HAGE-Jubiläumsveranstaltung 2023
Fachtagung „Von der Gesundheitserziehung zur Gesundheitsförderung“
Mit rund 130 Teilnehmenden warf die HAGE am 20. Juni 2023 einen Blick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Gesundheitsförderung in Hessen. Die Teilnehmenden setzten sich zusammen aus Vorstandsmitgliedern, HAGE-Mitgliedern sowie verschiedensten Fachakteur*innen, zahlreichen Wegbegleiter*innen und weiteren Expert*innen.
Stefanie Bathen führte als Moderatorin kompetent und kurzweilig durch das spannende Programm mit Vorträgen, Interviews, Bewegung und einem Markt der Möglichkeiten.
Staatssekretärin und HAGE-Vorstandsvorsitzende Anne Janz betonte in ihrer Begrüßungsansprache das vielschichtige und breite Netzwerk, das die HAGE im Lauf der Zeit geschaffen hat, sowie die hochwertige Expertise der HAGE im Hinblick auf Health in all Policies. Die Arbeit der HAGE habe, so Anne Janz, in den letzten Jahren noch einmal richtig an Schwung gewonnen.
65 Jahre HAGE: Gesundheitsförderung gestern, heute und morgen
Im Nachgang zur Jubiläums-Fachtagung „Von der Gesundheitserziehung zur Gesundheitsförderung“ wirft HAGE-Geschäftsführerin Dr. Katharina Böhm im HAGE-Interview einen Blick auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Gesundheitsförderung in Hessen.
Dr. Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach
Auf einen unterhaltsamen und interessanten Ausflug in die Vergangenheit der HAGE nahm Dr. med. Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach die Teilnehmenden mit. Im Fokus der HAGE stand lange Zeit die Öffentlichkeitsarbeit: zahlreiche Publikationen, Motivwagen auf dem Hessentag, TV- und Hörfunkspots, Impfkampagnen, Würfelspiele, Werbung auf PKWs oder sogar Flugbanner. Auch wenn das Individuum deutlich im Fokus stand, so habe die HAGE doch auch schon in den Anfängen die Bedeutung der Gesellschaft für Gesundheitsförderung mitbedacht, so Dr. von Knoblauch zu Hatzbach, der die HAGE schon sehr lange begleitet.
Dr. Katharina Böhm
Zu aktuellen Entwicklungen und Strukturen der Gesundheitsförderung und Prävention in Hessen sprach HAGE-Geschäftsführerin Dr. Katharina Böhm. Sie skizzierte die rechtlichen Rahmenbedingungen seit 2015 und ihre Auswirkungen, beschrieb die Strukturen und Akteure der Gesundheitsförderung auf Landesebene und nahm aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und Bedarfe in den Blick. „Die strukturellen Entwicklungen der letzten Jahre lassen mich positiv in die Zukunft blicken”, so Dr. Katharina Böhm, und: „Die Zukunft der Gesundheitsförderung liegt in ‘Health in all and for all Policies.’"
Talkrunde “65 Jahre Netzwerk HAGE”
mit Claudia Ackermann (vdek Landesvertretung Hessen), Wolfgang Rosengarten (Hessisches Ministerium für Soziales und Integration), Ulrich Striegel (Hessisches Kultusministerium), Judith Windmöller (Wissenschaftsstadt Darmstadt)
Mit der Schilderung seines ersten Besuchs in der HAGE zog Wolfgang Rosengarten die Zuhörenden in seinen Bann: Damals, vor langer Zeit, residierte die HAGE noch in der Marburger Oberstadt, man trat ein in ein altes Haus, in einen dunklen Flur, Wasser tropfte von der Decke in einen Eimer, in einer düsteren Ecke stand ein Torso, kein Mensch war zu sehen – „kurz: ein spooky Ort“, so Wolfgang Rosengarten. „Doch das hat sich ja geändert“, lachte er gemeinsam mit dem Auditorium. Wie sich so vieles seit den Anfängen geändert hat.
Unter der Moderation von Stefanie Bathen entsponn sich eine lebhafte Schilderung wichtiger Aspekte der Zusammenarbeit mit der HAGE heute.
