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Hitze- und UV-Schutz im Kita-Alltag

Empfehlungen für die Praxis

2. August 2024
Das Thema Hitze- und UV-Schutz wird in der Kita immer wichtiger, sowohl für die Kinder als auch für die Beschäftigten. In diesem Beitrag geben wir Ihnen Impulse, wie Sie präventive Maßnahmen in den Kita-Alltag integrieren können.
Drei Kinder liegen im Gras


Infolge des Klimawandels werden Tage mit extremer Hitze und hoher UV-Strahlung immer häufiger. Beides stellt ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung dar. Auch die Kinder und die Beschäftigten in der Lebenswelt Kita sind betroffen – mit erheblichem Einfluss auf die Gestaltung des pädagogischen Alltags.

Gesundheitsrisiken: Hitze und UV-Strahlung

Kinder sind besonders gefährdet, wenn sie hohen Temperaturen und Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Denn im Vergleich zu Erwachsenen sind kleine Kinder z. B. weniger in der Lage, ihre Körpertemperatur zu regulieren. Hitze beeinträchtigt nicht nur die Freude am Spielen und das Lernen, sondern kann auch erhebliche gesundheitliche Folgen haben. Außerdem ist die Haut von Kindern besonders zart und empfindlich. Diese Empfindlichkeit resultiert aus der unterschiedlichen Struktur der kindlichen Haut im Vergleich zur Haut von Erwachsenen. Kinderhaut ist also hoch empfänglich für Schädigungen durch UV-Strahlung und muss daher konsequent vor UV-Strahlung geschützt werden, unabhängig vom Hauttyp (vgl. BZgA). 

Starke Hitze und die Gefahr durch hohe UV-Strahlung beeinträchtigen den Körper und die Psyche – auch Beschäftigte in Kindertagesstätten fühlen sich durch Hitze und UV-Strahlung stark belastet. 

Klimafolgen für Beschäftigte in Kitas: Ergebnisse einer Befragung

Von Mitte November bis Ende Dezember 2022 führte das Präventionszentrum des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) eine deutschlandweite Befragung zum Thema Klimafolgen für Beschäftigte in Kindertagesstätten durch. 

Die Ergebnisse zeigen, dass für knapp 80 Prozent der Befragten die Folgen des Klimawandels mit negativen Gefühlen verbunden sind. Eine starke bis sehr starke Belastung wurde eindeutig für die Bereiche Hitze (70,9 Prozent), UV-Strahlung (43,1 Prozent) und Allergene (30,5 Prozent) bestätigt. 

In den meisten der befragten Kitas wurden bereits vereinzelt Maßnahmen zur Vorbeugung von Gesundheitsschäden durch Hitze und UV-Strahlung umgesetzt. Zu den technischen Maßnahmen gehören zum Beispiel Beschattungen im Außengelände und der Innenräume. Organisatorische Maßnahmen beinhalten die Anpassung des Tagesablaufs an die Hitze- und UV-Werte. Personelle Maßnahmen umfassen entsprechende Kleidung, Kopfbedeckung, Sonnencreme sowie ausreichend Flüssigkeitszufuhr.

(vgl. Schneider, Sven (2024): Gesundheitsrisiko Klimawandel. Neue Herausforderungen für Sport, Beruf und Alltag (S. 336-340). Hogrefe Verlag. https://www.hogrefe.com/de/shop/gesundheitsrisiko-klimawandel.html)

Vor diesem Hintergrund geht es in Kitas darum, eine gesundheitsfördernde Umgebung zu schaffen, die auch die klimatischen Bedingungen in der Einrichtung berücksichtigt. Der Träger sollte auf die bestehenden räumlichen Gegebenheiten mit wirksamen Maßnahmen reagieren.

