Good Practice-Lernwerkstatt

In der Good Practice-Lernwerkstatt lernen die Teilnehmenden in kleinen Gruppen die Good Practice-Kriterien kennen und wenden sie praktisch an. In verschiedenen Übungen wird die Anwendung der Kriterien erprobt und im Austausch mit anderen Praxisakteur*innen reflektiert. Die Reflexion und Anwendung der Kriterien unterstützt dabei, eigene Projekte, Maßnahmen und kommunale Strategien nachhaltig zu planen, durchzuführen und zu evaluieren. Zugleich tragen sie dazu bei, handlungsfeldübergreifend ein gemeinsames Verständnis darüber zu entwickeln, was gute Gesundheitsförderung ausmacht.
Blick in vergangene Lernwerkstätten

Kurz vor Ende des diesjährigen Sommers führte die Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC) Hessen erneut eine Good Practice-Basislernwerkstatt durch. Sie fand in Butzbach in den Räumlichkeiten des dasgute.haus statt. Als Familienzentrum, Coworking-Space und Kulturzentrum verbindet dasgute.haus Menschen aller Generationen an einem Ort. Mit seiner offenen Atmosphäre bot es einen passenden Rahmen für den Austausch im Rahmen der Lernwerkstatt.
Die Teilnehmenden kamen aus unterschiedlichsten Institutionen: Vertreten waren unter anderem Akteur*innen aus Jobcentern und Kommunen sowie aus dem Sozial- und Sportbereich.
Im Zentrum stand auch in dieser Veranstaltung die praxisorientierte Anwendung der Good Practice-Kriterien. Mit Hilfe verschiedener Methoden wurden die Kriterien auf konkrete Projektkontexte übertragen. Besonders häufig griffen die Teilnehmenden dabei das Kriterium “Konzeption” als Grundgerüst und zentrales Element eines Projektes auf.
Diskussionen: Intensiv und kontrovers
Die Diskussionen verliefen intensiv und kontrovers: Kritisch angesprochen wurden vor allem projektbezogene Rahmenbedingungen wie Dokumentation und Evaluation. Diese binden nach Einschätzung der Teilnehmenden oft viel Zeit und schränken so die Arbeit mit den eigentlichen Zielgruppen ein.
In der Moderation übernahm das Team der KGC Hessen eine vermittelnde Rolle und regte an, die Themen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. Der Perspektivwechsel half einigen Gruppen, lösungsorientierte Ansätze zu entwickeln und diese mit Bezug zu den Kriterien weiterzudenken.
Die Teilnehmenden bewerteten die Lernwerkstatt als positiv und gewinnbringend. Vereinzelt wurde der Wunsch nach vertiefenden Informationen zu Fördermöglichkeiten geäußert. Insgesamt blickte die Gruppe zuversichtlich auf die Umsetzung der erarbeiteten Impulse für das eigene Projektumfeld. Die KGC Hessen erwies sich auch während der Veranstaltung als wirksame Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis sowie als unterstützende Begleitung.
Im Rahmen dieses digitalen Webinars wurden die 12 Good Practice-Kriterien (GPK) des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit vorgestellt und gemeinsam mit den Teilnehmenden erprobt. Ziel der Veranstaltung war es, die Qualitätskriterien bekannt zu machen und in Hinblick auf die inklusive Gestaltung von Sportangeboten für Menschen mit Behinderung im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention zu reflektieren und weiterzuentwickeln.
Das digitale Webinar entstand in Kooperation mit Jessica Sell, Bewegungskoordinatorin der Stadt Frankfurt am Main. Hintergrund ist die Teilnahme des Sportamts Frankfurt an dem europäischen Partnerschaftsprojekt „Youth.Play.Inclusive.“, bei dem die Mainmetropole eng mit der französischen Stadt Lyon zusammenarbeitet. Ziel des Projekts ist der internationale Austausch und das voneinander Lernen zu der Frage, wie Sportangebote inklusiv gestaltet werden können.
Da in Frankreich bislang keine vergleichbaren Qualitätskriterien existieren, wurde die Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit Hessen (KGC Hessen) eingeladen, das digitale Webinar gemeinsam mit dem Sportamt Frankfurt durchzuführen. Es ging darum, die 12 Good Practice-Kriterien nicht nur vorzustellen, sondern auch ihre praktische Anwendung in interaktiven Gruppenarbeiten zu vermitteln. Die Lernwerkstatt war so konzipiert, dass die Teilnehmenden niedrigschwellig an die Kriterien herangeführt wurden.
Inklusion im Sportbereich: Besonders relevante Kriterien
In einer Reflexionsphase wurde die Relevanz einzelner Kriterien für den Bereich Inklusion im Sportbereich diskutiert. Dabei identifizierten die Teilnehmenden insbesondere die folgenden Kriterien als besonders bedeutsam: Partizipation, Empowerment, Zielgruppenbezug, niedrigschwellige Arbeitsweise und Multiplikatorenkonzept.
Darüber hinaus wurde deutlich, dass einige Aspekte, die in den bereits bestehende Kriterien enthalten sind (vor allem „Soziale Interaktion“, „Netzwerken im Bereich Inklusion“, „Sensibilisierung“ „Selbstbestimmung“), für den Kontext inklusiver Sportangebote besonders hervorgehoben und vertiefend ausgearbeitet werden sollten – evtl. als eigene Qualitätskriterien, um ihrer Bedeutung gerecht zu werden.
Booklet zum Thema
Im Rahmen des Projekts ist geplant, ein Booklet zu entwickeln, das gemeinsam von den Städten Frankfurt und Lyon erarbeitet wird. In ihm sollen die Ergebnisse des Webinars sowie die diskutierten Good Practice-Kriterien dokumentiert und für die Praxis aufbereitet werden. Eine Idee ist, spezifische Qualitätskriterien für Inklusion im Sport zu definieren, die Fachkräften und Interessierten als praxisorientierte Orientierung dienen können.
Der Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit wird in diesen Entwicklungsprozess eingebunden. Das Projekt „Youth.Play.Inclusive.“ läuft noch bis Ende des Jahres 2025.
In den einführenden Lernwerkstätten geht es nicht nur darum, die einzelnen Good Practice-Kriterien kennenzulernen, sondern auch darum, ihre Anwendung in der Praxis zu verstehen. Ein zentraler Mehrwert liegt im Austausch der Teilnehmenden, da sie ihre Erfahrungen aus unterschiedlichen Bereichen der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung einbringen können.
So erhielten die Teilnehmenden in der Lernwerkstatt am 22.02.2024 in der letzten Methode „Schatzsuche“ die Möglichkeit, ihr gewonnenes Wissen zu den einzelnen Kriterien anhand eines Praxisbeispiels anzuwenden. Hierzu stellte eine Teilnehmerin ein aktuelles Projekt aus ihrer Kommune vor. Die Teilnehmenden hatten nach der Vorstellung die Möglichkeit, Rückfragen zu stellen, und diskutierten, zunächst in Kleingruppen, welche Good Practice-Kriterien im Projekt bereits berücksichtigt wurden und wie diese umgesetzt wurden. Weitere Leitfragen der Diskussion waren: Auf welcher Umsetzungsstufe der einzelnen Good Practice-Kriterien befindet sich das Projekt? Wo besteht Weiterentwicklungsbedarf? Wie könnten weitere Entwicklungsschritte aussehen?
Im Mittelpunkt der anschließenden Diskussion standen die Kriterien „Partizipation“ und „Zielgruppenbezug“. Die Teilnehmenden diskutierten und sammelten viele Ideen, wie Partizipation aktuell und vor allem in Zukunft stärker im Projekt umgesetzt werden könnte und wie bestehende Barrieren aufgehoben werden könnten. Dabei wurde deutlich, dass eine erfolgreiche Partizipation eng mit einer klaren Identifizierung der Zielgruppen verbunden ist. In diesem Zusammenhang wurde intensiv über den Begriff der „Zielgruppe“ diskutiert, insbesondere darüber, wer in diesem Projekt genau adressiert wird. Deutlich wurde, dass es in dem Projekt eine Erstzielgruppe und eine Letztzielgruppe gibt, die auf unterschiedliche Weise angesprochen und beteiligt werden.
Der intensive Austauschens zwischen den Teilnehmenden ergab, dass eine differenzierte Betrachtung der Zielgruppen notwendig ist, um ihre Bedürfnisse und Perspektiven angemessen zu berücksichtigen und ihre aktive Beteiligung zu fördern. Es wurde jedoch beschlossen, vorerst mit dem aktuellen Stand zu arbeiten und diesen als Ausgangspunkt für weitere Überlegungen und Maßnahmen zu nutzen. In naher Zukunft wird eine erneute Überprüfung stattfinden, um zu evaluieren, wie die Partizipation weiterentwickelt und verbessert werden kann.

