierter struktureller Ansatz, verankert werden kann, brauchen Kita-Leitungen und Kita-Fachberatungen die Unterstützung ihrer Träger. Träger können Organisationsprozesse anstoßen und steuern, und sie haben einen maßgeblichen Einfluss bei der Gestaltung zentraler Rahmenbedingungen, sei es z. B. hinsichtlich baulicher Strukturen, der Auswahl von Caterern und, ganz wichtig, der Arbeitsbedingungen.
Gesundheitsförderung kann Kindern, Eltern und Beschäftigten beim Umgang mit Belastungen und der Überwindung von Krisen helfen. Bei der Entwicklung einer gesundheitsfördernden Organisation werden Ziele und Maßnahmen anhand der Bedarfe der Zielgruppe identifiziert. Ziel ist es, Belastungen zu reduzieren und Ressourcen zu stärken. Insbesondere sollen die Verhältnisse gesundheitsförderlich ausgerichtet werden. Die Gestaltung von Rahmenbedingungen durch Träger und Leitung stehen im direkten Zusammenhang mit der Bildungs- und Erziehungsqualität in den Einrichtungen und mit der Arbeitsfähigkeit der Mitarbeitenden.
Gesundheitsförderung ist nicht eine zusätzliche Aufgabe, die die Träger neben all den anderen Aufgaben auch noch erfüllen müssen. Gesundheitsförderung kann, wenn sie als gesundheitsförderliche Organisationsentwicklung umgesetzt wird, der Schlüssel sein für viele Probleme, die sich aktuell im Kita-Alltag ergeben, inklusive des Fachkräftemangels.
(Dr. Katharina Böhm)
Gesundheitsförderung als integraler Bestandteil der Organisations- und Qualitätsentwicklung
Anschließend stellte Tatjana Kremer die Fachstelle Gesundheitsfördernde Kita vor und erläuterte den Bezug einer gesundheitsfördernden Organisationsentwicklung auf dem Fundament des Bildungs- und Erziehungsplans für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Hessen (BEP). Neben den aktuellen Themen der Fachstelle Gesundheitsfördernde Kita zeigte sie die Grundlagen der gesundheitsfördernden Organisationsentwicklung auf. In einem Überblick präsentierte sie die Ergebnisse der Trägerbefragung, die die Fachstelle im Zeitraum Januar bis Februar 2024 durchgeführt hat. Den Ergebnisbericht der Online-Befragung bei hessischen Trägern können Sie unter folgendem Link aufrufen: https://gesunde-kita.hage.de
In Ihrem Fazit betonte Tatjana Kremer, dass Kitas lernende Organisationen sind, weshalb die Gesundheitsförderung als integraler Bestandteil der Organisations- und Qualitätsentwicklung in bestehende Prozesse eingebunden werden sollte. Maßnahmen zur Behebung struktureller Defizite und zur Stärkung gesundheitsfördernder Prozesse sind dringend notwendig, um die Gesundheitssituation zu stabilisieren. Zur Gewährleistung hochwertiger Bildungsarbeit und zur Entwicklung gesunder beruflicher Erlebens- und Verhaltensmuster müssen die pädagogischen Fach- und Leitungskräfte durch den Aus- und Aufbau von gesundheitsförderlichen Arbeitsbedingungen und Gesundheitsressourcen unterstützt werden.
Organisationsentwicklung als Weg zu einer gesundheitsfördernden Kita
Welche Potenziale bietet der Ansatz der Organisationsentwicklung für Kindertageseinrichtungen und wie können Träger in einer vielfältigen Trägerlandschaft ihren Beitrag dazu leisten? Diesen Fragen widmete sich Professorin Dr. Petra Strehmel von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg in ihrem Vortrag „Organisationsentwicklung als Weg zu einer gesundheitsfördernden Kita.“
Professorin Dr. Stehmel erklärte die Merkmale einer gesundheitsfördernden Kita sowie die vier Phasen der Organisationsentwicklung, ergänzt durch Instrumente in verschiedenen Phasen des Organisationsentwicklungsprozesses. Abschließend betonte sie zentrale Erfolgsfaktoren wie Veränderungsbereitschaft, klare Zielsetzungen, Transparenz, Partizipation, die Rolle von Change Agents sowie die Notwendigkeit von Flexibilität im Entwicklungsprozess.
