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Dialogtreffen „Resilienz in Teams stärken – Impulse für die Organisation Kita“

Bericht zur Veranstaltung vom 06.05.2025

20. Mai 2025
Das diesjährige Dialogtreffen der Fachstelle Gesundheitsfördernde Kita widmete sich der Frage, wie Kita-Teams eine resiliente Organisationskultur schaffen können und welche Voraussetzungen dafür notwendig sind.
Ein Pinnzettel mit zwei Sprechblasen mit dem Wort Dialog in der mitte.


Insgesamt nahmen 195 Personen aus allen Regionen Hessens an dem digitalen Dialogtreffen teil, darunter Fachkräfte aus den Bereichen Kindertageseinrichtungen und Trägerorganisationen, Kooperationspartner*innen sowie weitere Interessierte. In Form von Fachvorträgen, Interviews, Fragerunden und Gruppenarbeiten wurde das Thema „Resilienz in Teams stärken“ umfangreich beleuchtet. 

Eröffnung und Begrüßung: Die Relevanz des Themas

Tatjana Kremer, Leiterin der Fachstelle Gesundheitsfördernde Kita bei der HAGE und Moderatorin der Veranstaltung, eröffnete das Dialogtreffen mit einer herzlichen Begrüßung sowie der Vorstellung des HAGE-Teams und der Referentinnen. 

Anschließend begrüßte der neue Leiter der Abteilung Frauen, Kinder und Jugend des Hessischen Ministeriums für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales (HMSI), Jan Benedyczuk, im Namen der Ministerin Heike Hofmann alle Anwesenden. Er bedankte sich bei den pädagogischen Fachkräften für ihr außerordentliches Engagement, insbesondere während der herausfordernden letzten Jahre der Pandemie. Das Thema Gesundheitsförderung in Kitas gewinnt in der Hessischen Landesregierung zunehmend an politischer Bedeutung: „Wir werden alles daran setzen, die Bedingungen schrittweise zu verbessern“, so Jan Benedyczuk.

 Wir werden alles daran setzen, die Bedingungen schrittweise zu verbessern.
(Jan Benedyczuk)

„Wodurch zeichnet sich Ihrer Meinung nach ein resilientes Team aus?“ 

Zu dieser Frage tauschten sich die Teilnehmenden nach der Begrüßungsrede in Kleingruppen aus. Folgende Stichworte erarbeiteten die Gruppen zum Thema:

Vorträge und Praxisbeispiele, Diskussionen und Themen

Resilienz in Kitas – zentrale Aspekte und praxisnahe Ansätze zur Stärkung der Widerstandskraft der Teams

Der Forschungsschwerpunkt von Vertretungsprof. Dr. Katrin Lattner (Hochschule Magdeburg-Stendal) liegt in der Förderung von Teamresilienz und der Entwicklung von praxisnahen Konzepten zur Gesundheitsförderung im Kita-Alltag. In ihrem Fachvortrag „Resilienz in Kitas – zentrale Aspekte und praxisnahe Ansätze zur Stärkung der Widerstandskraft von Teams“ verdeutlichte die Expertin die aktuellen Herausforderungen im Kita-System und deren Auswirkungen auf die Arbeit der pädagogischen Fachkräfte. Der Fachkräftemangel, zunehmende Flucht- und Migrationsbewegungen, die Digitalisierung, der Wandel familiärer Strukturen, Inklusion sowie wachsende Kinderarmut tragen zu einer steigenden Komplexität der pädagogischen Arbeit bei. 

Angesichts dieser schwierigen Bedingungen bedarf es einer psychischen Widerstandsfähigkeit – der Resilienz. Vertretungsprof. Dr. Lattner stellte das Konstrukt der Resilienz vor und erläuterte die zentralen Ansatzpunkte zur Stärkung der Resilienz in Teams. Dabei betonte sie, dass es kein Patentrezept gebe, sondern individuelle Lösungen für lernende Teams und Organisationen gefragt seien. „Um dieses Spannungsfeld aufzulösen, bedarf es der Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Neben der Resilienz der pädagogischen Fachkräfte und des Teams müssen auch die Rahmenbedingungen verbessert werden“, so Lattner. 

In der anschließenden Fragerunde wurde noch einmal deutlich, dass der Fokus mehr auf die Stärken der Mitarbeitenden und Teams gelegt werden sollte und dass das Positive mehr Sichtbarkeit braucht. Hervorgehoben wurde auch, dass jedes Team individuell und facettenreich ist.

Resilienz im Kita-Team: Positive Praxisbeispiele und bewährte Methoden

Simone Mann promoviert an der Universität Paderborn (Fachbereich Erziehungswissenschaften) zum Thema Wohlbefinden. In ihrem interaktiven Vortrag stellte sie Methoden zur Förderung des Wohlbefindens und der Resilienz für den Kita-Alltag vor und.

Frau Mann stellte den Anwesenden zu Beginn die folgenden Fragen:

  • Was hat mir in den letzten Tagen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert?
  • Welche Stärke(n) habe ich in letzter Zeit in meinem Team entdeckt?

Alle Teilnehmenden fühlten sich von diesem motivierenden Einstieg angesprochen und nannten viele positive Beispiele aus dem Kita-Alltag.

Die Referentin stellte die Broaden-and-Build-Theorie von Barbara Fredrickson vor, die eine Aufwärtsspirale positiver Emotionen beschreibt. Außerdem gab sie den Teilnehmenden zehn bewährte und praxisnahe Methoden zur Stärkung der Resilienz in der Kita an die Hand. In einer Gesprächsrunde mit sechs kurzen Interviews berichteten ihre Gesprächspartnerinnen über gelungene Praxisbeispiele aus dem Kita-Alltag. 

Im ersten Interview gaben Sonja Girschikofsky und Pia Kleine (Gesamtleitungen der Kindertagesstätten der Gemeinde Brachttal) einen Einblick in ihre pädagogische Arbeit. Sie betonten, dass das Engagement und der Schutz der Mitarbeitenden in einem ausgewogenen Verhältnis stehen sollten. In der Praxis erwiesen sich Wertschätzung, klare und offene Kommunikation, gezielte Fortbildungsangebote, eine konstruktive Feedbackkultur sowie zum Team passende Rituale als besonders hilfreich.

Im Anschluss gaben Johanna Hennemuth (Leiterin des Kinder- und Familienzentrums Waldnest) und Ann-Kathrin Kechel (Leiterin der Kita Nordeck-Winnen) einen Einblick in ihren Kita-Alltag. Sie haben in ihren Einrichtungen einen Maßnahmenplan mit einzelnen Schritten umgesetzt, der bei Personalengpässen von den Fachkräften eigenständig umgesetzt wird. Dieses Vorgehen bietet Sicherheit, Transparenz und erhält die Handlungsfähigkeit der Fachkräfte bei Personalausfällen. Darüber hinaus stärken kleine Aufmerksamkeiten und gemeinsame Aktivitäten die Resilienz des Teams. 

Als letzte Gesprächspartnerinnen waren Andreana Biskupovic (Leiterin der Krippe Little Rocket) und Joana Szczepanski (pädagogische Fachkraft) zu Gast. Bei ihnen nehmen alle Mitarbeitenden an einem Seminar zur mentalen Stärke teil. Außerdem ist ein achtsamer Blick auf alle Teammitglieder wichtig, um individuelle Grenzen wahrnehmen und sich gegenseitig unterstützen zu können.

In einem sich anschließenden offenen Austausch mit allen Anwesenden wurde die große Bedeutung von Wertschätzung als Grundlage einer positiven Teamkultur hervorgehoben. Ein weiterer Impuls war, verstärkt gemeinsame Teamaktivitäten und Zeit im Freien zu fördern, beispielsweise durch Personalgespräche in Form von „Walk and Talks“.

Arbeit in Gruppen zu zehn Themen

In einem offenen Dialog diskutierten die Teilnehmenden die folgenden Fragestellungen zum Thema Resilienz:

Frage 1: Wie gelingt es Ihnen, in herausfordernden Zeiten als Team zusammenzuhalten?

Gemeinsame Unternehmungen, klare Absprachen, ein offener Austausch und Reflexion sind in herausfordernden Zeiten besonders wichtig. Ebenso von Bedeutung sind der Fokus auf die Stärken des Teams, gegenseitige Unterstützung und das Wohlbefinden von Team und Kindern.

Frage 2: Welche Rituale oder Gewohnheiten fördern in Ihrem Kita-Team das Wir-Gefühl und den Teamgeist?

Das Wir-Gefühl kann durch Teamfortbildungen, Feiern zu Weihnachten und Geburtstagen, positives Feedback, Zwischengespräche, Betriebsausflüge sowie die Unterstützung durch Kita-Fachberatungen gestärkt werden.

Frage 3: Welche Strukturen haben Sie in Ihrem Team für die gegenseitige Unterstützung im Kita-Alltag etabliert?

Zur Unterstützung im Alltag können eine To-Do-Wand, tägliche kurze Besprechungen, Teamvereinbarungen, Befindlichkeitsrunden in Teamsitzungen, Codewörter oder ein tägliches Blitzlicht eingesetzt werden.

Frage 4: Wie kann eine Kitaleitung aktiv zur Resilienz des Teams beitragen – auch in herausfordernden Zeiten?

Es ist hilfreich, wenn die Kitaleitung authentisch auftritt, eine offene Fehlerkultur pflegt, kleine Rituale etabliert, ein starkes Wir-Gefühl schafft und eine wertschätzende, positive Grundhaltung vorlebt. Zudem sollte sich die Leitung auch um die eigene Selbstfürsorge kümmern, Prioritäten setzen und sich bei Bedarf Unterstützung holen.

