Veranstaltung

Präventionsketten Hessen – Gemeinsam stark für ein gelingendes Aufwachsen in Hessen

Bericht zum Jahresfachtag des Landesprogramms „Präventionsketten Hessen“ am 10.12.2024

20. Januar 2025
Der Fachtag versammelte rund 100 Akteur*innen aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft. Die Teilnehmenden diskutierten Ansätze und Zukunftsperspektiven von armutssensiblen und kinderrechtsbasierten Strategien für ein gelingendes Aufwachsen und tauschten sich zu Erfahrungen und Herausforderungen beim Auf- und Ausbau von Präventionsketten aus.
Baum, auf dem Kinder spielen

Der Jahresfachtag  des Landesprogramms „Präventionsketten Hessen“ am 10.12.2024 in der Evangelischen Akademie Frankfurt wurde unter dem Motto "Gemeinsam stark für ein gelingendes Aufwachsen in Hessen – voneinander lernen für (neue) kreative Lösungsideen" veranstaltet. 

Seit Beginn des Landesprogramms „Präventionsketten Hessen" 2022 haben zehn hessische Kommunen verschiedene Prozessschritte zum Auf- und Ausbau einer integrierten Gesamtstrategie für ein gelingendes Aufwachsen vor Ort unternommen. Der Fachtag bot Gelegenheit, gemeinsam einen Blick auf die Entwicklungen der beteiligten Kommunen im Landesprogramm zu werfen und sich zu verschiedenen Ansätzen, Erfahrungen, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven auszutauschen. Dazu kamen rund 100 Teilnehmende aus hessischen Kommunen, der Landes- und Bundesebene zusammen.

Begrüßung & Grußworte

Zur Eröffnung des Jahresfachtages begrüßten Feridun C. Öztropak (Moderator der Veranstaltung), Rajni Kerber (Leitung des Landesprogramms "Präventionsketten Hessen", HAGE) sowie Ministerin Diana Stolz vom Hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege (HMFG) die Teilnehmenden. Frau Stolz betonte in Ihren Grußworten die Bedeutung des gemeinsamen Engagements und des Landesprogramms für ein gelingendes Aufwachsen von Kindern in Hessen.

Rajni Kerber sprach zusammen mit Sabine Stahl (Hessisches Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege, Referentin/stellv. Referatsleitung im Referat Familienpolitik, Frühe Hilfen, Kinderschutz) und Marc von Krosigk (Geschäftsführer, Auridis Stiftung) über Relevanz und Zukunftsperspektiven von Präventionsketten als strategisches Maßnahmenbündel gegen Kinderarmut. Sie betonten, wie wichtig es ist, weiter an Strategien zu arbeiten, um Kinderarmut zu bekämpfen. Denn in Hessen ist bereits jedes vierte Kind von Armut betroffen. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist dabei das Konzept der Präventionsketten. Es soll vor Ort dabei helfen, Strategien zu entwickeln, die die Folgen von Kinderarmut bekämpfen und Kinder sowie Familien dabei unterstützen, gut aufzuwachsen. Alle Anwesenden betonten ihre Entschlossenheit, die Präventionsketten in Hessen auch über das Jahr 2025 hinaus weiterzuentwickeln und nachhaltig zu fördern.

Ministerin Diana Stolz
Ministerin Diana Stolz vom Hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege

 

Präventionsketten Hessen – Ein Blick hinter die Kulissen

Stellvertretend für die Landeskoordinierungsstelle Präventionsketten Hessen gab Dr. Sarah Mümken einen „Blick hinter die Kulissen“. Sie stellte die Grundidee einer Präventionskette sowie die konkrete Ausgestaltung des Landesprogramms in Hessen dar.  Ziel ist es, durch eine integrierte kommunale Gesamtstrategie allen Kindern ein gelingendes und chancengerechtes Aufwachsen zu ermöglichen. Gemeinsam sollen Ressourcen gebündelt und Doppelstrukturen vermieden werden. 

