31.08.21 – Jahresfachtag der KGC Hessen 2021 „Gesund. Resilient. Klimagerecht. Die zukünftige Rolle und Bedeutung von Kommunen"


Nachdem der KGC Jahresfachtag im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie ausgefallen ist, fand der diesjährige Jahresfachtag der KGC Hessen 2021 zum Thema „Gesund. Resilient. Klimagerecht. Die zukünftige Rolle und Bedeutung von Kommunen“ am 31. August 2021 in digitaler Form statt. Insgesamt nahmen 75 Akteur*innen aus hessischen Städten und Landkreisen sowie bundesweit teil.

Ziel der Veranstaltung war es zum einen, den Teilnehmenden den Zusammenhang zwischen Klima, Umwelt und Gesundheit näher zu bringen und zum anderen, verschiedene Akteur*innen aus unterschiedlichen Bereichen und Ressorts miteinander zu vernetzen, um gesunde, resiliente und klimagerechte Kommunen zu schaffen, die zur Förderung von Gesundheit und Lebensqualität der Menschen beitragen.

Der Tag startete mit den Grußworten von

  • Frau Anne Janz (Hessische Staatssekretärin für Soziales und Integration),
  • Herrn Stefan Semkat (Hauptabteilungsleiter Prävention und Krankengeldmanagement der AOK Hessen)
  • und Frau Dr. Katharina Böhm (Geschäftsführerin HAGE e.V.).


Frau Nicole Waliczek, Referentin der Gesundheitsförderung, KGC Hessen, führte als Moderatorin durch den Tag.

Vor der thematischen Einführung in den Fachtag erfolgte die Verleihung der Urkunde zum Beitritt des hessischen Partnerprozesses „Gesundheit für alle“. Bereits fünf Kommunen gehören dem hessischen Partnerprozess an. Dazu zählen die Stadt Frankfurt am Main, die Universitätsstadt Marburg, der Landkreis Marburg-Biedenkopf, die Stadt Kassel sowie der Lahn-Dill-Kreis. Der Odenwaldkreis ist nun die sechste hessische Kommune, die dem Partnerprozess beigetreten ist. Ziel des Partnerprozesses ist es, Kommunen dabei zu unterstützen, integrierte kommunale Strategien zur Gesundheitsförderung auf- oder auszubauen. Die Urkundenübergabe wurde von Herrn Stefan Bräunling, Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit, und Frau Dr. Ursula von Rüden, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, inhaltlich begleitet. Herr Bräunling erläuterte die Geschichte des kommunalen Partnerprozesses „Gesundheit für Alle“ und stellte die Ziele und Chancen des Prozesses vor. Frau Dr. von Rüden ging auf die gemeinsame Verbindung der Bundeszentrale für gesundheitliche Chancengleichheit und des kommunalen Partnerprozesses „Gesundheit für alle“ ein und unterstrich die Bedeutung und die Vorteile des Beitrittes zum Partnerprozess. Frau Dr. Siebel, Gesundheitsamtsleitung des Odenwaldkreises, stellte den Odenwaldkreis vor und erläuterte die Motivation des Odenwaldkreises zum Beitritt in den Partnerprozess. Weitere Informationen zum Partnerprozess finden Sie hier.

Nach der Urkundenübergabe folgte die thematische Einführung in den Fachtag: Frau Sylvia Hartmann, stellvertretende Vorsitzende der KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. - hielt einen Fachvortrag, der die Auswirkungen der Klimakrise auf die Gesundheit thematisierte. 

Anschließend ging Frau Prof. Dr. Hornberg, Professorin der Fakultät für Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld, in ihrem Vortrag speziell auf die Auswirkungen der Klimakrise auf die Gruppe der sozial benachteiligten Bevölkerung ein. Vor allem sozial benachteiligte Personengruppen leben häufiger in Wohngebieten, die durch schädliche Klima- und Umwelteinflüsse belastet sind und leiden aufgrund ihrer Lebensverhältnisse noch mehr unter den Auswirkungen der Klima- und Umweltkrise. 

Anschließend wurden drei Fachforen angeboten. Jedes der Fachforen beschäftigte sich mit einem anderen Schwerpunkt (Ernährung, Mobilität und Hitze) in Hinblick auf klimaresiliente und gesundheitsfördernde Kommunen. In den Fachforen wurde jeweils ein Fachvortrag und ein Praxisbeispiel vorgestellt.

  • Fachforum Ernährung

    Im Fachforum Ernährung führte Herr Dr. Philipp Stierand, Leiter der Berliner Kantine Zukunft und Geschäftsführer der Speiseräume Forschungs- und Beratungsgesellschaft, in die Thematik der kommunalen Ernährungspolitik ein. Dr. Stierand zeigte anhand von Aussagen, die gegen eine kommunale Ernährungspolitik sprechen, auf, wie diese aufgebaut werden kann und lieferte so den Teilnehmenden Argumentationsgrundlagen für die Auseinandersetzung mit Entscheidungsträgern. Im Anschluss stellte Herr Jörg Weber, Ansprechperson des Ernährungsrates Frankfurt am Main, den Ernährungsrat mit seinen Aufgaben und Zielen vor. Herr Weber schilderte den Teilnehmenden, wie ein Ernährungsrat gegründet werden kann und zeigte durch die Erläuterung der Aufgaben auf, welche verschiedenen Maßnahmen und Aktivitäten es im kommunalen Ernährungsbereich gibt.

