23.02.2021 - Digitale Auftaktveranstaltung „Gesundheit und Quartier - Wie kann Gesundheitsförderung im Quartier gelingen?“

Gebäude in einer Stadt. Im Hintergrund geht die Sonne auf.

Die digitale Auftaktveranstaltung zum Thema „Gesundheit und Quartier“ fand am 23. Februar 2021 als Kooperationsveranstaltung der Servicestelle Gemeinwesenarbeit Hessen mit dem Zentrum für Nachhaltige Stadtentwicklung in Hessen - Sozialer Zusammenhalt sowie der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC) Hessen statt. Dabei wurde sich besonders mit der Frage beschäftigt, wie Gesundheitsförderung im Quartier gestaltet werden und gelingen kann.

In die Veranstaltung führte Prof. Dr. Heike Köckler, Hochschule für Gesundheit Bochum, die Teilnehmenden in die Thematik Gesundheitsförderung ein und stellte Gelingensbedingungen für Gesundheit als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe dar. Anschließend zeigte sie anhand der Projekte „Gesund durch Bewegung in Wattenscheid“ und „QUERgesund“ in Bochum Herausforderungen und Gelingensfaktoren für Gesundheitsförderung und Prävention im Quartier auf. Nach dem Vortrag hatten die Teilnehmenden Zeit, sich aktiv mit Fragen einzubringen.


Vertonung des Fachvortrags von Prof. Dr. habil. Heike Köckler:

Nach einer kurzen Kaffeepause ging es in vier verschiedenen Workshop-Phasen zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten weiter. In den einzelnen Workshops wurden zuerst Beispiele guter Praxis zu dem jeweiligen Themenschwerpunkt vorgestellt. Die Referent*innen zeigten dabei die Schnittmengen zwischen der Gesundheits- und Quartiersentwicklung auf. Anschließend traten die Referent*innen mit den Teilnehmenden in einen Erfahrungsaustausch. Die Teilnehmer*innen konnten dabei ihre unterschiedlichen Expertisen und Erfahrungen zu Herausforderungen und Gelingensfaktoren aus ihrer Praxis einbringen und weitere Ideen zur Umsetzung in ihrer Praxis generieren.

 

1. Workshop: Gesundheitliche Chancengleichheit von sozial benachteiligten Menschen

Im ersten Workshop stellte Claudia Schmidt, Projektkoordinatorin und Quartiersentwicklung der Stadt Hameln, das Praxisbeispiel „Hameln kann’s - eine gesamtstädtische Strategie der integrierten Quartiersentwicklung“ vor. Dabei ging Frau Schmidt auf die Projektziele von „Hameln kann’s“ sowie auf Gelingensfaktoren für eine integrative Quartiersentwicklung aus Sicht der Stadt Hameln ein. Anhand von zehn verschiedenen Faktoren zeigte sie den Teilnehmenden auf, wie Gesundheitsförderung in den Hamelner Quartieren gelingt. In der Arbeitsphase wurde eine Stärken-Schwächen-Analyse des Musterstadtteils Südstadt durchgeführt. Die Ergebnisse der Ziele und Maßnahmen, die die Teilnehmenden für verschiedene Handlungsfelder erarbeiteten, sind in dem Schaubild dargestellt. Insgesamt gab der Vortrag einen sehr guten Einblick in die Zusammenarbeit von Quartiersmanager*innen und Gemeinwesenarbeiter*innen zum Thema Gesundheitsförderung im Quartier und zeigte die Schnittmengen zwischen der Gesundheits- und Quartiersentwicklung auf. Das Fazit von Frau Schmidt war, dass integrierte Quartiersentwicklung und Sozialraumorientierung gute Voraussetzungen für Gesundheitsförderung schaffen und durch vielfältige Kontakte im Quartier die Planung gestärkt wird. Abschließend kann festgehalten werden, dass Gesundheitsförderung nur gemeinsam vor Ort durch eine ressortübergreifende und integrierte Strategie unter Beteiligung der Bewohner*innen im Quartier gelingen kann.

Praxisbeispiel: Claudia Schmidt (Bei inhaltlichen Rückfragen zu dem Vortrag wenden Sie sich gerne per E-Mail an uns: kgc-hessen@hage.de
Schaubild: Stärken-Schwächen-Analyse des Musterstadtteils Südstadt

 

2. Workshop: Umsetzung einer integrierten Strategie zu Umweltgerechtigkeit

Im Zweiten Workshop zur Umsetzung einer integrierten Strategie zu Umweltgerechtigkeit stellten die beiden Pilotkommunen Kassel und Marburg ihre jeweiligen Projekte vor. Wissenschaftlich begleitet durch das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) wurde in den beiden Städten und in Marburg zusätzlich im Rahmen des Städtebauförderprogramms „Sozialer Zusammenhalt“ erprobt, wie sich Umweltgerechtigkeit in der kommunalen Praxis umsetzten lässt.

Im Vergleich wurde hierbei sichtbar, dass es nicht „den einen Weg“ bei der Wahl des Ansatzes zur Implementierung von Umweltgerechtigkeit gibt. Kassel entschied sich für eine Top-down-orientierte Herangehensweise und legte den Schwerpunkt auf einen Analyse-, Konzeptions- und Organisationsansatz. In den Arbeitsgruppen auf Verwaltungsebene wurde zunächst ein Verständnis von Umweltgerechtigkeit ausgelotet, um darauf basierend eine gesamtstädtische Analyse zu gesundheitsrelevanten, Umwelt- und sozialbezogenen Indikatoren sowie von anschlussfähigen Planungen und Programmen folgen zu lassen. Als zweiter Schritt steht jetzt die Vertiefung der Analyse und die Umsetzung auf Quartiersebene an.