Schutz vor Hitze und UV-Strahlung: Handlungsempfehlungen

Kitas sind Lebenswelten, in denen Kinder sich immer länger aufhalten – auch angesichts dessen wird der Umgang mit Hitzeperioden für die Einrichtungen umso wichtiger. Die folgenden Handlungsempfehlungen bieten viele konkrete Möglichkeiten, Kinder und pädagogische Fachkräfte vor den gesundheitlichen Risiken durch Hitze und UV-Strahlung zu schützen. In diesem Zusammenhang ist es sinnvoll, ein Hitze- und UV-Schutzkonzept für jede Einrichtung zu erstellen.

Maßnahmen für Kinder
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr sicherstellen: Planen Sie regelmäßige Trinkpausen ein und stellen Sie Wasser oder ungesüßte Getränke bereit.
  • Achten Sie darauf, dass die Kinder Sonnenhüte oder Kappen tragen.
  • Cremen Sie die Kinder vor dem Aufenthalt im Freien ein (mindestens LSF 30).
  • Aktivitäten anpassen: Legen Sie bewegungsintensive Spiele in kühlere Tageszeiten.
  • Schattenplätze nutzen: Führen Sie Aktivitäten im Freien bevorzugt in schattigen Bereichen durch.
  • Integrieren Sie Sonnenschutz-Themen in den pädagogischen Alltag und sensibilisieren Sie die Kinder durch altersgerechte Aktivitäten und Projektwochen für die Risiken von UV-Strahlung.
Maßnahmen für pädagogische Fachkräfte
  • Nutzen Sie die Ressourcen der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) zur Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung (vgl. BGW
  • Setzen Sie die Maßnahmen gemäß dem TOP-Prinzip um. Leiten Sie geeignete Maßnahmen auf technischer, organisatorischer sowie personeller Ebene ein.
  • Übernehmen Sie die Vorbildfunktion, indem Sie selbst Sonnenschutzmaßnahmen anwenden und vorleben.
  • Ernennen Sie eine verantwortliche Person als Sonnenschutz-Beauftragte*r im Team. 
  • Bereiten Sie sich auf den Umgang mit hitzebedingten Notfällen vor.
Maßnahmen für Eltern
  • Elternarbeit intensivieren: Informieren Sie die Eltern regelmäßig über Sonnenschutzmaßnahmen und beziehen Sie sie in die Umsetzung des Hitze- und UV-Schutzkonzepts ein. 
  • Ausrüstung sicherstellen: Empfehlen Sie den Eltern, ihre Kinder mit angepasster Kleidung auszustatten (atmungsaktiv, hell, luftdurchlässig; Kopf- und Nackenbedeckung; UV-Schutzkleidung).
  • Sonnencreme verwenden: Bitten Sie die Eltern, die Kinder morgens einzucremen und ihnen eine Sonnencreme (mind. LSF 30) mitzugeben. 
  • Kommunikation pflegen: Informieren Sie sich über gesundheitliche Besonderheiten des Kindes.
Organisatorische Maßnahmen für Kitas
  • Schattenplätze schaffen: Installieren Sie Sonnensegel/Markisen, setzen Sie Bäume im Außenbereich.
  • Raumkühlung verbessern: Führen Sie ein effektives Lüftungsmanagement durch. Lüften Sie nachts und frühmorgens durch und halten Sie die Fenster und Jalousien tagsüber geschlossen.
  • Wasserspiele anbieten: Stellen Sie Planschbecken oder Sprinkler für Abkühlung bereit.
  • Aktivitäten zeitlich anpassen: Vermeiden Sie Aufenthalte im Freien bei starker Sonneneinstrahlung und sehr hohen Temperaturen zwischen 11 und 15 Uhr. Verlegen Sie Außenaktivitäten in die frühen Morgen- oder späten Nachmittagsstunden. Besonders stark erwärmte Spielgeräte aus Metall sind zu meiden. Generell sollte auf bewegungsintensive Spielangebote verzichtet werden. 
  • Speiseplan anpassen: Bieten Sie leicht verdauliche Gerichte wie Obst- und Gemüsesalate sowie Kaltschalen an. 
  • Indoor-Alternativen schaffen: Weichen Sie an besonders sonnigen Tagen auf Indoor-Aktivitäten aus.
  • UV-Index überwachen: Überprüfen Sie täglich den UV-Index (vgl. UV-Index) und passen Sie Ihre Außenaktivitäten entsprechend der UV-Belastung an.
  • Hitzeaktionsplan entwickeln: Entwickeln Sie klare Richtlinien für extreme Wetterlagen.
Empfehlungen für Kita-Träger
  • Bauliche Maßnahmen umsetzen: Investieren Sie in Sonnenschutz und Klimaanpassung (z. B. Dach- und Fassadenbegrünung, Beschattungssysteme, Anbringen von UV-Schutzfolien an Fenstern, Schaffung überdachter Spielbereiche).
  • Umgebungsgestaltung optimieren: Legen Sie Wasserspielbereiche zur Abkühlung an.
  • Personalplanung anpassen: Planen Sie ausreichend Personal für intensivere Betreuung bei Hitze ein.
  • Fortbildungen anbieten: Bieten Sie für Mitarbeitende Schulungen zu Hitze- und UV-Schutz sowie zum Thema Hautgesundheit an.
  • Klimafreundliche Mobilität schaffen: Schaffen Sie Anreize für Mitarbeitende (z. B. Jobtickets, Fahrradleasing).
TOP-Maßnahmen (technisch, organisatorisch, personell)
  1. Entwicklung eines Hitzeaktionsplans mit klaren Handlungsanweisungen
  2. Schulung des Personals zu Hitze- und UV-Schutzmaßnahmen
  3. Schattenmanagement: Optimierung der Außenanlagen für mehr Schatten und Kühlung
  4. Anpassung der Tagesstruktur an Hitzeperioden (frühere Bring- und Abholzeiten)
  5. Einrichtung von kühlen Räumen/Bereichen in der Kita
  6. Einrichtung eines UV-Index-Monitorings
  7. Einrichtung eines  Sonnencreme-Managements
  8. Anreize setzen, dass Kinder und Beschäftigte ausreichend trinken 

