Aus der Praxis

Gelebte Kooperation für mehr Bewegung im Alter

Wie aus einem Modellprojekt ein tragfähiges Netzwerk wurde

Was bleibt von einem Modellprojekt, wenn die Förderung endet? In Offenbach am Main ist die Antwort eindeutig: Ein tragfähiges Netzwerk, das bis heute konkret und wirksam dazu beiträgt, älteren Menschen Bewegung, Teilhabe und Gesundheit im Alltag zu ermöglichen.

Ältere Menschen spazieren durch einen Park

Bewegung als Lebensqualität – von Anfang an im Fokus

Das 2020 gestartete Modellprojekt „Bewegt älter werden in Offenbach am Main“ hatte ein ambitioniertes Ziel: Es sollte eine bewegungsfördernde, seniorengerechte Infrastruktur geschaffen werden – quer durch alle Lebensbereiche, vom öffentlichen Raum bis zu den sozialen Angeboten vor Ort. Anstatt sich ausschließlich auf die Förderung des Sports zu konzentrieren, wurde ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt, bei dem die Lebenswelt der älteren Menschen im Mittelpunkt stand.

Dabei wurden Aspekte wie Alltagsbewegung, soziale Kontakte und die bauliche Umgebung gemeinsam mit den älteren Menschen untersucht, bewertet und weiterentwickelt. Neben einer Bürgerbefragung kamen auch kreative Beteiligungsformate wie eine Fotoaktion oder Stadtteilspaziergänge zum Einsatz. Die Ergebnisse dienten als Grundlage für konkrete Maßnahmen: besser zugängliche Treffpunkte, niedrigschwellige Bewegungsangebote und eine verbesserte Aufenthaltsqualität im Quartier. So wurden beispielsweise Lücken von regelmäßigen Bewegungsangeboten im Freien ohne Anmeldepflicht in den verschiedenen Stadtteilen geschlossen und ein Platz durch Sitzgelegenheiten mit Aufstehhilfen und schattenspendender Bepflanzung aufgewertet. 

Rolle der HAGE im Vorhaben „Bewegt älter werden in Offenbach“

Die Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e. V. (HAGE) übernahm im Modellprojekt „Bewegt älter werden in Offenbach“ eine zentrale fachliche Begleit- und Unterstützungsrolle. Ziel war es, die Stadt Offenbach bei der Entwicklung und dem Ausbau bewegungsfördernder Strukturen für ältere Menschen systematisch zu unterstützen. Als landesweit tätige Fachorganisation brachte HAGE ihre Expertise für gesundes Altern und kommunale Gesundheitsförderung insbesondere bei der Konzeption und Umsetzung bewegungsfördernder Maßnahmen im kommunalen Kontext ein. Im Fokus stand dabei der lebensweltorientierte Ansatz, der auf Partizipation, bedarfsgerechte Angebote und eine seniorengerechte Infrastruktur setzte. 

Konkret wirkte der Arbeitsbereich Gesund altern in folgenden Bereichen mit:
  • Fachliche Beratung bei der Entwicklung lebensweltorientierter, bewegungsfördernder Maßnahmen
  • Qualitätsentwicklung durch begleitende Reflexion und Impulse zur partizipativen Prozessgestaltung
  • Vernetzung mit weiteren Kommunen und Akteur*innen in Hessen zur Förderung des fachlichen Austauschs und zur Übertragbarkeit guter Praxis
  • Methodische Unterstützung bei Beteiligungsformaten wie Bürgerbefragungen, Stadtteilspaziergängen und Workshops
     

Von der Projektgruppe zum nachhaltigen Netzwerk: Bewegung braucht Beteiligung und Strukturen

Was als Projektgruppe begann, wurde nach Projektende im Jahr 2022 nicht aufgelöst, sondern verstetigt. Heute trifft sich das Netzwerk „Bewegt älter werden in Offenbach“ zweimal jährlich, um die Bewegungsidee weiter in die Praxis umzusetzen. Die regelmäßigen Treffen haben sich zu einer etablierten Austausch- und Steuerungsplattform entwickelt. Sie zeigen eindrucksvoll, wie Kooperation, Partizipation und lokale Expertise gemeinsam wirken können. 