Marburg dagegen legte eine starke Gewichtung auf die Buttom-up-Orientierung. Der Schwerpunkt lag in der Praxisumsetzung, integriert in die Programmphilosophie des Städtebauförderprogramms „Sozialer Zusammenhalt“. In der Konzeptentwicklung richtete sich der Fokus auf realistische Perspektiven der Umsetzbarkeit. Hierbei standen Beteiligungsprojekte von Bewohner_innen und eine aktive Einbindung des Trägers der Gemeinwesenarbeit im Projektgebiet stark im Vordergrund.

Als mögliche Stolpersteine stellte sich in beiden Pilotkommunen heraus, dass sich die Quartiersebene nicht ohne weiteres auf die gesamtstädtische Ebene übertragen lässt. Und umgekehrt genauso. Um Umweltgerechtigkeit sozial verträglich zu gestalten ist es unabdingbar, die Expert_innen vor Ort in alle Prozessebenen einzubinden und dies als Ressource einzukalkulieren.  

Praxisbeispiel (1): Jürgen Kaiser und Christina Hey, Marburg
Praxisbeispiel (2): Dr. Anja Starick und Dr. Louise Leconte, Kassel (Bei inhaltlichen Rückfragen zu dem Vortrag wenden Sie sich gerne per E-Mail an uns: kgc-hessen@hage.de

 

3. Workshop: Generationsübergreifende Quartiersentwicklung und Sozialraumorientierung

Im dritten Workshop stellte Prof. Dr. Michael May von der Hochschule RheinMain die zwei Forschungsprojekte „Amiqus – Ältere Migrant*innen im Quartier – Stützung und Initiierung von Netzwerken der Selbstorganisation und Selbsthilfe“ und „OPEN – Interkulturelle Öffnung der Pflegeberatung“ vor. Prof. Dr. May präsentierte in dem Vortrag seine Erkenntnisse aus der Forschung zur Erreichbarkeit von älteren Migrant*innen. Dabei charakterisierte er zwei verschiedene Idealtypen von migrantischen Älteren, die jeweils durch unterschiedliche Herangehensweisen erreicht werden können und verwies auf bestehende Mischformen. Fazit des Vortrages war, dass es verschiedene differenzierte Zugänge braucht, um die älteren Menschen mit Migrationshintergrund bedarfsgerecht zu erreichen.

Weitere Informationen zu den Forschungsprojekten finden Sie unter: www.hs-fulda.de und www.projekt-open.de .

Praxisbeispiel: Prof. Dr. Michael May 

 

4. Workshop: Quartiers- und stadtteilbezogene Gesundheitsförderung

Im vierten Workshop zum Thema quartiers- und stadtteilbezogene Gesundheitsförderung wurden zwei Projektbeispiele Guter Praxis, die im Rahmen des Präventionsgesetzes initiiert wurden, vorgestellt. Nils Stakowski und Boris Metz von Gesundheit Berlin-Brandburg e.V. präsentierten die Clearingstelle „Gesund für Quartiere der Sozialen Stadt“ die an die Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Berlin angesiedelt ist. Sie berichteten von der sektorübergreifenden Zusammenarbeit mit den Berliner Senatsverwaltungen und den gesetzlichen Krankenkassen und -verbänden. Die Clearingstelle unterstützt Quartiersmanagementgebiete darin, gute Gesundheitsförderungsprojekte umzusetzen und bestehende Ressourcen für Gesundheitsförderung zu bündeln.

Julia Kretschmer aus dem Gesundheitsamt Region Kassel berichtete von der Kasseler Umsetzung des Kooperationsprojektes „KaFöG – Kassenübergreifende Kooperation von Mikroprojekten für Gesundheit“. Das Projekt fördert in lokaler Partnerschaft mit Krankenkassen jährliche Projekte zu den Themen Bewegung, Ernährung, Stressmanagement und Sucht. Die Förderung richtet sich an werdende junge Familien, Alleinerziehende, Kinder- und Jugendliche, ältere sowie arbeitslose Menschen.

Faktoren, wie z.B. ein niedrigschwelliges Förderverfahren, partizipative Einbindung von Bürger*innen, regelmäßige Austauschformate sowie eine kooperative Zusammenarbeit mit Fördermittelgebern tragen zur gelingenden Umsetzung von gesundheitsfördernden Quartiers- und Stadtteilprojekten bei.

Praxisbeispiel (1): Nils Stakowski und Boris Metz, Berlin
Praxisbeispiel (2): Julia Kretschmer, Kassel

 

Nach der Vorstellung der Blitzlichter aus der Workshopphase hatten die Teilnehmer*innen nochmal die Gelegenheit in den fachlichen Austausch zu treten.

Moderiert wurde die Veranstaltung durch die Servicestelle Gemeinwesenarbeit Hessen, dem Zentrum für Nachhaltige Stadtentwicklung in Hessen - Sozialer Zusammenhalt und der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Hessen.

Insgesamt nahmen 95 Akteur*innen aus den Bereichen der Gemeinwesenarbeit, Quartiersentwicklung, Nachbarschaftshilfe, Seniorenarbeit, Soziales, Gesundheit, Kinder- und Jugendhilfe sowie weitere Kooperationspartner und Interessierte aller Regionen Hessens und bundesweit teil.

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden für das große Interesse an der Veranstaltung und für den gelungenen Austausch.

Die Auftaktveranstaltung ist eine Kooperationsveranstaltung der Servicestelle Gemeinwesenarbeit Hessen mit dem Zentrum für Nachhaltige Stadtentwicklung in Hessen - Sozialer Zusammenhalt und der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC) Hessen


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Bild: © deberarr-stock.adobe.com