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Fachtag „Gesundheitsförderung trifft Klimawandel: Gemeinsam strategisch handeln“
Bericht zur Veranstaltung am 30.10.2024
Am 30. Oktober 2024 fand im Haus am Dom in Frankfurt am Main der erste Fachtag der Fach- und Vernetzungsstelle Gesundheitsförderung und Klimawandel statt. Ziel der Veranstaltung war es, Fachkräfte aus den Bereichen Gesundheit, Umwelt und Soziales zusammenzubringen, um Schnittstellen zwischen Gesundheitsförderung und Klimawandel zu identifizieren und Synergien zu nutzen.
Der Klimawandel stellt eine der größten Herausforderungen unserer Zeit dar und hat weitreichende Auswirkungen auf die Gesundheit. Hitzewellen, Extremwetterereignisse und sich verändernde Krankheitsmuster erfordern Ansätze, die Gesundheitsförderung und Klimaanpassung strategisch miteinander verknüpfen. Der Fachtag bot eine Plattform, um praxisorientierte Lösungsansätze zu entwickeln und erfolgreiche Beispiele kennenzulernen. Er umfasste spannende Vorträge, praxisnahe Fachforen und einen interaktiven Austausch.
Eröffnung
Die Moderatorin Tanja Föhr führte durch den Tag. Eröffnet wurde der Fachtag mit einem Grußwort von Dr. Sebastian Martin, Referatsleiter im Hessischen Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege (HMFG).
Vorträge und Fachforen
Zwei Vorträge und vier Fachforen befassten sich mit verschiedenen Aspekten des Veranstaltungsthemas.
Grundlagen der Gesundheitsförderung
Dr. Katharina Böhm (HAGE) führte in die Grundlagen der Gesundheitsförderung ein. Sie gab den Teilnehmenden einen Überblick über das Verständnis von Gesundheit anhand des Regenbogenmodells von Dahlgren und Whitehead. Besonders betonte sie die Bedeutung von Ansätzen wie „Health in All Policies“ (HiAP), die das Thema Gesundheit auf die Agenda aller Politikfelder setzen. Das Handlungsfeld Umwelt einschließlich Klimaschutz und Klimaanpassung verdeutlicht das Potenzial dieses Ansatzes: So bieten viele umweltbezogene Maßnahmen neben dem Ziel des Gesundheitsschutzes auch Möglichkeiten der (verhältnisbezogenen) Gesundheitsförderung. Der Vortrag unterstrich die Notwendigkeit, Menschen in ihren alltäglichen Lebenswelten zu erreichen, um eine nachhaltige Gesundheitsförderung zu gewährleisten.
Klima und Gesundheit – Transformativ Handeln im Kontext Planetary Health
Warum ist die Klimakrise auch eine Gesundheitskrise? Welche Chancen birgt das Konzept der Planetaren Gesundheit? Welche Rolle spielt die Klimagerechtigkeit? Und wie kommen wir vom Wissen zum transformativen Handeln? Mit diesen Fragen befasste sich Dr. med. Friederike v. Gierke (KLUG e.V.) in ihrem Vortrag. Sie beleuchtete die Zusammenhänge zwischen Klima und Gesundheit und zeigte konkrete Handlungsmöglichkeiten, die sowohl individuelle als auch strukturelle Veränderungen betreffen. Als zentrale Botschaft wurde die Notwendigkeit hervorgehoben, vom Wissen zum konkreten Handeln zu kommen und dabei nicht nur den ökologischen Fußabdruck zu verringern, sondern vor allem den „Handabdruck“ – also die aktive Gestaltung von Veränderungen – zu vergrößern. Klimagerechtigkeit spielt dabei eine zentrale Rolle, um eine faire und inklusive Transformation zu gewährleisten.
Christian Kotremba und Judith Windmöller von der Stadt Darmstadt gaben einen umfassenden Einblick in die Entwicklung und die Inhalte des Hitzeaktionsplans Darmstadt. Die beiden Referierenden beleuchteten die gesundheitlichen Risiken steigender Temperaturen und stellten die Ziele des Hitzeaktionsplans, wie die Reduzierung von Hitzeschäden und die Erhöhung der Resilienz der Bevölkerung, vor. Kernelemente sind beispielsweise der Ausbau von Schattenplätzen, die Anpassung der Infrastruktur und die Sensibilisierung der Bevölkerung. Anschließend wurde in Kleingruppen zum einen ein Blick auf die Erfolgsfaktoren und Hemmnisse der kommunalen Hitzevorsorge geworfen und zum anderen die Ansprache und Erreichbarkeit exponierter Dialoggruppen thematisiert.