Durch langfristige Implementierung der TOP-Maßnahmen sowie kurzfristige Anpassung der Rahmenbedingungen können Beeinträchtigungen aufgrund von Hitze gemindert werden. 

Die Eignung der einzelnen Maßnahmen ist von den jeweiligen Rahmenbedingungen und individuellen Gegebenheiten der Einrichtung abhängig. Zur Reduktion von Lärmbelastung und Verbreitung von Krankheitserregern etwa wird der Aufenthalt im Freien empfohlen, was jedoch gleichzeitig die Hitze- und UV-Belastung durch unzureichende Beschattung steigern kann. Daher sollte abgewogen werden, welche Maßnahmen eine tatsächliche Entlastung schaffen und keine zusätzliche Belastung darstellen.

Für Maßnahmen hinsichtlich des Personals gibt es Empfehlungen sowie Vorschriften gemäß dem Arbeitsschutzgesetz, u. a. die nationale S3-Leitlinie zur Hautkrebsprävention (UV-Schutz) sowie die Empfehlungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA).

Weitere Informationen & Angebote

Kampagne „Clever in Sonne und Schatten”

Clever in Sonne und Schatten ist eine deutschlandweite Kampagne zur Hautkrebsprävention mit kostenfreien Programmen für Kitas und Grundschulen. Mit dem SonnenschutzClown werden die Kinder altersgerecht für das Thema UV-Schutz sensibilisiert und zum förderlichen Sonnenschutzverhalten motiviert. Die pädagogischen Fachkräfte können sich anhand des Materials zum Thema selbstständig weiterbilden und die wichtigsten Erkenntnisse an die Eltern weitergeben. 

Mit der Umsetzung dieser Maßnahmen können Kitas einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Kinder und der Mitarbeitenden vor den Auswirkungen von Hitze und UV-Strahlung leisten. Eine gute Vorbereitung und klare Handlungsrichtlinien helfen, den Herausforderungen des Klimawandels im Kita-Alltag effektiv zu begegnen.