Die Gesprächspartner*innen erläuterten die zahlreichen Anknüpfungspunkte, Ebenen und Möglichkeiten, die die HAGE für die Zusammenarbeit bietet, und auch, was für sie aktuell im Fokus steht. So ist für Claudia Ackermann das Thema Kommunale Gesundheitsförderung und die Aktivierung aller Kommunen für Projekte der kommunalen Gesundheitsförderung und Prävention zentral. Ulrich Striegel beschrieb wichtige Formate der Zusammenarbeit wie die Implementierung von Schulgesundheitsfachkräften, ASID oder Projekte zum Thema psychische Gesundheit an Schulen. Judith Windmöller geht es für die Wissenschaftsstadt Darmstadt vor allem darum, fachliche Expertise bei der HAGE einzuholen, sich durch die Mitgliedschaft bei der HAGE weiterzuentwickeln und sichtbarer zu werden.
„Eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben ist es, Gesundheitsförderung im
kommunalen Setting resilienter zu machen.” (Claudia Ackermann)
„Mitgliedsorganisationen sollten das Kraftwerk HAGE stärker anzapfen und das
HAGE-Potenzial intensiver nutzen.” (Wolfgang Rosengarten)
Kommunale
Koordinierungsstrukturen
in Hessen
Nicole Waliczek (HAGE) und Christine Langenbach, Koordinatorin Gesundheitsförderung und Prävention, Stadtgesundheitsamt Offenbach
Aktuell gibt es ca. 25 Gesundheitskoordinator*innen in Hessen. Nicole Waliczek stellte Rahmenbedingungen und Unterstützungsmöglichkeiten vor. Einblicke in ihre Arbeit gab Christine Langenbach, die einen besonderen Fokus darauf legt, vorhandene Strukturen und Ressourcen in ihr Vorgehen einzubinden.
Béatrice Frank (HAGE) und Carmen Klein, Bewegungskoordinatorin Landkreis Gießen
Béatrice Frank skizzierte die Rahmenbedingungen für Bewegungskoordinator*innen, die es in aktuell neun Modellregionen in Hessen gibt. Carmen Klein erläuterte im Rahmen der Darstellung ihrer Arbeit aktuelle und geplante Projekte, beschrieb die Besonderheiten des Landkreises und wie sie diese in ihrem Vorgehen berücksichtigt.
Rajni Kerber (HAGE) und Lena Schandor, Koordinierungsfachkraft Präventionsketten Hessen, Schwalm-Eder-Kreis
Das Landesprogramm Präventionsketten Hessen und die daran teilnehmenden Kommunen stellte Rajni Kerber in einem kurzen Überblick dar. Lena Schandor präsentierte Aufgaben und Ziele ihrer Tätigkeit und sieht unter anderem als erforderlich an, mehr direkte Auskünfte von Kindern einzuholen: Was braucht ihr, damit es euch gut geht?
Regina Sahl, Hessische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS)
Regina Sahl präsentierte Ziele, Aufgaben, Maßnahmen, Angebote und Partner der überregionalen Koordinierungsstelle in der HLS sowie der 28 lokalen Fachstellen für Suchtprävention. Im Jahr 2022 gab es rund 2.700 suchtpräventive Maßnahmen in Hessen, so Regina Sahl. Sie verwies auch auf den bevorstehenden Kick-Off von „DigiSucht“, dem Start einer Online-Suchtberatung in ganz Hessen.
Elisabeth Terno (HAGE), und Marion Lücke-Schmidt, Koordinatorin Hospizverein Gießen e.V.
Was tun Koordinator*innen der ambulanten Hospizarbeit? Wie sind Hospizvereine in der kommunalen Struktur verortet, wie vernetzt? Um dies und mehr ging es Elisabeth Terno und Marion-Lücke-Schmidt. Die Hospiz- als Bürgerbewegung ist nicht in erster Linie kommunal verortet, doch inzwischen gebe es immer mehr Formen der Zusammenarbeit von Hospizvereinen und Kommunen, so Marion Lücke-Schmidt.