Die Lernwerkstatt stellte die Auseinandersetzung mit allen 12 Good Practice-Kriterien in den Mittelpunkt. Nach einem ersten Kennenlernen der Kriterien und einem theoretischen Input tauschten sich die Teilnehmenden intensiv zu den Wechselwirkungen der Kriterien aus. Bei der Methode „Ein Bild für die Wechselwirkung“ diskutierten sie anhand eines (fiktiven) Praxisbeispiels aus dem beruflichen Alltag, wie die einzelnen Kriterien miteinander in Verbindung stehen. Dazu wählten die Teilnehmenden ein Kriterium aus, das den Ausgangspunkt in ihrem Praxisbeispiel bildet, und veranschaulichten die Wechselwirkung mit den anderen Kriterien. Im Anschluss daran präsentierenten die Gruppen untereinander ihre Ergebnisse und Gedankenprozesse und gaben sich gegenseitig Feedback. Dabei wurde diskutiert, wie einzelne Kriterien in dem ausgewählten Praxisbeispiel stärker berücksichtigt werden können.

Die Veranstaltungen werden von der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC) Hessen organisiert und sind kostenfrei. Um Raum für praxisnahen Austausch und Reflexion zu ermöglichen, ist die Teilnehmendenzahl bei den Lernwerkstätten begrenzt. Die Basis-Lernwerkstatt findet in der Regel ganztägig und in Präsenz an verschiedenen Orten in Hessen statt, während die vertiefende Lernwerkstatt meist halbtägig und online angeboten wird.
Die KGC Hessen ist Teil des bundesweiten Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit und wird mit Mitteln des GKV-Bündnisses für Gesundheit in Hessen sowie durch das Hessische Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege (HMFG) gefördert. Die KGC Hessen ist bei der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e. V. (HAGE) angesiedelt.
Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit
Good-Practice Broschüre (deutsch)
Good Practice-Broschüre (englisch)
KGC Hessen
Good Practice: Präsentation (PDF)
Bild: © Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit