Schulgesundheitsfachkräfte in Hessen

Schülerinnen und Schüler die sich Wohlfühlen

Mit dem Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften stärkt das Land Hessen die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler im Setting Schule und erhöht die Bildungschancen.

Die Schulkrankenschwester (School Nurse) hat in vielen Ländern eine lange Tradition. In den USA und Großbritannien gibt es School Nurses bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Schule ist eine Lebenswelt, die für die gesundheitliche Entwicklung der Schülerinnen und Schüler von zentraler Bedeutung ist. Hier kann Gesundheit erlebt, gefördert und gelernt werden. Insbesondere chronisch kranke und behinderte Schülerinnen und Schüler erhalten häufig nicht die notwendige Unterstützung. Hier ergänzen und verzahnen multiprofessionelle Teams verschiedene Unterstützungsangebote, um Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern. Schulgesundheitsfachkräfte übernehmen als Fachpflegekräfte die gesundheitliche Versorgung, Gesundheitsförderung und Prävention und vernetzen mit schulischen und außerschulischen Angeboten oder kommunalen Fachdiensten. Das 2017 modellhaft gestartete Projekt wird derzeit im Rahmen eines Landesprogramms an allgemeinbildenden Schulen in Hessen fortgeführt und sukzessive mit zusätzlichen Stellen ausgebaut.

Schule im Wandel

Kinder und Jugendliche wachsen in Deutschland überwiegend gesund auf. Die Ergebnisse der KIGGS-Welle 2 weisen für die Mehrheit der befragten Kinder und Jugendlichen (95,7%) einen guten subjektiven Gesundheitszustand aus. Gleichzeitig ist eine Zunahme chronischer Erkrankungen bei Schülerinnen und Schülern zu beobachten. Mehr als jedes sechste Kind oder Jugendlicher meistert den Schulalltag mit Heuschnupfen (8,8 %), Neurodermitis (7,0 %) und Asthma bronchiale (3,5 %). 16,9 % der Kinder und Jugendlichen weisen psychische Auffälligkeiten auf.  Fast 200.000 der unter 18-Jährigen galten im Jahr 2019 bundesweit als schwerbehindert. Hinzu kommen im Jahr 2023 insgesamt 1.025.963 gemeldete Schulunfälle sowie insgesamt 92.308 Schulwegunfälle. Alle betroffenen Kinder und Jugendlichen benötigen punktuell oder dauerhaft Unterstützung in der Schule. 

Der fortschreitende Ausbau von Ganztagsschulen hat viele Aufgaben aus dem familiären Umfeld in die Schule verlagert. Diese gesellschaftlichen Trends und das Streben nach Bildungsgerechtigkeit stellen die Schulen vor große Herausforderungen. 

Gesundheit von Schülerinnen und Schülern in Deutschland aus Sicht der HBSC-Studie

Kinder und Jugendliche an deutschen Schulen schätzen ihren Gesundheitszustand überwiegend als gut ein. Die repräsentativen Befragungen an Schulen der bundesweiten HBSC-Studie (Health Behaviour in School-aged Children) werden alle vier Jahre durchgeführt. Die aktuellen Daten für Deutschland wurden von einem Forschungsverbund unter Leitung der Technischen Universität München (TUM) und der Universitätsmedizin Halle erhoben. Die untersuchten Parameter umfassen Fragen zu körperlicher Aktivität, Mobbing und Cybermobbing, psychischem Wohlbefinden, Gesundheitskompetenz und gesundheitlicher Ungleichheit. An der aktuell veröffentlichten Studie nahmen 6.475 Schülerinnen und Schüler im Alter von 11 bis 15 Jahren aus ganz Deutschland teil.

Exemplarisch finden Sie hier einige ausgewählte Ergebnisse der aktuellen Studie:

Gesundheitskompetenz
  • 24,4% der Schülerinnen und Schüler verfügen über eine geringe Gesundheitskompetenz.  Im Schuljahr 2017/2018 waren es 21,4 %. 
  • Die Unterschiede variieren stark nach Alter, Geschlecht, Schultyp und familiärem Wohlstand.
  • Eine geringe Kompetenz korreliert mit einer hohen psychosomatischen Belastung.
Bewegungsverhalten
  • Nur 10,8 % der Mädchen und 20,9 % der Jungen erreichen die WHO-Empfehlung von mindestens 60 Minuten körperlicher Aktivität pro Tag.
  • Je älter die Befragten sind, desto weniger bewegen sie sich. Während rund 15 Prozent der elfjährigen Mädchen die WHO-Bewegungsempfehlung erreichen, sind es bei den 15-Jährigen nur noch knapp sieben Prozent.
  • Der Bedarf an Bewegungsförderung ist nach wie vor hoch, insbesondere bei Mädchen.
Subjektive Gesundheit und psychosomatische Beschwerden
  • 84 Prozent der Befragten schätzen ihren Gesundheitszustand als gut ein, 87 Prozent geben eine hohe Lebenszufriedenheit an.
  • Seit 2010 ist ein kontinuierlicher Anstieg der psychosomatischen Beschwerden zu beobachten.
  • Mädchen und ältere Jugendliche berichten häufiger von schlechter Gesundheit, geringer Lebenszufriedenheit oder multiplen psychosomatischen Beschwerden.

