nachricht

1. Qualifizierungsmodul „Grundlagen der kinderrechtebasierten Präventionskettenarbeit“

Bericht zur Veranstaltung vom 10.05. und 11.05.2023

30. Mai 2023
Im Mai 2023 setzte die Landeskoordinierungsstelle Präventionsketten Hessen im Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main die erste Basisqualifizierung des Landesprogrammes „Präventionsketten Hessen – Gelingendes Aufwachsen, Kinderrechte leben“ für die kommunalen Koordinator*innen und Vertretungen aus den zehn teilnehmenden Kommunen um.
Menschen die bunte Zahnräder aneinanderhalten

 

Hintergrund & Konzept

Das Landesprogramm ist im Januar 2023 mit zehn hessischen Kommunen gestartet und unterstützt die teilnehmenden Kommunen dabei, ganzheitliche und passgenaue Präventionskonzepte für Kinder und ihre Familien zu entwickeln. 

Zur Unterstützung der kommunalen Koordinator*innen bietet die Landeskoordinierungsstelle im Jahr 2023 drei Basisqualifizierungen an. Die erste Qualifizierung fand am 10. Mai sowie 11. Mai 2023 in Präsenz statt. Unter dem Motto: „Verständnis schaffen, Wissen vermitteln - erste Schritte zum Aufbau von Strukturen und gemeinsamer Austausch“ wurden die Teilnehmer*innen am ersten Qualifizierungstag in die verschiedenen Grundlagenthemen der kinderrechtebasierten Präventionskettenarbeit eingeführt. Am zweiten Tag gestaltete die Landesbeauftragte für Kinder- und Jugendrechte, Miriam Zeleke, Hessischen Ministerium für Soziales und Integration, den Tag gemeinsam mit der Landeskoordinierungsstelle zur Umsetzung der Kinderrechte im Landesprogramm. 

Die fachlichen Impulse der zwei Tage waren mit verschiedenen interaktiven Methoden verbunden und führten die Teilnehmenden der ersten Qualifizierung in die Grundlagen der Gesundheitsförderung, Armutssensibilität, Präventionskettenarbeit, Wirkungsorientierung und Kinderrechte ein. Die verschiedenen Methoden dienten der Anwendung der theoretischen Grundlagen, einer vertiefenden Diskussion sowie dem Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmenden. Der Besuch der beiden Ausstellungen „Mediengeschichten neu erzählt!“ und „Klima_X“ dienten zur Anregung der Teilnehmenden für ein ganzheitliches Verständnis von Präventionsketten und gelingendes Aufwachsen. Diese wurden methodisch im Rahmen eines „Storytellings“ und der „Disney-Methode“ kreativ eingebunden.

Ablauf 1. Tag (10. Mai 2023)

Nach der Begrüßung durch die Geschäftsführung Dr. Katharina Böhm der HAGE und Landeskoordinierungsstelle Präventionsketten Hessen wurden die Teilnehmenden über den aktuellen Stand des Landesprogrammes informiert. Mit einem fachlichen Impuls, unterteilt in folgende drei Grundlagenbereiche: Gesundheitsförderung & Prävention, Armutssensibilität & Gesundheitliche Chancengleichheit sowie Präventionsketten wurde zu Beginn ein gemeinsames Verständnis geschaffen.

Menschen stehen um eine Flipchart und diskutieren.

Die Teilnehmenden tauschten sich in Kleingruppen u. a. über mögliche Herausforderungen und Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen sowie zu den ersten Schritten der Präventionskettenarbeit aus. Dabei wurden gemeinsam Vorschläge für Akteur*innen und Themen für die Steuerungs- und Lenkungsrunde gesammelt und diskutiert. Hier gab es je nach Landkreisen und kreisfreien Städten unterschiedliche Herangehensweisen, welche in der Ergebnisvorstellung der Gruppen im Plenum deutlich wurden und das voneinander Lernen förderte. 

