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Landesnetzwerktreffen „Verrückt? Na und!“
Bericht zur Veranstaltung vom 05.11.2024
Am 5. November 2024 fand das diesjährige Landesnetzwerktreffen der hessischen Regionalgruppen des Programms Verrückt? Na und! statt. „Verrückt? Na und!" ist ein Programm zur Prävention und Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen für Schüler*innen ab Klasse 8 und ihre Lehrkräfte. Die Veranstaltung wurde in der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Gießen ausgerichtet. Sie brachte fachliche Expert*innen, persönliche Expert*innen sowie Regionalgruppenkoordinator*innen aus ganz Hessen zusammen. Ziel des Treffens war es, den Teilnehmenden Raum für Austausch und Vernetzung zu bieten und zugleich neue Impulse für die Schultage zu entwickeln.
Gesundheitskompetenz bei Kindern und Jugendlichen
Der Vormittag widmete sich dem Thema psychische Gesundheitskompetenz bei Kindern und Jugendlichen. Dr. Martina Dort vom Deutschen Zentrum für psychische Gesundheit der Universität Marburg stellte in ihrem Impulsvortrag „Mental Health Literacy (MHL) – Was wissen Kinder und Jugendliche eigentlich über psychische Gesundheit?“ neue Forschungsergebnisse zur psychischen Gesundheitskompetenz von Kindern und Jugendlichen vor. Dabei zeigt sich, dass sie zum einen ein geringes Verständnis über psychische Erkrankungen ihrer Eltern haben, oft verbunden mit Unsicherheiten und Missverständnissen. Zum anderen haben Jugendliche, die selbst psychisch erkrankt sind, häufig unklare Vorstellungen über die Diagnosen, Symptome und Auswirkungen ihrer Erkrankung.
Frau Dr. Dort unterstrich unter anderem die Bedeutung von Präventionsprogrammen zur Wissensvermittlung und verdeutlichte in ihren Ausführungen, wie wichtig es ist, junge Menschen für psychische Gesundheit zu sensibilisieren und ihnen Werkzeuge/Wissen zur Prävention an die Hand zu geben. Ein weiterer Schwerpunkt des Vortrags war die Bedeutung der Verbreitung von wissenschaftlich fundierten Inhalten zur psychischen Gesundheit in den sozialen Medien, da dort häufig Fehlinformationen und verallgemeinernde Aussagen kursieren – eine Herausforderung, die aktuell zunehmend an Dringlichkeit gewinnt.
In der anschließenden Diskussion betonten die Teilnehmenden die Bedeutung und Relevanz persönlicher Geschichten von Betroffenen für die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen. Es wurde hervorgehoben, dass Begegnungen mit Betroffenen oft nachhaltiger wirken als rein theoretische, auf Wissensvermittlung ausgerichtete Programme. Die sogenannten „Lebensgeschichten“ der Betroffenen bei einem Schultag helfen, um ein tiefes Verständnis und eine offene Haltung gegenüber psychischen Erkrankungen zu fördern.
Bewegte Mittagspause: Führung über das Klinikgelände
Die Regionalgruppenkoordinatorin aus Gießen führte die Teilnehmenden über das Klinikgelände und gab ihnen dabei interessante Einblicke in die Geschichte und Entwicklung der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Gießen.
Die Schultage: Erfahrungen, Herausforderungen, neue Ideen
Der Nachmittag bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, in Kleingruppen neue Ideen für die Schultage zu entwickeln und sich intensiv über ihre Erfahrungen bei den Schultagen auszutauschen. In einer offenen und kollegialen Atmosphäre wurden Fragestellungen und Methoden für den Umgang mit herausfordernden Schüler*innen oder Klassen sowie schwierigen Situationen diskutiert und erarbeitet. Ein weiterer Schwerpunkt lag auch auf der Entwicklung neuer Gruppenaufgaben für das Programm, bei denen sich die Schüler*innen beispielsweise mit Themen beschäftigen, wie sie sich in Ängsten oder Krisen zu helfen wissen oder diesen begegnen.
Die offene und unterstützende Atmosphäre ermöglichte es den Teilnehmenden, über Herausforderungen in ihren Regionalgruppen zu sprechen und voneinander zu lernen. Durch den intensiven Austausch entstanden neue Kontakte, und es wurde ein starkes Gefühl der Verbundenheit gefördert, das die Zusammenarbeit zwischen den Regionalgruppen in Hessen stärkt.
Impulse für die Weiterentwicklung des Programms
Das Landesnetzwerktreffen bot den Teilnehmenden wertvolle Impulse und praxisnahe Anregungen für die Arbeit in den Regionalgruppen und bei den Schultagen. Die Veranstaltung hat das Netzwerk gestärkt und dazu beigetragen, das Programm weiter voranzubringen. Die erarbeiteten Ansätze zur Sensibilisierung und Entstigmatisierung psychischer Gesundheit sowie zur Förderung der psychischen Gesundheitskompetenz junger Menschen leisten dazu einen wichtigen Beitrag.
„Verrückt? Na und!“ bringt das Thema psychische Gesundheit in die Schule und ermutigt Jugendliche sowie Lehrkräfte, sich aktiv mit der Thematik auseinanderzusetzen. Es richtet sich an Schulklassen ab dem 8. Jahrgang mit den Zielen, die psychische Gesundheit von Jugendlichen und Lehrkräften zu stärken, für das Thema zu sensibilisieren, Prävention zu fördern sowie Toleranz, Offenheit und Verständnis in zwischenmenschlichen Beziehungen zu üben.
Gestaltet wird der „Verrückt? Na und!“-Schultag stets von einem Tandem aus einer/einem fachlichen und einer/einem persönlichen Expert*in, also einem Menschen, der Erfahrungen mit psychischer Krankheit bzw. psychischen Krisen hat.