Originalpublikation

Health Behaviour in School-aged Children (HBSC) - Nationale Survey-Ergebnisse 2022 und Trends

 

Bedeutung von Schulgesundheitsfachkräften in Ganztagsschulen

Der Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften wirkt sich positiv auf die Förderung von Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit aus. Schulgesundheitsfachkräfte fördern die gesundheitliche Chancengleichheit, indem sie Schüler, Lehrkräfte und Eltern beraten und unterstützen. Insbesondere erleichtern sie den Schulbesuch für Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen. Durch ihre niedrigschwellige Arbeit in multiprofessionellen Teams leisten sie einen Beitrag zum Abbau von Barrieren im Bildungsbereich und zur Stärkung der Gesundheitskompetenz. Zudem ermöglichen sie die frühzeitige Erkennung und Behandlung von gesundheitlichen Problemen bei Schülerinnen und Schülern. Gerade im Ganztagsbetrieb von Schulen hat die gesundheitliche Betreuung während der Schulzeit an Bedeutung gewonnen. Diese Aufgabe kann nicht allein von den Lehrkräften geleistet werden. Der niederschwellige Zugang zu medizinisch‐pflegerischen und psychosozialen Leistungen außerhalb des Gesundheitssystems bietet Begleitung und Beratung bei anfallenden Anpassungs‐ und Bewältigungsanforderungen von Familien mit chronisch kranken oder behinderten Kindern und Jugendlichen.

Gutachten belegen, dass Investitionen in diese Fachkräfte positive volkswirtschaftliche Effekte haben, da sie langfristig die Gesundheitskosten senken und die Produktivität durch gesündere und besser ausgebildete Arbeitskräfte erhöhen. Die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Gesundheitsproblemen verhindert hohe Folgekosten im späteren Leben. Gesundheitlich geförderte Kinder haben bessere Chancen auf eine erfolgreiche Schullaufbahn, was sich wiederum positiv auf ihre spätere berufliche Entwicklung und ihren gesellschaftlichen Beitrag auswirkt.

Daher verfolgt der Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften folgende Ziele:

  • Etablierung eines gesundheitsförderlichen Schulklimas
  • Vermittlung und Verbreitung von Gesundheitswissen und -kompetenzen
  • Verbesserung der Lernvoraussetzungen für alle Schülerinnen und Schüler
  • Integration chronisch kranker Schülerinnen und Schüler sowie Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen
  • Verbesserung der Teilhabe von Schülerinnen und Schülern mit chronischen Erkrankungen sowie Schülerinnen und Schülern mit Behinderungen
  • Reduktion von Fehlzeiten von Schülerinnen und Schülern sowie dem Schulpersonal
  • Entlastung der Lehrkräfte, und des Sekretariats von gesundheitsbezogenen Aufgaben 
  • Entlastung der Eltern/Sorgeberechtigten
  • Reduktion der Unfallzahlen und Unfallkosten
Aufgaben einer Schulgesundheitsfachkraft
  • Erstversorgung bei akuten Beschwerden oder Verletzungen in der Schule,  z.B. Erste-Hilfe, Kopf- oder Bauchschmerzen
  • Ansprech- und Vertrauensperson für Schülerinnen und Schüler (Schweigepflicht)
  • Unterstützung bei chronischen Erkrankungen/ Behinderungen sowie nach krankheitsbedingter längerer Abwesenheit, z. B. Blutzuckermessung oder Medikamenteneinnahme
  • Unterstützung bei Gesundheits- und Entwicklungsstörungen z.B. durch Beratung bei Gewichtsauffälligkeiten oder Bewegungsstörungen und bei Bedarf anschließender Weitervermittlung
  • Planung und Durchführung von gesundheitsbezogenen Programmen z.B. als Expertin oder Experte für bestimmte Unterrichtsthemen
  • Mitarbeit an der Entwicklung einer gesünderen Schulumgebung
  • Interdisziplinäre inner- und außerschulische Zusammenarbeit/ Lotsenfunktion
  • Administrative und sonstige Tätigkeiten

Die HAGE begleitet die Einführung, Umsetzung und Weiterentwicklung des Landesprogramms in Kooperation mit dem Hessischen Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen. Im Rahmen des Auftrags bietet HAGE für Staatliche Schulämter, Schulträgern, Schulleitungen und Schulgesundheitsfachkräften folgende Angebote:

  • Beratung zu fachlichen Fragen im Bereich der schulischen Gesundheitsförderung und Prävention
  • Beratung zu organisatorischen und räumlichen Rahmenbedingungen an den Schulstandorten
  • Vernetzung und Kooperation mit anderen Programmen und Initiativen zur Gesundheitsförderung an Schulen
  • Organisation des Erfahrungsaustausches für Schulleitungen, die staatlichen Schulämter und die
    Schulgesundheitsfachkräfte
  • Qualitätssicherung, Überprüfung und kontinuierliche Weiterentwicklung des Programms
  • Entwicklung von Standards und Leitlinien

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