Abschließend wurde auf die Verknüpfung der Präventionskettenarbeit mit den vier Leitprinzipien der Kinderrechte eingegangen, welche die Besonderheit des hessischen Landesprogrammes im Bundesvergleich darstellt. Kinderrechte und Gesundheitsförderung sind grundlegende Querschnittsthemen der Präventionskettenarbeit in Hessen.

Mit zwei kreativen Storytellings: „Schaltzentrale Präventionsketten und einem Beitrag bei der Sendung mit der Maus“ stellten die TN nach der Mittagspause in der Dauerausstellung „Mediengeschichten neu erzählt!“ ihr Verständnis von Präventionskettenarbeit vor. 

Am Nachmittag wurde den Teilnehmenden eine erste Einführung in die Wirkungsorientierung gegeben. Zunächst wurde deutlich, dass sich vor allem in den Anfangsphasen von Projekten die To-Do-Listen rasch mit vielen Aufgaben füllen. Im Sinne eines wirkungsorientierten und damit gleichzeitig auch eines strukturierten und reflexiven Arbeitens ist es dennoch erforderlich, sich frühzeitig die Fragen nach dem „Warum“ und „Wofür“ zu stellen. Ein Ziel, das von allen Beteiligten gemeinsam formuliert und getragen wird, ist eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche „wirkungsvolle“ Kooperation. Wirkungsorientierung spiegelt eine Haltung und einen Prozess wieder, der durch kontinuierliches Lernen anhand der registrierten Handlungsfolgen geprägt ist. 

Menschen sitzen in einer Arbeitgruppe zusammen und beantworten eine Aufgabe.

Nach der Klärung einiger Begriffe hatten die Teilnehmenden in Kleingruppen die Gelegenheit, anhand eines Beispiels das Arbeiten mit einem Wirkungsmodell zu erproben. Hier wurde deutlich, wie wichtig die Unterscheidung von Prozessen auf der Leistungsebene (Output) und der eigentlichen Wirkung auf Zielgruppenebene (Outcomes) bzw. auf gesellschaftlicher Ebene (Impact) ist. 

Zum Abschluss der Qualifizierung rückten die zu Beginn des Tages festgehaltenen Erwartungen in den Fokus, um diese mit dem Geschehenen abzugleichen und zusätzlich Wünsche für den zweiten Qualifizierungstag mitzunehmen. Auf den intensiven Qualifizierungstag folgte ein gemeinsamer Ausklang beim Abendessen mit den Teilnehmenden.

Ablauf 2. Tag (11. Mai 2023)

Der zweite Tag der Qualifizierung startete mit der Methode „Die Weisheiten der Nacht“, in der die Teilnehmenden den vorherigen Tag anhand von Bilderkarten reflektierten. Im Anschluss wurden die zentralen Merkmale der Präventionskettenarbeit anhand eines Quiz aufgegriffen und vertieft.

Miriam Zeleke hält einen Vortrag.

Miriam Zeleke, Landesbeauftragte für Kinder- und Jugendrechte, schloss mit einem Impulsvortrag zu den rechtlichen Rahmen(-bedingungen) zur Umsetzung der Kinderrechte in Deutschland und Hessen an. Die Präsentation von Frau Zeleke verdeutlichte, dass Kinderrechte schon an vielen Stellen und in unterschiedlichen Kontexten (rechtlich) gerahmt sind. Gleichzeitig zeigt sich, dass Kinderrechte in den unterschiedlichen Alltagspraxen nicht ausreichend anerkannt, ernstgenommen und umgesetzt werden. 

Stationengespräch: eigene Erfahrungen in der Umsetzung von Kinderrechten

Ziel dieser Einheit war es, einen Raum zur Vergegenwärtigung und Reflexion zur Verfügung zu stellen, um kommunenübergreifend gemeinsam reflektieren und diskutieren zu können, welche Ansätze der Umsetzung von Kinderrechten es schon gibt, und wie diese noch zielführender umgesetzt werden können.

