Verabschiedung des Geschäftsführers der HAGE e. V.
Unser Geschäftsführer, Dieter Schulenberg, hat sich nach acht Jahren Tätigkeit in der HAGE e. V. in seinen wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Aufgrund der aktuellen Lage um die Corona-Pandemie musste die Abschiedsfeier, ebenso wie unsere Jubiläumsfeier "Sechs Jahrzehnte Gesundheitsförderung", in deren Rahmen die Verabschiedung stattfinden sollte, entfallen.
In einem kurzen, spontanen Interview kommt Herr Schulenberg noch einmal zu Wort. Er reflektiert darin unter anderem über seine Zeit in der HAGE e. V. und über die Veränderungen im Feld der Gesundheitsförderung und Prävention der letzten Jahre.
Auch das Team der HAGE e. V. möchte sich in aller Form von Herrn Schulenberg verabschieden und sich für die gute Zusammenarbeit und die gemeinsame Zeit herzlichst bedanken!
Wir wünschen ihm und auch seiner Familie einen guten Start in den neuen Lebensabschnitt, beste Gesundheit und natürlich, dass er - seinem Wunsch gemäß - das Brandenburger Tor im Laufschritt beim Berlin-Marathon passieren wird.
Vielen Dank, Herr Schulenberg!
Machen Sie es gut und bleiben Sie gesund!
Ihr HAGE-Team
Interview mit Dieter Schulenberg
Geschäftsführer der HAGE e. V. von 2012 bis 2020
Frankfurt am Main, den 30.03.2020
Wenn Sie nochmal zurückschauen auf die letzten 8 Jahre ihrer Tätigkeit in der HAGE e. V....
- Was ist Ihnen aus dieser Zeit besonders in Erinnerung geblieben?
Besonders hervorzuheben sind sicher die Begegnungen mit den vielen Menschen auf kommunaler, auf Landes- und Bundesebene, mit Kooperations- und Projektpartnern und nicht zuletzt den Mitarbeiter*innen. Natürlich gibt es auch Programm-Highlights: z. B. die Landeskonferenzen, die Einführung von Schulgesundheitsfachkräften in Hessen, die Entwicklung der Fortbildung Gesundheitsfördernde Kita und die Aktualisierung der Broschüre „Hospizarbeit und palliative Versorgung in Hessen“, um nur einige zu nennen.
Die Gesundheitsförderung und Prävention hat sich in den letzten Jahren maßgeblich verändert...
- Welche Auswirkungen hatten diese Veränderungen auf die Arbeit der HAGE e. V. in Hessen?
Es gilt ja nun gesundheitsförderliche Lebenswelten zu entwickeln und nicht nur zahllose, nicht aufeinander abgestimmte, kurzfristige Projekte umzusetzen. Die Themen der gesundheitlichen Chancengerechtigkeit, der Entwicklung von Gesundheitskompetenz, die Förderung von Resilienz und auch die Umsetzung von Gesundheitszielen sind mehr in den Fokus der Diskussion gerückt. Health in All Policies ist ein weiteres Stichwort. Diese Themen bestimmen auch unsere Arbeit und schlagen sich direkt in den Veranstaltungen, Workshops und Schulungen, die wir anbieten, nieder.
Im Jahr 2015 ist das Präventionsgesetz (PrävG) in Kraft getreten...
- Inwiefern wurden die Strukturen und Kooperationen durch das PrävG in Hessen beeinflusst?
Das Präventionsgesetz und die Bundesrahmenempfehlungen betonen sehr deutlich die gesamtgesellschaftliche Aufgabe von Gesundheitsförderung und Prävention. Hier hat das Gesetz für wichtige Impulse gesorgt. Die Landesrahmenvereinbarung bietet dazu auch viele Möglichkeiten. Bisher wurden diese Chancen für eine gemeinsame Weiterentwicklung der Gesundheitsförderung in Hessen noch nicht wirklich genutzt. Die HAGE e. V. ist bis heute nicht als Gast in das Dialogforum eingebunden. Das ist wirklich bedauerlich. Das Antragsverfahren ist für viele Akteure nach wie vor nicht transparent und zu aufwendig.
Zeitgleich mit Ihrem Wechsel wird auch das 60-Jährige Jubiläum der HAGE e. V. begangen. Hier gab es in den 60 Jahren einen Paradigmenwechsel in der Ansprache, Umsetzung und Arbeit der HAGE e. V....
- Wie hat sich die Rolle der HAGE e. V. aus Ihrer Sicht in den Jahren verändert?