Veranstaltungsempfehlungen

Das Klima-Kita-Netzwerk bietet Aktionswochen, Fortbildungen und weitere Angebote für Kitas: https://klima-kita-netzwerk.de/ 

Die Landesvereinigungen für Gesundheit bieten verschieden Veranstaltungen an: 

HAGE Hessen: https://hage.de/arbeitsbereiche/gesundheit-und-klima/ 

HAG.Kontor Hamburg: https://www.hag-gesundheit.de/arbeitsfelder/gesund-aufwachsen/hitzeschutz-in-kitas 

LVG & AFS e.V. Niedersachsen Bremen: https://www.gesundheit-nds-hb.de/veranstaltungen/klimawandel-in-der-kita/ 

Fachtagung: https://www.gesundheit-nds-hb.de/veranstaltungen/wir-bewahren-einen-kuehlen-kopf-in-der-kita/ 

LZG e.V. RLP: https://www.lzg-rlp.de/de/lzgoesweb-online-veranstaltungsreihe.html

Infos zum Thema (Links)

BildungsCent. Die Materialien für die gesundheitsbezogene Arbeit mit Kita­Kindern zum Thema Klimawandel und Gesundheit umfassen ein Praxisheft, ein Poster mit Handlungsempfehlungen sowie eine Materialienkiste https://klimagesundheit.bildungscent.de/material/ 

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) https://www.baua.de/DE/Themen/Arbeitsgestaltung/Physikalische-Faktoren/Klima-am-Arbeitsplatz/Sommertipps

Bundesamt für Strahlenschutz. Die Materialien für Kitas umfassen Infoposter, Malblätter für Kinder, Handreichung für Erzieherinnen und Erzieher sowie eine Broschüre für Eltern https://www.bfs.de/DE/mediathek/unterrichtsmaterial/sonne/sonne_node.html 

Bundesministerium für Gesundheit. Kommunikationsleitfaden: Kinder vor Hitze schützen https://hitzeservice.de/wp-content/uploads/2024/05/BMG_Hitze_Leitfaden_Kinder.pdf  

Bundesministerium für Gesundheit. Hitzeschutzplan für Gesundheit https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/H/Hitzeschutzplan/230727_BMG_Hitzeschutzplan.pdf

Bundeszentrale für Gesundheitsförderung (BZgA) https://www.bzga.de/presse/pressemitteilungen/2022-07-25-achtung-hitze-kleinkinder-und-babys-sind-besonders-gefaehrdet/

Bundeszentrale für Gesundheitsförderung (BZgA) Empfehlungen bei Hitze | Tipps für Kitas & Schulen | BZgA - Klima - Mensch - Gesundheithttps://www.klima-mensch-gesundheit.de/hitzeschutz/kitas-und-schulen/ 

Clever in Sonne und Schatten. Vermittlung von nützlichem Wissen und praktischen Alltagstipps für Sonnenschutz in den Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen, Materialien für Projektwochen in Kitas und Krippen https://www.cleverinsonne.de/ 

Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) e. V. https://hitze.info/ 

Deutscher Wetterdienst. www.uv-index.de

Deutsche Krebsgesellschaft e.V. (DKG), Deutsche Krebshilfe (DKH), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaft e. V. (AWMF), Hrsg. Leitlinienprogramm Onkologie. S3-Leitlinie Prävention von Hautkrebs, Langversion 2.1. https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de

Die Arbeitsgemeinschaft Pädiatrie der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit e. V. (KLUG) kann für Vernetzung und Schulungen per Email kontaktiert werden: ag.paediatrie.KLUG@posteo.de https://www.klimawandel-gesundheit.de/

Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA). https://repos.rms2cdn.de/files/IFA/sonnenschein-aber-sicher.pdf 

Schneider, S. (Hrsg.), (2024): Gesundheitsrisiko Klimawandel. Neue Herausforderungen für Sport, Beruf und Alltag. 1. Auflage. Bonn: Hogrefe

Sichere Kita. https://www.sichere-kita.de/allgemeine-anforderungen/allgemeine-anforderungen/raumklima

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