Bernd Hormuth, stellvertretender Amtsleiter des Jugendamts der Stadt Offenbach am Main, gab einen kompakten Einblick in die Umsetzung der Präventionskette in Offenbach, angefangen beim Beschluss der Stadtverordneten bis hin zur Strategie und Arbeitsstruktur. Er betonte die Wichtigkeit eines armutssensiblen Handelns, bei dem Fachkräfte für verdeckte Armut sensibilisiert werden und passgenaue Unterstützung leisten. Herr Bernd Hormuth machte deutlich, dass diese Maßnahmen langfristig die Lebensbedingungen von Kindern und Familien verbessern sollen.

Impulse aus der Wissenschaft

Dr. Gerlinde Janschitz, wissenschaftliche Referentin des Deutschen Jugendinstituts, präsentierte die Herausforderungen und Chancen für ein gelingendes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen. Die zentralen Themen ihres Vortrages waren die Bekämpfung von Kinderarmut, die Förderung von Chancengleichheit und die Beteiligung von Kindern an politischen und sozialen Entscheidungsprozessen.

Ein wichtiger Rahmen für diese Maßnahmen ist die Europäische Garantie für Kinder, die soziale Ausgrenzung verhindern und allen Kindern den Zugang zu grundlegenden Diensten wie Bildung, Gesundheitsversorgung und angemessenem Wohnraum sichern soll. In Deutschland wurde hierzu 2023 der Nationale Aktionsplan (NAP) „Neue Chancen für Kinder“ verabschiedet, der sich das Ziel gesetzt hat, die Lebensbedingungen von Kindern unter 18 Jahren, die von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht sind, spürbar zu verbessern.

Dr. Janschitz betonte, dass ein gelingendes Aufwachsen aller Kinder eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Strukturen und politische Rahmenbedingungen müssen Kinder in den Mittelpunkt stellen und ihnen Perspektiven bieten.

Die Fachforen mit Praxisbeispielen aus den teilnehmenden Kommunen

In den Fachforen wurden Praxisbeispiele aus den teilnehmenden Kommunen präsentiert, die konkrete Maßnahmen und deren Umsetzung im Rahmen der vier Leitdimensionen Gesundheitsförderung, Chancengerechte Strukturentwicklung, Kinderrechte und Wirkungsorientierung aufzeigten. Die Teilnehmenden konnten in zwei Durchgängen unterschiedliche Foren besuchen und eine Vielfalt an Ansätzen und Maßnahmen kennenzulernen. 

Impulsvortrag „Netzwerken ist kein Luxus“

Dr. Heinz-Jürgen Stolz vom Qualitätsverbund Präventionsketten hielt einen Fachvortrag mit dem Titel „Netzwerken ist kein Luxus“. Unter dem Leitgedanken „Sinnfokussierung: Kommunale Präventionsketten als Fachkonzept“ betonte er, dass Präventionsketten ein Gemeingut seien und ein kinderfreundliches Gemeinwesen voraussetzen.

Dr. Stolz verdeutlichte, dass eine kommunale Gesamtstrategie ein Leitbild, ein integriertes Handlungskonzept und wissensbasiertes, wirkungsorientiertes Handeln umfassen müsse. Besonders betonte er, dass die Implementierung von Präventionsketten einen langfristigen Prozess darstellt, der in der Regel sieben bis zehn Jahre dauert. Die ersten ein bis zwei Jahre dienen lediglich dazu, die Grundlage für den Aufbau dieser Strukturen zu schaffen.