Von der Gesundheitserziehung zur Gesundheitsförderung. Diese auch in der Namensanpassung der HAGE e. V. sichtbare Veränderung macht deutlich, dass es neben der Verhaltensänderung des Einzelnen mehr um die Entwicklung von gesundheitsförderlichen Strukturen vor Ort geht, damit die gesunde Entscheidung die leichtere Entscheidung für die Bürger*innen ist. Dafür braucht es das Zusammenwirken vieler unterschiedlicher politischer Ressorts, Akteure und nicht zuletzt die Einbindung der Bürger*innen selbst. Diesen Prozess hat die HAGE e. V. in einigen hessischen Kommunen begleitet und sollte dies auch zukünftig weiter tun. Mit der Verabschiedung der Strategie HAGE 2020 haben 2015 der Vorstand, die Mitglieder und die Mitarbeiter*innen der HAGE e. V. eine gute Grundlage für die weitere Entwicklung von Gesundheitsförderung und Prävention in Hessen gelegt. Diese wurde 2019 intensiv weiterentwickelt. Es kommt nun darauf an, weiter in die Umsetzung zu gehen.
Jetzt werfen wir mal einen Blick in die Zukunft...
- Welche 3 Faktoren sind aus Ihrer Sicht wichtig, um gesundheitsförderliche Strukturen in Hessen zu entwickeln und nachhaltig zu verankern?
- Es braucht sicherlich so etwas wie eine langfristige Gesamtstrategie des Landes. Die geplante Bewegungsstrategie bildet hier nur einen Teilaspekt ab, ist aber ein Schritt in die richtige Richtung.
- Die kommunale Verankerung von Gesundheitsförderung ist notwendig. Einige Kommunen in Hessen zeigen ja, wie es gehen kann.
- Alle Beteiligten müssen sich über die Ziele der Gesundheitsförderung klarwerden. Es geht nicht um die Durchsetzung von Eigeninteressen der jeweiligen Institutionen, sondern darum, wie wir die Gesundheit der Bürger*innen nachhaltig verbessern können.
In Ihrer Tätigkeit als GF haben Sie intensiv mit dem Vorstand, den Mitgliedern und den Fachstellen des HMSI zusammengearbeitet. Die HAGE e. V. ist in Hessen ein wichtiger Vernetzungspartner...
- Wie würden Sie die Arbeit mit den unterschiedlichen Landesakteuren beschreiben?
Die HAGE e. V. ist bei allen Akteuren im Land als fachlich kompetenter Partner anerkannt und genießt hohe Wertschätzung. Wir überzeugen durch die Fachexpertise und sind politisch neutral bzw. stehen auf Seiten der Wissenschaft. Das stößt nicht nur auf Zustimmung.
- Welches Potenzial und welche Herausforderungen sehen Sie in der Vernetzungsstruktur mit den HAGE-Mitgliedern?
Die HAGE e. V. bildet einen großen Teil der Zivilgesellschaft in Hessen ab und damit auch unterschiedlichste Interessen. Darin steckt ein großes Potenzial, gerade bei den Themen Gesundheitsförderung und Prävention. Die HAGE e. V. kann hier eine Plattform zum Austausch bieten. Die Bereitschaft der Mitglieder sich engagieren zu wollen, ist sehr hoch, insbesondere wenn es um die Entwicklung von landesweiten Gesundheitsstrategien geht. Die Umsetzung von Gesundheitszielen, Beteiligung an landesweiten Initiativen, Arbeitskreisen und die Konzeptentwicklung von Maßnahmen werden von den Mitgliedern häufig als zukünftige Aufgaben der HAGE e. V. genannt.
Sie haben sich ein Leben lang mit der Prävention der Bürgerinnen und Bürger in unterschiedlichen Lebenswelten beschäftigt...
- Inwiefern werden Sie das Thema Gesundheit auch im Ruhestand weiterverfolgen?
Sicher werde ich die Arbeit der HAGE e. V. weiterverfolgen und an der einen oder anderen Veranstaltung teilnehmen. Vielleicht werde ich mich dazu auch ehrenamtlich engagieren.
- Welchen Stellenwert hat das Thema Gesundheit für Sie ganz persönlich?
Statt von Gesundheit möchte ich gerne von Wohlbefinden und Lebensqualität sprechen, dazu gehören Freunde, Familie, mit bald fünf Enkelkindern, und auch gutes Essen. Gartenarbeit, Entspannung und kulturelle Aktivitäten sind auch wichtig. Bewegung hat mir schon immer Spaß gemacht. Das wird auch weiter so bleiben. Gerne möchte ich noch einmal das Brandenburger Tor beim Berlin Marathon passieren, ob mir das allerdings gelingt, wird sich zeigen. Ich freue mich auf diese Möglichkeiten.
- Möchten Sie den Leserinnen und Lesern zum Abschied noch einige Worte mitgeben?
Die beste Prävention ist die Lust auf die eigene Zukunft, so hat es Rolf Rosenbrock mal ausgedrückt. Das ist doch ein guter Ausblick und ein guter Abschluss.
Bild: © andreasmann.net