Im Raum verteilt befanden sich vier „Stationen“, wobei jede „Station“ aus einem Flip-Chart bestand, auf dem jeweils ein Prinzip der vier Grundprinzipien der Kinderrechte nach der UN – Kinderrechtskonvention 

  • Recht auf Leben und persönliche Entwicklung
  • Kindeswohlvorrang
  • Recht auf Gleichbehandlung / Diskriminierungsverbot 
  • Recht auf Beteiligung

sowie die zentralen Leitfragen für die dann stattfindende Diskussion: Welche Erfahrungen machen Sie in Ihrem beruflichen Kontext mit der Umsetzung von Kinderrechten? Welche Kinderrechte werden (wie) umgesetzt? vermerkt waren.

Die Gesamtgruppe unterteilte sich in mehrere Kleingruppen, die sich auf die Stationen aufteilten und die Aufgabe hatten, anhand der zentralen Leitfragen kurz zu diskutieren, welche Erfahrungen die Teilnehmenden in den jeweiligen Prinzipien mit der Umsetzung von Kinderrechten haben. Die Diskussionsinhalte und -ergebnisse wurden von den Teilnehmenden stichwortartig auf den Flip-Chart Papieren notiert. Jede Kleingruppe hatte nun einige Minuten Zeit, um die Umsetzung der Kinderrechte in dem jeweiligen Prinzip zu diskutieren und dann – auf ein Signal der Moderation und im selben Rhythmus - von Station zu Station zu ziehen. Zum Schluss sollte jede Gruppe alle vier Stationen durchlaufen haben.

Zum Abschluss erfolgt dann im Plenum eine gemeinsame kurze Betrachtung der gesammelten Aspekte. 

Fallbeispiel: Anwendung der vier Leitprinzipien

Auf dem Boden liegen Moderationskarten um eine Blumenvase herum erarbeitete Ergebnisse einer Gruppenarbeit.

Anhand eines Fallbeispiels: „Neubau einer Kita im ländlichen Raum“ diskutierten die Teilnehmenden gemeinsam, welche Aspekte der vier Leitprinzipien umgesetzt werden müssen, damit der Neubau kinderrechtebasiert gelingen kann. Frau Zeleke stellte hierfür verschiedene Reflexionsfragen, um ein besseres Verständnis für Anwendung der vier Leitprinzipien zu erhalten. 

Der Nachmittag des zweiten Tages stand unter den Fragestellungen: Was ist gute Kindheit und was zeichnet diese aus? Welche Rahmenbedingungen und Aktivitäten fördern das gelingende Aufwachsen von Kindern von 0-10 Jahren in Hessen? 

Mit verschiedenen Reflexionsmethoden setzten sich die Teilnehmenden zuerst mit der Frage auseinander: Was für sie Highlights in der Kindheit waren und stellten gemeinsam fest, dass es oft Aspekte von Freiheit, Gemeinschaft und Selbstbestimmung sind, die eine positive Kindheit auszeichnen. Anschließend erarbeiteten verschiedene Kleingruppe mit Hilfe der Disney-Methode konkrete Umsetzungsideen für ein gelingendes Aufwachsen. Dabei mussten sie zuerst drei unterschiedliche Perspektiven, die des Visionärs, des Kritikers und des Realisten einnehmen, um am Ende konkrete Ideen, die allen drei Perspektiven standhalten, festzuhalten. Zuletzt wurden die finalen Umsetzungsideen den vier Leitprinzipien zugeordnet und in einer gemeinsamen Ergebnissichtung diskutiert. 

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden für das gelungene, erste Qualifizierungsmodul.

Die Veranstaltung wurde von der Landeskoordinierungsstelle Präventionsketten Hessen organisiert. Sie ist bei der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e. V. (HAGE) angesiedelt.

Das Landesprogramm „Präventionsketten Hessen – Gelingendes Aufwachsen, Kinderrechte leben“ wird durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration (HMSI) und die Auridis Stiftung gefördert.

 

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Bild: © Fotos: HAGE/Landeskoordinierungsstelle Präventionsketten Hessen