nachricht
7. Qualifizierungsmodul des Landesprogramms „Präventionsketten Hessen“
Bericht zur Veranstaltung am 01.09.2025

Good Practice und Wirkometer zur Weiterentwicklung von Präventionsketten
Im Mittelpunkt der 7. Qualifizierung des Landesprogramms stand der Gesamtprozess der Präventionsketten mit Fokus auf die bevorstehende Verlängerungs- und Vertiefungsphase in 2026. Dazu wurde zu den Themen „Wirkung erzielen“ und „Darstellung von Aktivitäten im Rahmen der Präventionskette“ gearbeitet sowie ein Blick auf die integrierte Gesamtstrategie der Stadt Detmold als Good-Practice-Ansatz geworfen.
Joanna Stöcker, Leitung des Kommunalen Bildungs- und Präventionsmanagements der Stadt Detmold, wurde am Vormittag digital zugeschaltet. Sie stellte den im Jahr 2020 gestarteten Gesamtprozess zum Aufbau kommunaler Präventionsketten der Stadt Detmold vor.
Sie betonte in ihrem Beitrag die Wichtigkeit der ressortübergreifenden Zusammenarbeit in der Kommune und der damit verbundenen Aushandlungsprozesse über Bedarfe, Ziele und geeignete Maßnahmen.
Durch eine gezielte Umstrukturierung innerhalb der Verwaltung konnten in Detmold die Planungs- und Umsetzungsvorgänge gestartet werden, ohne neue Stellen zu schaffen. Der strukturelle Veränderungsprozess ist aus der Verwaltung heraus, durch Kooperation, ressourcenschonend gestartet und erfolgreich umgesetzt worden.
Familienfreundliche Kontakt- und Anlaufstelle
Ein Kernstück der Präventionskettenarbeit in Detmold ist der Familien.Info.Treff (F.I.T). Der F.I.T. ist die zentrale Kontakt- und Anlaufstelle für Familien, Kinder und Jugendliche in der Detmolder Innenstadt. Hier finden sich zahlreiche Informations- und Serviceleistungen rund um das Thema Familie, wie zum Beispiel der Begrüßungsgeschenkedienst für Neugeborene, Informationsmaterial für junge Eltern, die Servicestelle Kita-Navigator, eine Spiel- und Stillecke mit Wickelbereich. Dazu erhalten Familien Informationen zu Betreuungsangeboten für Kinder, Kinderbetreuung für einen kurzen Stadtaufenthalt nach vorheriger Anmeldung (samstags) und Informationen zu Ferienspielen / Ferienfreizeiten. Ein weiterer Service ist die Möglichkeit, Anträge für finanzielle Familienleistungen vor Ort zu stellen sowie auf Wunsch eine Kontaktvermittlung zu weiteren Beratungsstellen und Sozialen Diensten
Partizipation für Kinder und Jugendliche
Partizipation für Kinder und Jugendliche wird in Detmold über das Pop-Up-Büro für Jugendliche PUB.I.T (Partizipation Und Beteiligung) ermöglicht. PUB.I.T ist eine Anlauf- und Mitmachstelle für Kinder- und Jugendliche und das Ergebnis eines intensiven Beteiligungsprozesses, bei dem junge Menschen ihre Ideen und Wünsche einbrachten. Dadurch ist ein Raum entstanden, der Jugendlichen Platz für Austausch, Beteiligung und kreative Entfaltung bietet.
Öffentlichkeitsarbeit und politische Ebene
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Öffentlichkeitsarbeit. Ein Maskottchen, das bei allen Veranstaltungen auftaucht, gewährleistet die Sichtbarkeit der Präventionskettenarbeit.
In einer gemeinsamen Reflexion mit Joanna Stöcker konnten wichtige Ansätze zur Umsetzung in den hessischen Kommunen diskutiert werden. Themen, die die Teilnehmenden beschäftigten, waren insbesondere funktionierende Partizipationsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen sowie gute Möglichkeiten der Einbindung und Überzeugung der politischen Ebene.
Thema der zweiten Arbeitsphase war das Wirkometer von Phineo. Das Wirkometer ist ein Online-Tool, das Hinweise darauf gibt, wie wirkungsorientiert eine Organisation arbeitet und worin sie gegebenenfalls noch besser werden könnte.
Anhand eines Praxisprojektes aus dem Odenwaldkreis wurde das Wirkometer beispielhaft gemeinsam erprobt. Im Anschluss reflektierte die Gruppe, wie und wozu dieses Werkzeug in der Praxis der Präventionsketten gut genutzt werden kann. Herausforderungen zeigten sich in der festgelegten Fragestellung, die nicht immer auf alle Projekte anwendbar ist. Bei der Beantwortung einiger Fragen bedarf es, je nach Projekt, einer leichten Anpassung, etwa bezüglich der Frage, ob die Zielgruppe das Angebot nachfragt. Hier war man sich einig, dass die Zielgruppe durch Fachkräfte vor Ort ersetzt werden kann. Im Ergebnis zeigen sich daher zum Teil leichte Abweichungen.
Arbeit mit dem Wirkometer in kommunalen Tandems
Im Anschluss erprobten die Teilnehmenden das Wirkometer in kommunalen Tandems anhand eigener Praxisprojekte und diskutierten vertiefend Fragestellungen und Anwendungsmöglichkeiten.
Das Wirkometer gibt auf Basis der Antworten nicht nur Auskunft über den Stand des Projektes, sondern macht auch Vorschläge, an welcher Stelle etwas verändert oder verbessert werden kann. Gleichzeitig bietet es die Möglichkeit, mehr über Wirkungsorientierung zu lernen. Das Instrument wurde von den Koordinierenden insgesamt positiv bewertet.