Anna Kleine (HAGE) startete das Fachforum mit einem interaktiven Part zur Förderung der Vernetzung. Dabei tauschten sich die Teilnehmenden zu ihren Funktionen und möglichen Schnittstellen zum Thema Klima und Gesundheit aus. Im Anschluss hielten sie ihre Assoziationen zum Begriff „Umweltgerechtigkeit“ auf Moderationskarten fest und stellten diese im Plenum kurz vor.
Christa Böhme (Deutsches Institut für Urbanistik) ging in ihrem anschließenden Vortrag auf den Begriff Umweltgerechtigkeit und die Dimensionen Verteilungsgerechtigkeit, Zugangsgerechtigkeit, Verfahrensgerechtigkeit ein. Im Verlauf zeigte die Referentin anhand von Praxisbeispielen, welche Schritte nötig sind, um mehr Umweltgerechtigkeit in der kommunalen Ebene zu verankern. Nach dem Vortrag stand die Frage „Was ist wichtig, um das Thema Umweltgerechtigkeit (bei Ihnen) weiter zu stärken?“ im Fokus. Hierzu fand ein lebhafter Austausch statt.
Klimabewusste Ernährung ist ein Handlungsfeld, das darauf abzielt, bei Verbraucher*innen das Bewusstsein für eine nachhaltige Ernährung und Gesundheitsförderung zu stärken. Die beiden Referentinnen Sophia Nucke und Regina Scholz von der Verbraucherzentrale Hessen e. V. stellten die vielfältigen Angebote der Verbraucherzentrale vor und gaben anhand von Beispielen lokaler Initiativen Anregungen für eine aktive Umsetzung klimafreundlicher Maßnahmen.
Der Workshop bot den Teilnehmenden praxisnahe Empfehlungen, wie eine nachhaltige Ernährung auf verschiedenen Ebenen – im privaten Haushalt, in der Gemeinschaftsverpflegung (Kitas, Schulen, Kantinen) und auf politischer Ebene – gefördert werden kann. Besonderes Augenmerk lag dabei auf der Reduktion von Lebensmittelabfällen, dem verstärkten Einsatz pflanzlicher Lebensmittel und dem Ausbau des Ökolandbaus. Es fand ein reger Austausch über Ideen und Herausforderungen im Bereich der klimabewussten Ernährung statt, wobei Lösungsansätze und Beispiele zur Umsetzung diskutiert wurden.
Annett Ochla vom Verein BÄR meets ADLER e. V. stellte das Projekt Hitzehelfer*innen im Wohnquartier vor. Ziel ist die Förderung der Prävention von hitzebedingten Gesundheitsschäden und die Stärkung der (Selbst-)Hilfekompetenz älterer Menschen sowie des sozialen Umfelds (im Wohnquartier). Erreicht werden soll dies durch Information und Kommunikation sowie durch den Aufbau von Strukturen der Ehrenamtlichkeit und (Selbst-)Hilfe (Unterstützungsnetzwerk Hitzehelfer*innen).
Die Referentin gab den Teilnehmenden spannende Einblicke in die Projektinitiierung, die Dialoggruppe und die geplanten Maßnahmen. Der vorgestellte Projektansatz verdeutlichte die Ausrichtung an den Prinzipien der Gesundheitsförderung: Er orientiert sich u. a. an den Bedürfnissen der Menschen vor Ort, befähigt und stärkt Menschen und ist partizipativ ausgerichtet.
Abschlussdialog
Im Anschluss an die Fachforen wurde zusammen mit der Moderatorin Tanja Föhr ein Blick in die Zukunft geworfen. Hier diskutierten alle gemeinsam aktuelle Herausforderungen, Handlungsmöglichkeiten und nächste Schritte.
Impressionen des Tages
Organisation
Organisiert wurde die Veranstaltung von der Fach- und Vernetzungsstelle Gesundheitsförderung und Klimawandel bei der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e. V. (HAGE) im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege (HMFG).
Fotos: © HAGE/AndreasMann.net
Graphic Recording: © HAGE/Tanja Föhr