nachricht
Zielgruppen im Fokus – Strategien zur Zielgruppenerreichung
Bericht zum interaktiven Fachaustausch am 05.11.2024
Angebote der Gesundheitsförderung und Prävention sollen Menschen in allen Lebensphasen und Lebenslagen zugutekommen. Trotz vielseitiger Bemühungen in den letzten Jahren zeichnet sich weiterhin das sogenannte Präventionsdilemma ab: insbesondere Menschen in herausfordernden Lebenslagen nehmen die Angebote nicht bzw. nur selten wahr. Die Erreichbarkeit einzelner Zielgruppen stellt also eine zentrale Herausforderung dar, zumal auch die Bedürfnisse und Lebensrealitäten der Menschen so vielfältig sind.
Aufgrund dieser Herausforderung sind eine adäquate Zielgruppenansprache und eine zielgruppenspezifische Angebotsplanung von enormer Bedeutung - Gesundheitsförderung kann nur dann nachhaltig erfolgreich sein, wenn sie wirklich alle Menschen erreicht. Wer gesundheitsfördernde Maßnahmen auf die Bedürfnisse von Menschen in herausfordernden Lebenslagen abstimmt, leistet einen wichtigen Beitrag zur Verringerung gesundheitlicher Ungleichheit.
Vor diesem Hintergrund hat die KGC Hessen beschlossen, in 2024 ein offenes und interaktives Format anzubieten, in dem die Teilnehmenden sich zu für sie relevanten Zielgruppen austauschen und gemeinsam an Lösungsstrategien zur Erreichung dieser Personengruppen arbeiten können.
Impulsvorträge
Das Good Practice-Kriterium „Zielgruppenbezug"
Nach einem interaktiven Einstieg zum Kennenlernen und Vernetzen der Teilnehmenden legte die KGC Hessen mit einem Impulsvortrag zu den Good Practice-Kriterien einen Fokus auf das Kriterium Zielgruppenbezug.
Dabei wurde deutlich, dass die Zielgruppen anhand von verschiedenen Merkmalen präzise beschrieben werden sollten, um die Maßnahmen zielgruppengerecht zu gestalten. Nicht nur sozioökonomische Merkmale, sondern auch die Ressourcen und die Fähigkeiten der Zielgruppe sollten in die Konzeption einer Maßnahme einfließen. Gleichzeitig ist es wichtig, die Zielgruppe zu befähigen (Empowerment), selbstbestimmt und gesundheitsförderlich zu handeln, um bspw. auch an Beteiligungsverfahren teilnehmen zu können (Partizipation).
Die Folien zu dem Vortrag finden Sie hier im PDF Format:
Good Practice-Kriterium Zielgruppenbezug
Weitere Informationen zu den Good Practice-Kriterien finden Sie unter https://www.gesundheitliche-chancengleichheit.de (PDF).
Gesundes Aufwachsen in der Kommune und der Schule
Im Anschluss berichtete Katrin Hayn von der FINDER Akademie zu strategischen Ansätzen für eine zielgruppengerechte und Setting übergreifende Prävention und Gesundheitsförderung. Zuvor nannten die Teilnehmenden aktuelle Herausforderungen bei der Umsetzung von präventiven und gesundheitsfördernden Maßnahmen, darunter fehlende Vernetzung und lange Abstimmungsprozesse, Bindung von Ressourcen, Messbarkeit von Prävention, Parallelstrukturen sowie abgetrennte Sektoren.
In ihrem Vortrag stellte die Referentin u. a. den Ansatz „Communities That Care (CTC)“ vor. Diese kommunale Präventionsstrategie soll als System zur Mobilisierung von Gemeinschaften dazu beitragen, die Entwicklung von Jugendlichen zu fördern und problematische Verhaltensweisen zu verhindern. Dabei konzentriert sich der Ansatz auf die Bildung von sektorenübergreifenden Netzwerken und auf Risiko- und Schutzfaktoren für Kinder und Jugendliche.
Schließlich ging Katrin Hayn auf „Weitblick“ als schulische Präventionsstrategie ein. Diese hilft Schulen dabei, ein genaues Verständnis der psychosozialen Belastungsfaktoren ihrer Schüler*innen zu gewinnen sowie ein maßgeschneidertes Präventionskonzept zu entwickeln und umzusetzen.
Die Präsentationsfolien finden Sie hier im PDF-Format:
Gruppenarbeit
Vor dem Vortrag von Katrin Hayn definierten die Teilnehmenden die Zielgruppen, mit denen sie sich in ihrer Arbeit beschäftigen und zu denen sie sich austauschen wollten. Diese Zielgruppen wurden dann geclustert, sodass für die Gruppenarbeitsphase folgende Zielgruppen definiert wurden:
- Sozial benachteiligte Menschen
- Menschen mit Migrationsgeschichte
- Eltern/Schwangere
- Ältere Menschen
Die Teilnehmenden fanden sich an den Gruppentischen zu ihren gewählten Zielgruppen ein und diskutierten im Rahmen von zwei Durchläufen folgende Leitfragen:
1. Durchlauf:
- Warum ist diese Zielgruppe so schwer zu erreichen?
- Was sind die Herausforderungen der Zielgruppe?
2. Durchlauf:
- Welche Zugangsmöglichkeiten zur Zielgruppe gibt es?
- Welche Ideen gibt es, die Zielgruppe gut zu erreichen?
- Wie kann man feststellen, dass man die Zielgruppe wirklich erreicht hat?
Die Ergebnisse der Diskussion wurden auf Flipcharts festgehalten und zum Abschluss im Plenum vorgestellt. Fotografien dieser Ergebnisse finden Sie unten unter „Impressionen des Tages".
Impressionen des Tages
Organisation
Die Veranstaltung wurde von der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC) Hessen organisiert. Sie ist bei der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. (HAGE) angesiedelt.
Die Koordinierungsstelle ist Teil des bundesweiten Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit und wird mit Mitteln der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Bündnis für Gesundheit) sowie durch das Hessische Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege (HMFG) gefördert.
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