Tagungsbeobachtung und Gesamtfazit des Fachtages

Am Ende des Tages gaben Sabine Stahl (HMFG, Referentin/stellv. Referatsleitung im Referat Familienpolitik, Frühe Hilfen, Kinderschutz), Miriam Zeleke (HMSI, Landesbeauftragte für Beteiligung und Förderung von Kindern und Jugendlichen) und Maike Olberding (HMFG, Referentin/ stellv. Referatsleiterin im Referat IV4 Prävention, Suchthilfe) einen kurzen Rückblick auf den Tag aus ihrer Sicht:

Der Fachtag zu den Präventionsketten in Hessen bot spannende und aufschlussreiche Einblicke in die Arbeit der Kommunen vor Ort sowie in die landesweiten Bestrebungen, das gelingende Aufwachsen von Kindern und Familien in Hessen zu fördern. Es gelang, das abstrakte Konzept der Präventionsketten durch vielfältige Praxisbeispiele greifbar und anschaulich zu machen. Ein großer Dank gilt allen, die sich dafür einsetzen, Präventionsketten in Hessen voranzutreiben, Kinderrechte zu fördern und die Gesundheitsförderung zu stärken. Das Land Hessen wird auch weiterhin daran arbeiten, die Präventionsketten in den Kommunen zu stärken und auszubauen.

Rajni Kerber (Programmleitung Präventionsketten Hessen, HAGE) schloss den Tag mit drei zentralen Schlagworten, die den Fachtag prägten: 

  • Pragmatismus: Trotz der Herausforderungen in der kommunalen Präventionskettenarbeit bleibt es entscheidend, pragmatisch und tatkräftig zu handeln, um Fortschritte zu erzielen.
  • Kreativität: Viele Maßnahmen erfordern innovative Ansätze und den Mut, über den Tellerrand zu schauen. Die kreative Umsetzung in den Kommunen zeigt, wie wichtig diese Perspektive ist, um die Arbeit nachhaltig weiterzuentwickeln.
  • Mut: Komplexe Aufgaben anzugehen, Veränderungsprozesse in der kommunalen Praxis anzuregen und neue Wege zu beschreiten, sind essenziell. Insbesondere im Einsatz für Kinder und Familien in Hessen ist dieser Mut unverzichtbar. 

Der Fachtag hat gezeigt, wie wertvoll der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Landes- und Kommunalebene sind. Gemeinsam wird es gelingen, die Präventionsketten in Hessen weiterzuentwickeln und die Lebensbedingungen für Kinder und Familien nachhaltig zu verbessern.

Tageseindrücke

v.l.n.r. Feridun Ötzoprak, Rajni Kerber, Sabine Stahl, Marc von Krosigk
v.l.n.r. Ministerin Diana Stolz und Rajni Kerber
Vortrag Dr. Sarah Mümken
Vortrag Bernd Hormuth
Jahresfachtag 2024
Vortrag Frau Dr. Janschitz
Jahresfachtag 2024
Vortrag Fachforum 1: Jihan Baday
Fachforum 1
Vortrag Fachforum 2: Myriam Lamotte-Heibrock
Vortrag Fachforum 2: v.l.n.r. Sabrina Kruse, Linda Huf-Hoko, Kristina Salman
Fachforum 2
Vortrag Fachforum 3: Lena Schandor
Vortrag Fachforum 3: Mareike Zielke
Fachforum 3
Vortrag Fachforum 4: Bettina Kroh
Vortrag Fachforum 4: Karin Bahlo
Fachforum 4
Frage aus dem Publikum
Illustration Sandra Beer
v.l.n.r. Feridun Öztoprak, Sabine Stahl, Miriam Zeleke, Maike Olberding

Die Impulse und Ergebnisse des Fachtages werden von der Landeskoordinierungsstelle aufbereitet, mit den beteiligten Kommunen, Förderern und weiteren interessierten Akteur*innen reflektiert und in der zukünftigen Präventionskettenarbeit in Hessen berücksichtigt. 

Wir bedanken uns bei allen Mitwirkenden und Teilnehmenden für das große Interesse an der Jahresfachtagung und den gelungenen Austausch zu kinderrechtebasierten Präventionsketten.

Bilder: © Fotos: HAGE/andreasmann.net

Illustration (Präventionsketten-Baum): © HAGE/Sandra Beer