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Fachtag Familienzentren: Gesundheit durch Begegnung
Bericht zur Veranstaltung vom 02.07.2025

Am 2. Juli 2025 fand im Haus am Dom in Frankfurt der 9. Fachtag Familienzentren unter dem Motto „Gesundheit durch Begegnung“ statt – bei außergewöhnlich sommerlichen Temperaturen, die jedoch der Beteiligung keinen Abbruch taten: Der Saal war bestens besucht, das Interesse groß, die Stimmung offen und zugewandt.
Begrüßung & Grußworte
Die Moderatorin Delia Godehardt von Transform Sozial begrüßte die Teilnehmenden und führte durch den Tag.
In ihren Grußworten verdeutlichten Elke Malburg, Hessisches Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege (HMFG) und Dr. Katharina Böhm, Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. (HAGE): Familienzentren sind weit mehr als Anlaufstellen für Eltern und Kinder – sie sind soziale Ankerorte, die Gesundheit, Teilhabe und generationsübergreifendes Miteinander ermöglichen und fördern.
Fachvortrag & Praxisbeispiel
Der Fachvortrag thematisierte, inwiefern Familienzentren und Mehrgenerationenhäuser zentrale Orte für den sozialen Zusammenhalt und die Gesundheitsförderung sind. Wie sich Generationen durch gemeinsame Aktivitäten und kreative Formate begegnen und voneinander profitieren können, zeigte ein Praxisbeispiel.
Prof. Irmgard Teske von der Gesellschaft für Gemeindepsychologische Forschung und Praxis e.V. zeigte eindrucksvoll auf, warum Familienzentren und Mehrgenerationenhäuser zentrale Orte für den sozialen Zusammenhalt und die Gesundheitsförderung sind. Unter Rückgriff auf die Ottawa-Charta und gemeindepsychologische Ansätze betonte sie die Bedeutung von sozialem Miteinander als Basis für Wohlbefinden und Gesundheit.
Prof. Teske machte deutlich, dass generationenverbindende Arbeit nicht nur Vorurteile abbaut, sondern Teilhabe, Solidarität und Gemeinsinn stärkt. Erfolgreiches intergeneratives Lernen erfordere Begegnung, gegenseitige Wertschätzung und das gemeinsame Gestalten des sozialen Raums. Anhand von Praxisbeispielen und theoretischen Impulsen rief sie dazu auf, Familienzentren als offene Lern- und Lebensorte zu verstehen – Orte, die Brücken schlagen zwischen Jung und Alt, Stadt und Quartier, Theorie und Praxis.
Der Beitrag von Sarah Schöche und Irina Kitzmann vom Zentrum für Jung und Alt (ZenJA) in Langen startete mit einer kleinen Bewegungseinheit – ganz nach dem Motto „Bewegung verbindet“.
Im Anschluss nahmen die beiden Fachkräfte das Publikum mit auf eine inspirierende Reise durch ihre tägliche Arbeit. Mit viel Herzblut und anschaulichen Beispielen zeigten sie, wie sich im ZenJA Generationen durch gemeinsame Aktivitäten und kreative Formate ganz selbstverständlich begegnen und voneinander profitieren. Ob Familiencafé, Holzofenbackgruppe mit Backtagen, Upcycling-Werkstatt, Generationenfrühstück oder der gemeinsame Mittagstisch für Jung und Alt – im ZenJA entstehen Orte echter Begegnung. Was braucht es dafür? Vor allem eines: engagierte Menschen, sowohl im Haupt- als auch im Ehrenamt, und einen klugen Umgang mit Fördermöglichkeiten.
Ein besonderes Erfolgsmodell ist das Freiwilligen-Trainee-Programm, das Interessierten den Einstieg ins Ehrenamt erleichtert: In einem begleiteten Prozess lernen sie verschiedene Aufgabenbereiche kennen und können anschließend dort aktiv werden, wo es am besten passt – nach dem Motto „Engagement, das sich entfalten darf.“
Das Fazit: ein inspirierender Praxisbeitrag, der Mut macht, neue Wege zu gehen – gemeinsam, kreativ und generationenverbindend.
Workshops & Projektvorstellung
Gesundheit und Begegnung: Die Workshops widmeten sich unterschiedliche Facetten des Themas. Außerdem stellte sich das IN-FORM-Verbundprojekt „Gesund und nachhaltig essen mit kleinem Budget” vor.
Der Workshop ging der Frage nach, wie generationenübergreifende Arbeit in Familienzentren und Mehrgenerationenhäusern gelingen kann.
Petra Wagner vom Familienzentrum „Alte Schule“ in Mengerskirchen führte praxisnah und lebendig durch die Veranstaltung und stellte bewährte Formate und neue Ideen aus ihrem Alltag vor. Besonders eindrucksvoll war die Vielfalt der präsentierten Angebote: Vom Senior*innen-Nachmittag mit Kita-Kindern über Yoga für alle Generationen, Spiele-Nachmittage, Computer- und Handy-Kurse für Erwachsene/Senior*innen bis hin zum interkulturellen Kochbuchprojekt – hier begegnen sich Menschen jeden Alters mit Respekt und Neugier.
Im Austausch mit den Teilnehmenden wurde deutlich: Erfolgreiche generationsübergreifende Arbeit braucht Themen, die verbinden, engagierte Ehrenamtliche mit eigenen Ideen sowie passende Strukturen, um Angebote flexibel und bedarfsgerecht umzusetzen. Auch Herausforderungen wie Raum- und Zeitressourcen sowie die Relevanz von Netzwerken und Kooperationen kamen zur Sprache.