Das Netzwerk liefert mittlerweile handfeste Ergebnisse: „Rollator-Fit“-Kurse, offene Bewegungstreffs oder Bewegungsangebote in Seniorentreffs fördern nicht nur körperliche Aktivität, sondern auch soziale Kontakte und Teilhabe. Sie sind direkt aus dem Bedarf heraus entstanden und damit ein Beispiel für erfolgreiche Gesundheitsförderung aus der Lebenswelt der älteren Menschen heraus. Die Stadt Offenbach bindet zudem gezielt weitere Fachbereiche wie Stadtplanung, das Sozial- und Gesundheitsamt sowie das Sportamt ein. So entsteht ein ganzheitlicher Blick auf die Lebensrealität älterer Menschen und es ergeben sich Anknüpfungspunkte für weitere Maßnahmen, die durch das Netzwerk angestoßen werden. 

Was Kommunen daraus lernen können

Das Netzwerk „Bewegt älter werden in Offenbach“ zeigt beispielhaft, wie nachhaltige Gesundheitsförderung für und mit älteren Menschen in die kommunale Praxis integriert werden kann – nicht als befristetes, isoliertes Projekt, sondern als langfristig angelegter Prozess, der auf etablierten Strukturen, fachübergreifender Zusammenarbeit und lokalem Bezug aufbaut. 

Wichtigste Erfolgsfaktoren
  • Nur wo Strukturen vorhanden sind, können Bedarfe aufgegriffen, Ideen und Maßnahmen entstehen, weiterentwickelt und langfristig verstetigt werden.
  • Die enge Zusammenarbeit zahlreicher Akteur*innen aus der Stadtverwaltung, von freien Trägern, Vereinen und der Quartiersarbeit.
  • Der Erfolg liegt dabei in der kontinuierlichen Kommunikation, gegenseitigen Wertschätzung und der Bereitschaft, sektorübergreifend zu denken. 
Rolle der HAGE im Netzwerksprozess.

Auch nach dem offiziellen Projektende im Jahr 2022 ist die HAGE weiterhin als fachliche Partnerin im laufenden Netzwerkprozess aktiv. Sie begleitet die Stadt Offenbach und die lokalen Koordinierungsstellen mit ihrer Expertise und unterstützt das entstandene Netzwerk „Bewegt älter werden in Offenbach“ bei der Weiterentwicklung und Evaluation seiner Aktivitäten. So begleitete die HAGE beispielsweise den strukturierten Reflexionsprozess des Netzwerks. Durch die kontinuierliche fachliche Begleitung trägt sie dazu bei, dass gesundheitsfördernde Strukturen nicht nur aufgebaut, sondern auch verstetigt und weiterentwickelt werden können – eingebettet in kommunale Prozesse und abgestimmt auf die Bedarfe der älteren Bevölkerung.

Netzwerktreffen am 27. Mai 2025 – Evaluation als Motor für Weiterentwicklung

Bei dem letzten Netzwerktreffen am 27. Mai 2025 stand die Evaluation der bisherigen Arbeit im Mittelpunkt. Die Beteiligten reflektierten gemeinsam das Leitbild, bestehende Kooperationen, Rollen und Strukturen. Die regelmäßige Überprüfung der Netzwerkarbeit ist entscheidend, um Qualität zu sichern und auf neue Bedarfe einzugehen. Das Ergebnis waren konkrete Impulse für mehr Zusammenarbeit und neue Ideen für die Weiterentwicklung. So wurden beispielsweise weitere Kooperationsmöglichkeiten zu den Themen wie Einsamkeit und Isolation von älteren Menschen gesehen, die mit der Erreichung dieser beim nächsten Mal eruiert werden sollen. 

© KI generiertes Bild mit ChatGPT