Frage 5: Wie geht Ihr Team mit inneren Spannungen, Überlastung und Konflikten um?

Zur besseren Bewältigung von Überlastung und Konflikten kann das Team gemeinsame Verhaltensregeln aufstellen, einen Vertretungsplan erstellen und auf Augenhöhe kommunizieren. Ergänzend sind externe Supervision, ein enger Austausch zwischen Leitung und Team sowie der Einsatz von Honorarkräften bei Personalmangel sinnvoll.

Frage 6: Wie gelingt es in Ihrem Team, unterschiedliche pädagogische Haltungen, Erfahrungen und Persönlichkeiten als Ressource zu nutzen?

Die Stärken und Ressourcen der Teammitglieder sollten sinnvoll verteilt werden, sodass jede*r eigene Aufgaben übernimmt und im Alltag Autonomie sowie Verantwortung erlebt. Ein offener und regelmäßiger Austausch sowie Raum für verschiedene Perspektiven sind dafür essenziell.

Frage 7: Wie wird eine wertschätzende und unterstützende Teamkultur in Ihrer Einrichtung gelebt?

In den Kitas wird auf eine tägliche persönliche Begrüßung, gemeinsames Lachen, positives Feedback und gegenseitige Empathie geachtet. Zu einer wertschätzenden Teamkultur tragen auch Blitzlichtrunden zu Tagesbeginn, das Feiern von Erfolgen, der Blick auf Ressourcen sowie eine unterstützende Leitung bei.

Frage 8: Wie gelingt es Ihrem Team, auf Veränderungen flexibel zu reagieren und gemeinsam gestärkt daraus hervorzugehen?

Um Veränderungen erfolgreich zu bewältigen, sind eine Leitung, die als Vorbild agiert, transparente Kommunikation sowie eine offene und mutige Haltung entscheidend. Veränderungsprozesse erfordern Raum und Zeit, die Anerkennung der Gefühle im Team, regelmäßige Reflexion, ehrliches Feedback und klar definierte Meilensteine.

Frage 9: Wie nutzt Ihre Einrichtung bestehende Netzwerke und Ressourcen im Sozialraum zur Stärkung des Teams und der pädagogischen Arbeit?

Kitas können Tandems mit Grundschulen bilden, den Fokus auf Frühförderung legen und sich mit Einrichtungen wie Autismuszentren, anderen Kitas, dem Jugendamt, Kinderärzten, BEP-Fachberatungen sowie Erziehungs- und Beratungsstellen vernetzen.

Frage 10: Wie können digitale Tools und moderne Arbeitsstrukturen zur Entlastung und zur besseren Zusammenarbeit im Team beitragen?

In vielen Kitas werden Übersetzer-Apps zur Überwindung von Sprachbarrieren genutzt, Elterngespräche teilweise digital geführt sowie Kita-Apps zur Kommunikation und KI-gestützte Tools für Textarbeiten und Dienstpläne eingesetzt.

Die Ergebnisse der Gruppenarbeiten können Sie hier nachlesen:

Frage 1 PadLet
Fragen 2 PadLet Dialogtreffen
Frage 3 PadLet
Frage 4 PadLet
Frage 5 PadLet
Frage 6 PadLet
Frage 7 PadLet
Frage 8 PadLet
Frage 9 PadLet
Frage 10 PadLet

Zum Abschluss

Zum Abschluss des Dialogtreffens wurden den Teilnehmenden die folgenden zwei Fragen gestellt:

  • Was haben Sie Neues gelernt?
  • Welchen konkreten ersten Schritt werden Sie nach dieser Veranstaltung vornehmen, um die Resilienz im Team zu stärken?

Die Antworten der Teilnehmenden finden Sie auf diesen Wortwolken von Mentimeter:

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden für das große Interesse und den gelungenen Austausch! 

O-Töne der Teilnehmenden

Eine sehr gut vorbereitete und durchgeführte, gehaltvolle Veranstaltung mit wertvollen Vorträgen und Praxisbeispielen, umrahmt von einer sehr guten Methodenauswahl mit Interviews und Padlet-Aufzeichnungen. 
(Simone Graulich, Kita Tausendfüßler in Grünberg-Queckborn)

Herausragende Veranstaltung mit sehr guten Impulsen und wirklich praktizierbaren Ideen. 
(Pia-Susanne Merklinger, Ev. Kita Neue Wohnstadt)

Organisation

Das seit 2017 von der HAGE erfolgreich umgesetzte Projekt Gesundheitsfördernde Kita auf Grundlage des BEP wurde 2023 zu einer Fachstelle ausgebaut. Wie zuvor das Projekt wird die Fachstelle Gesundheitsfördernde Kita vom Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales (HMSI) gefördert. Die Fachstelle ist bei der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. (HAGE) angesiedelt.

Bild: © HAGE/Anja Weiss