Das Fazit: Generationenarbeit gelingt, wenn wir Begegnung ermöglichen, Vielfalt einbinden und mit Freude gestalten.
Wie gelingt es, Ehrenamtliche wirksam zu begleiten, ohne sie zu überfordern? Dieser Frage widmete sich der Workshop mit Angelika Fröhling von der COD Community Organizing gGmbH. Im Mittelpunkt standen zwei zentrale Instrumente: die 1:1-Gespräche und die Machtanalyse.
In den Einzelgesprächen – ein zentrales Element der Begleitung – wird Raum geschaffen für persönliche Anliegen, Stärken, aber auch Herausforderungen der Engagierten. Sie sind nicht nur Kontaktpflege, sondern ein gezielter Weg zur Beziehungsgestaltung auf Augenhöhe: zuhören, Fragen stellen, Verbindlichkeit schaffen – das alles macht gute Begleitung aus. Spannend war auch die Auseinandersetzung mit dem Konzept der Machtanalyse: Wer hat im Sozialraum Einfluss, wer bewegt Menschen, wer ist sichtbar? Mit dieser systematischen Perspektive lassen sich potenzielle Mitstreiter*innen gezielt ansprechen und Verbindungen im Gemeinwesen stärken.
Das Fazit: Ehrenamtliche sind keine „helfenden Hände“, sondern Mitgestaltende im Sozialraum. Wer sie gut begleiten will, braucht Zeit und die Bereitschaft zum echten Dialog.
Im Workshop mit Dr. Ludger Klein vom Kompetenznetz Einsamkeit (KNE) wurde deutlich: Einsamkeit ist ein gesellschaftlich relevantes Thema, das viele Menschen betrifft – über Alters-, Herkunfts- und Lebenslagengrenzen hinweg. Dabei geht es nicht nur um das Alleinsein, sondern um die subjektiv empfundene Diskrepanz zwischen gewünschten und tatsächlichen sozialen Beziehungen.
Ein zentrales Thema war der Zugang zu Angeboten: Nicht die Menschen sind „schwer erreichbar“, sondern viele Angebote sind nicht passgenau oder niedrigschwellig genug gestaltet. Die Teilnehmenden diskutierten daher, wie Barrieren abgebaut und positive, selbstwirksamkeitsfördernde Angebote geschaffen werden können – etwa durch Repair-Cafés, generationenverbindende Bildungsformate oder gemeinschaftliche Mahlzeiten.
Das Fazit: Einsamkeit ist komplex – ihr zu begegnen erfordert vernetztes Denken, kreative Ansätze und Räume, in denen Beziehung wachsen kann.
Im Rahmen des Fachtags stellte Katharina Junk von der Verbraucherzentrale Hessen e.V. das IN-FORM-Verbundprojekt „Gesund und nachhaltig essen mit kleinem Budget“ vor.
Ziel des Projekts ist es, Menschen zu ermutigen, ihren Ernährungsalltag mit kleinen Schritten gesünder und nachhaltiger zu gestalten. Das Projekt (Laufzeit 2024–2027), entwickelt von den Verbraucherzentralen und der Europa-Universität Flensburg, richtet sich besonders an Menschen mit begrenztem Einkommen. Es vermittelt praxisnah, wie gute Ernährung auch mit wenig Geld möglich ist – und das mit Freude und ohne Verzicht. Im Mittelpunkt stehen alltagstaugliche Tipps, das Stärken der Ernährungskompetenz und ein wertschätzender Umgang mit individuellen Lebensrealitäten. Die Verbraucherzentrale bietet hierzu Workshops unter anderem in Familienzentren sowie Aktionen und Informationsmaterial an.

Unterhaltsames auf der Bühne
Zugeschnitten auf Themen und Begriffe des Fachtages, erfanden und spielten Künstler eines Improvisationstheaters Bühnenszenen aus dem Moment heraus – und sorgten damit für Begeisterung.
Ein besonderes Highlight war das Improvisationstheater Der Fuchs. Zwei Künstler griffen Ideen und Begriffe aus dem Publikum sowie aus den Themen des Fachtags auf und verwandelten sie spontan in humorvolle und gleichzeitig tiefgründige Szenen. Es wurde herzlich gelacht, geklatscht und sogar gepfiffen – die Atmosphäre war ausgelassen und fröhlich, das Miteinander spürbar.
In einer dieser Improvisationen entstand der Satz „Herzen gibt es bei uns kostenlos“: ein Satz, der die Haltung vieler Familienzentren treffend zusammenfasst.
Impressionen
Begegnung stärkt
Der Fachtag endete inspiriert und bewegt. Er hat deutlich gemacht: Echte Begegnung stärkt – fachlich, menschlich und emotional. Und sie ist der Schlüssel zu einem gesunden Miteinander über alle Generationen hinweg.
Wir danken allen Teilnehmenden und Referierenden, der Moderatorin und dem Improtheater „Der Fuchs“ für diesen besonderen Tag!
Die Veranstaltung wurde im Auftrag des Hessischen Ministerium für Familien, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege vom Arbeitsbereich Gesund bleiben bei der HAGE organisert. Der Fachtag Familienzentren ist Teil des Begleitprogramms im Rahmen des Förderprogramms zur Etablierung von Familienzentren in Hessen.
Titelbild: © KI generiertes Bild mit ChatGPT
Fotos: © HAGE/andreasmann.net