    In Hessen gibt es beim Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz bereits verschiedene Maßnahmen zum Thema Ernährung und Ernährungsbildung. Zudem fördert das Land Hessen Ökomodellregionen, deren Aufgabe es ist, Projekte und Maßnahmen zu entwickeln, die geeignet sind, den Anteil an ökologisch und regional erzeugten Lebensmitteln zu erhöhen. Weitere Informationen dazu finden Sie hier

  • Fachforum Mobilität

    Im Fachforum Mobilität führte Frau Anne Klein-Hitpaß, Bereichsleiterin des Forschungsbereichs Mobilität im Deutschen Institut für Urbanistik (difu), in den Bereich der Verkehrs- und Nahmobilität ein. Dabei lag ein besonderer Fokus auf der Darstellung des Zusammenhangs zwischen Mobilität, Klimaschutz und Gesundheitsförderung. Anhand von Praxisbeispielen erläuterte Frau Klein-Hitpaß, wie Kommunen verkehrsfreundlicher gestaltet werden können. Zudem betonte sie, dass die Verkehrspolitik eine wichtige Schlüsselrolle bei der Umsetzung der Mobilitätswende in den Kommunen sei. Daran anknüpfend stellte Frau Dagmar Köhler, Teamleiterin Nahmobilität im Forschungsbereich Mobilität des difu, den Zusammenhang von Mobilität und Gesundheit am Beispiel von Pop-up-Radwegen in Berlin dar. Die Pop-up-Radwege sind in Berlin im Zuge der Corona Pandemie entstanden und grenzen an die bestehenden Straßenverhältnisse, in Form von Nutzung einer Autofahr- oder Parkspur als Pop-up-Radfahrweg, an.

    Das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen hat zum Thema Nahmobilität in Hessen die „Richtlinie des Landes Hessen zur Förderung der Nahmobilität“ 2021 veröffentlicht. Zudem werden die hessischen Kommunen durch die Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität in Hessen (AGNH) beim Ausbau der Radinfrastruktur unterstützt. Die AGNH berät interessierte Kommunen und versteht sich als Bindeglied für ihre Mitglieder und Kommunen. Zudem fördert das Land Hessen bereits Aktivitäten zur Nahmobilität wie die Nahmobilitätsstrategie und den Nahmobilitätscheck. Einen Überblick über weitere geförderte Projekte erhalten Sie hier.

  • Fachforum Hitze

    Im Fachforum Hitze beleuchtete Herr Dr. Thomas Claßen, Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW), zu Beginn den Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und der Gesundheit, um darauf aufbauend die Wichtigkeit kommunaler Hitzeaktionspläne zu betonen. Herr Dr. Claßen zählte acht Kernelemente zur Erstellung von Hitzeaktionsplänen zum Schutz der menschlichen Gesundheit auf und stellte anschließend ausgewählte Beispiele für Hitze-Anpassungsstrategien vor. Im Anschluss berichtete Frau Prof. Dr. Heidi Sinning, Fachhochschule Erfurt – University of Applied Sciences, von Möglichkeiten und Grenzen der Umsetzung am Beispiel der HeatResilientCity-Modellstädte Dresden und Erfurt. Dabei betonte Frau Prof. Dr. Sinning, dass die sommerliche Hitze nur gemeinsam vor Ort durch eine ressortübergreifende und integrierte Strategie unter Beteiligung der Bewohnerinnen und Bewohner in den Quartieren gelingen kann.

    In Hessen ist das Fachzentrum Klimawandel und Anpassung beim Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) der Ansprechpartner für Anpassungsmaßnahmen und stellt weitere Informationen zur Verfügung. Weitere Informationen zum Thema Hitze und zum hessischen Hitzewarnsystem finden Sie hier.

Im Anschluss an die Fachforen stellte Frau Miriam Weber, Healthy City Koordinatorin für Utrecht, ein internationales Praxisbeispiel mit dem Titel: „Building a healthy Utrecht for all“ vor. Mit dem Praxisbeispiel zeigte Frau Weber auf, welche Strategien, Strukturen und Maßnahmen dazu führen können, ein gesundes Leben für alle Bewohnerinnen und Bewohner einer Stadt zu ermöglichen. Die Präsentationsfolien können bei Interesse über kgc@hessen.de nachgefragt werden.

Am Ende des Tages warf Herr Gerald Koller vom Forum Lebensqualität einen Blick in die Zukunft und stellte den One Health-Ansatz vor. Der One Health-Ansatz sieht vor, dass alle Gesundheitsdimensionen, wozu biologische, psychische, soziale, ökologische und ökonomische Faktoren zählen, in einer Gesellschaft in den Blick genommen und zusammengedacht werden. Herr Koller schloss den Fachtag mit seinen inspirierenden Worten zum neuen gemeinsamen Miteinander und dem Begriff der Lebensqualität – „das gute Leben für alle“. 

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden für das große Interesse an der Tagung und für den gelungenen Austausch.
  • Organisation

    Die Veranstaltung wird von der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC) Hessen organisiert. Sie ist an die Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e. V. (HAGE e.V.) angegliedert.

    Die Koordinierungsstelle ist Teil des bundesweiten Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit und wird durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im Auftrag und mit Mitteln der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Bündnis für Gesundheit) sowie durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration (HMSI) gefördert.


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