Die Workshops
Die aktuellen Herausforderungen wie Sicherstellung qualitativ hochwertiger Betreuung und Bildung, der Fachkräftemangel sowie hohe Krankenzahlen kennzeichnen den ohnehin durch eine hohe Arbeitsbelastung geprägten Berufsalltag pädagogischer Fachkräfte in den Kitas. Um Fachkräften unter den gegebenen Bedingungen ein gutes, gesundes Arbeiten zu ermöglichen und um als attraktiver Arbeitgeber zusätzliches Fachpersonal für die Einrichtungen zu gewinnen, sind gesundheitsförderliche Rahmenbedingungen und Aktivitäten erforderlich: Die Einführung und Umsetzung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) stellt eine wesentliche Grundlage für die Realisierung der genannten Ziele dar.
In dem Workshop mit Christina Vey (HAGE) erfuhren die Teilnehmenden, welche Konzepte und Maßnahmen sich hinter dem Begriff des Betrieblichen Gesundheitsmanagements verbergen, welchen Nutzen ein BGM in der Kita hat und auf welche Kooperationspartner*innen zurückgegriffen werden kann.
Im Rahmen dieses Workshops erörterte Professorin Dr. Annegret Flothow diverse Formate der Achtsamkeit, wie beispielsweise MBSR (engl.: Mindfulness-Based Stress Reduction) oder Meditation. Auf der Basis aktueller Studien wurde die Wirksamkeit verschiedener Formen von Achtsamkeitstrainings hinsichtlich psychischer, physischer und arbeitsbezogener Parameter aufgezeigt. Abschließend ging es um Voraussetzungen und Gelingensfaktoren für die Implementierung achtsamkeitsbasierter Strukturen in Kindertagesstätten, beispielsweise im Hinblick auf die Betriebsstruktur und Betriebskultur bzw. die Programmstruktur.
Für das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden ist es von entscheidender Bedeutung, dass Träger für dieses wichtige Thema sensibilisiert werden.
Im Rahmen des Workshops von Buchautorin Anna Carina Weber “Organisationsentwicklung in der Kita - Veränderungsprozesse gestalten” wurden die Rollen und Funktionen von Trägern sowie Kita-Leitungen in Organisationsentwicklungsprozessen erörtert. Die Referentin gab Impulse welche Aspekte bei Veränderungsprozessen Beachtung finden sollten und wie Kitaträger sowie Kita-Leitungen diese Prozesse unterstützen können. Neben der Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse wurde insbesondere die Perspektive des Trägers beleuchtet, um eine Grundlage für die Erkennung von Bedarfen und die Ableitung von Handlungsschritten zu schaffen.
Im Workshop mit Daniela Kock setzten sich die Teilnehmenden mit einem altersübergreifenden Personalmanagement im Kontext organisationaler Leistungserbringung auseinander. Im Fokus standen dabei die Potenziale und die Inklusion älterer Mitarbeitender.
Während der Diskussion wurden Rahmenbedingungen erörtert, die eine anpassungsfähige und unterstützende Arbeitsumgebung schaffen können, um den Bedürfnissen erfahrener Mitarbeitender gerecht zu werden. Auch wurden Strategien zur Mitarbeiterbindung, zur Wertschätzung der langjährigen Erfahrung sowie zur Entwicklung inklusiver Strukturen und Prozesse erörtert. Die von der Referentin dargelegten praktischen Handlungsempfehlungen boten konkrete Ansätze, um die Potenziale älterer Arbeitskräfte effektiv zu nutzen und das Teamgefüge zu stärken. Zentral war auch, wie eine produktive und wertschätzende Arbeitsatmosphäre etabliert werden kann, die alle Altersgruppen einschließt.
Beratungssprechstunde für hessische Träger
Ab Januar 2025 bietet die Fachstelle Gesundheitsfördernde Kita eine Sprechstunde für hessische Träger zum Thema Gesundheitsfördernde Organisationsentwicklung in Kindertageseinrichtungen an. Auf unserer Internetseite finden Sie weitere Informationen sowie die Termine.
Organisation und Förderung
Seit 2017 fördert das Hessische Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales (HMSI) das Projekt Gesundheitsfördernde Kita auf Grundlage des BEP und seit dem 01.03.2023 die Fachstelle Gesundheitsfördernde Kita, die bei der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e. V. (HAGE) angesiedelt ist.