Markt der Möglichkeiten
Der Nachmittag war dem Markt der Möglichkeiten gewidmet: Hessische Akteure und Projekte der Gesundheitsförderung stellten sich vor.
Mitglieder, Kooperationspartner und die Arbeitsbereiche der HAGE präsentierten sich an Ständen, es gab Gelegenheit zum Austausch und zwei Vorträge: Dr. Katharina Böhm berichtete über Aktuelles aus den Arbeitsbereichen der HAGE, und die Teilnehmer*innen lernten das Projekt „WIR fördern Gesundheit” kennen.
Diese Mitglieder und Partner der HAGE stellten ihre Arbeit vor
- ADFC Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Landesverband Hessen e. V.
- AOK Hessen
- Bildungsakademie des Landessportbundes Hessen e. V.
- compass private pflegeberatung
- Gesundheitsamt Frankfurt
- Gesundheitsamt des Landkreises Marburg-Biedenkopf
- GKV-Bündnis für Gesundheit
- Hessische Landesstelle für Suchtfragen e. V.
Das Projekt “WIR” fördern Gesundheit" stellt sich vor
mit
Projektleiterin Romina Ruhs (HMSI),
den Koordinierenden
Irina Tessnow (LK Darmstadt Dieburg, Südhessen),
Piri Savunthararajah (Stadt Marburg, Mittelhessen),
Igor Gavric (Stadt Kassel, Nordhessen),
der Projektkoordinierenden der Gesundheitslots*innen Raghda Morsy (LAGFA e.V.)
Das Projekt “WIR fördern Gesundheit” möchte in einem intersektionalen Ansatz die Gesundheitskompetenz von Menschen mit Migrationsgeschichte in herausfordernden Lebenslagen stärken, ihre Teilhabe am Gesundheitswesen unterstützen und Zugangsbarrieren abbauen, wie Romina Ruhs erläuterte. Das Projekt wird anteilig vom GKV Bündnis für Gesundheit und dem Land Hessen seit 2021 und bis 2025 gefördert.
Die Koordinierenden berichteten über ihre Arbeit
Für die Umsetzung werden die Strukturen des Landesprogramms WIR genutzt, die Koordinierungsstellen sind vor Ort an die WIR-Vielfaltszentren angedockt. WIR-Lots*innen werden im Bereich Gesundheit weitergebildet. Die Gesundheitslots*innen beraten dann als Peer-Ansprechpartner*innen zum Gesundheits- und Krankenversicherungssystem sowie zu Themen wie chronische Erkrankungen, gesunde Ernährung und Impfungen.
Maßnahmen der Koordinierungsstellen umfassen Bewegungsangebote, Brustkrebsvorsorge, Gesundheitscafés, Austausch über Gesundheitsthemen, Aufklärung zu psychischer Gesundheit, Blut- und Organspende. Die Koordinierungsstellen arbeiten mit Akteuren aus den Bereichen Gesundheit, Soziales und Bildung zusammen. Das Projekt richtet sich ausschließlich an Menschen im erwerbsfähigen Alter mit Krankenversicherungsschutz.
65+: Impulse für die Zukunft
Welche Themen werden in 10 bis 20 Jahren (noch) relevant sein? Welche Herausforderungen müssen im Handlungsfeld Gesundheitsförderung in den Kommunen in den kommenden Jahren bewältigt werden? Und was wünschen sich die Teilnehmenden in Zukunft von der HAGE?
Diese Fragen gingen in der Schlussveranstaltung mittels eines Mentimeters ins Auditorium, das dann zu einigen zentralen Antworten Stellung beziehen konnte.
Die Ergebnisse: In Zukunft werden unter anderem die Themen digitale Balance und Bewegungsförderung von den Teilnehmenden als relevant eingeschätzt. Als große Herausforderung der kommenden Jahre gilt der Fachkräftemangel. Und von der HAGE wünscht man sich neben einem “Weiter so!” unter anderem eine Intensivierung von Öffentlichkeitsarbeit, Gesundheitskommunikation und der Beratung zu Verstetigung und Finanzierung.
Wir sagen herzlichen Dank allen, die zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben!
Ihre HAGE
Fotos: © HAGE/andreasmann.net