Die Erkenntnisse aus der Arbeit mit dem Wirkometer wurden in der nächsten Einheit genutzt. Im Fokus stand die Weiterarbeit im Hinblick auf die Projektverlängerung sowie die Vertiefungs- und Verstetigungsphase. In zwei Gruppen beschäftigten sich die Teilnehmenden mit verschiedenen Fragen.
Hier waren sich die Koordinierenden einig, dass sich das Wirkometer als Reflexionstool und Orientierungshilfe für die Projektplanung sehr gut eignet. Die Anwendung ist flexibel und effektiv. Auch die Nutzung im Rahmen der Wirkungslogik und Qualitätsentwicklung erfuhr eine positive Bewertung.
Als ein nächster guter Schritt für die Verlängerungs- und Vertiefungsphase identifizierten die Teilnehmenden die nachhaltige Weiterentwicklung der bisherigen Arbeit. Als wichtigste Elemente in diesem Zusammenhang galten das Teilen von Erkenntnissen aus der eigenen Arbeit sowie Öffentlichkeitsarbeit. Beides sollte bestenfalls zu AHA-Effekten bei den politischen Vertretern führen, auch damit diese sich für eine Verstetigung der Präventionskettenarbeit einsetzen.
Im Ergebnis waren sich die Teilnehmenden einig: Grundlegend für eine nachhaltige Weiterentwicklung der Präventionskettenarbeit ist der Rückhalt durch die politischen Entscheider und die weitere Hinarbeit auf ein gemeinsames Ziel. Hier sollte immer wieder an das von den Kommunen entwickelte Impactziel erinnert werden. Die grundsätzliche Bereitschaft zur Kooperation, ein positives Branding sowie ausreichende personelle und finanzielle Ressourcen sind wichtige Gelingensfaktoren. Zudem lag ein Fokus erneut auf einer gut funktionierenden Öffentlichkeitsarbeit, diesmal besonders in Richtung der Zielgruppen, damit die Angebote auch gefunden und genutzt werden.
Um die Aktivitäten und Maßnahmen öffentlichkeitswirksam und politisch als „Gemeinsame Erfolgsgeschichte (zu be-) schreiben“, fanden die Teilnehmenden zahlreiche Möglichkeiten. Neben der Kommunikation von Zahlen, Daten und Fakten – auch der gemessenen Wirksamkeit – war ein wichtiger Baustein, die Präsenz der Präventionsketten in Gremien und Ausschüssen. Als besonders wirkungsvoll beschrieben die Koordinierenden das Publizieren von O-Tönen von Akteuren und Nutzenden der Angebote über unterschiedliche Kanäle, außerdem das Berichten von positiven Erlebnissen mit Hilfe des Storytellings.
Die Nutzung sämtlicher verfügbarer Kanäle der Öffentlichkeitsarbeit wie Internetauftritte, Social-Media und auch Print-Medien sei obligatorisch, um über möglichst viele Aktivitäten mit einer großen Reichweite zu berichten. Dabei wurde angemerkt, dass Presseartikel in den Kommunen durch die Pressestellen gegengelesen werden müssten, was zum Teil sehr viel Zeit in Anspruch nehme.
Die politischen Willenserklärungen und übergeordneten Ziele der Landes- und Bundesebene sollten präsent sein und gegebenenfalls im Kontext mit den Willensbekundungen vor Ort benannt werden
Passend zum Thema gab es abschließend noch einen Mini-Exkurs mit einer kleinen Lerneinheit und Beispielen.
Wirkung sichtbar machen – mit einer Schlüsselszene
Geschichten merkt man sich besser als reine Fakten. Daher eignet sich das Berichten von Schlüsselszenen zur Darstellung von Wirkung besonders gut. Eine Schlüsselszene macht die Wirkung konkret und anschaulich. Sie erzählt eine kleine Situation, die für die ganze Maßnahme steht.
Beispiel:
- Abstrakt: „Wir haben ein Elterncafé eingerichtet, damit sich Eltern regelmäßig austauschen können.“
- Schlüsselszene: „Im neuen Elterncafé stand eine Mutter auf und sagte: ‚Hier habe ich zum ersten Mal Menschen getroffen, die die gleichen Sorgen haben wie ich.‘“
- Die Leitfrage: Welche kleine Szene zeigt am besten, was sich durch Ihre Maßnahme verändert hat?
Die Teilnehmenden konnten sich hier sehr gut eindenken und kurze Schlüsselszenen aus verschiedenen Zusammenhängen erzählen. Der Effekt wurde sofort deutlich, sodass die Koordinierenden die Methode als gut geeignet bewerteten, um die Wirksamkeit der Angebote zu vermitteln.
Zum Ende der 7. Qualifizierung durfte ein Lob für die Arbeit der Koordinierenden untereinander nicht fehlen. Denn in den kommunalen Präventionsketten in Hessen ist mit viel Engagement viel erreicht worden!
Wir bedanken uns bei allen Mitwirkenden für zwei produktive Veranstaltungstage und laden Sie dazu ein, uns Ihre Themenwünsche und Bedarfe für weitere Vertiefungen per Mail mitzuteilen: praeventionsketten@hage.de.
Organisation
Die Veranstaltung wurde von der Landeskoordinierungsstelle Präventionsketten Hessen organisiert. Sie ist bei der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e. V. (HAGE) mit Sitz in Frankfurt am Main angesiedelt.
Das Landesprogramm „Präventionsketten Hessen – Gelingendes Aufwachsen, Kinderrechte leben“ wird durch das Hessische Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege (HMFG) und die Auridis Stiftung gefördert.
Weitere Informationen zum Landesprogramm finden Sie unter https://praeventionsketten-hessen.de/home.
Fotos: © HAGE
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