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7. Qualifizierungsmodul des Landesprogramms „Präventionsketten Hessen“

Bericht zur Veranstaltung am 01.09.2025 in Frankfurt am Main

22. September 2025
Die 7. Qualifizierung widmete sich dem Gesamtprozess der Präventionsketten im Hinblick auf die Verlängerungs- und Vertiefungsphase mit den Schwerpunktthemen Wirkung erzielen und sichtbar machen.
Menschen die Zahnräder aneinander halten

„Good Practice & Wirkometer zur Weiterentwicklung von Präventionsketten“

Im Mittelpunkt der 7. Qualifizierung des Landesprogramms, stand der Gesamtprozess der Präventionsketten mit Fokus auf die bevorstehende Verlängerungs- und Vertiefungsphase in 2026. Dazu wurde zu den Themen „Wirkung“ erzielen und Darstellung von Aktivitäten im Rahmen der Präventionskette gearbeitet sowie ein Blick auf die integrierte Gesamtstrategie der Stadt Detmold als Good Practice Ansatz geworfen.

Integrierte Gesamtstrategie am Beispiel Detmold, Frau Joanna Stöcker

Frau Joanna Stöcker, Leitung des Kommunalen Bildungs- und Präventionsmanagements der Stadt Detmold, wurde am Vormittag digital zugeschaltet und stellte den im Jahr 2020 gestarteten Gesamtprozess zum Aufbau kommunaler Präventionsketten der Stadt Detmold vor. Frau Stöcker betonte in ihrem Beitrag die Wichtigkeit der ressortübergreifenden Zusammenarbeit in der Kommune und der damit verbundenen Aushandlungsprozesse über Bedarfe, Ziele und geeignete Maßnahmen. 

Durch eine gezielte Umstrukturierung innerhalb der Verwaltung, konnten die Planungs- und Umsetzungsvorgänge gestartet werden ohne neue Stellen zu schaffen. Der strukturelle Veränderungsprozess ist aus der Verwaltung heraus, durch Kooperation, ressourcenschonend gestartet und erfolgreich umgesetzt worden.

Ein Kernstück der Präventionskettenarbeit in Detmold ist der Familien – Info – Treff (F.I.T). Der F.I.T. ist die zentrale familienfreundliche Kontakt- und Anlaufstelle für Familien, Kinder und Jugendliche in der Detmolder Innenstadt. Hier finden sich zahlreiche Informations- und Serviceleistungen rund um das Thema Familie, wie zum Beispiel der Begrüßungsgeschenkedienst für Neugeborene, Informationsmaterial für junge Eltern, die Servicestelle Kita-Navigator und eine Spiel- und Stillecke mit Wickelbereich. Dazu erhalten Familien Informationen zu Betreuungsangeboten für Kinder und Kinderbetreuung für einen kurzen Stadtaufenthalt nach vorheriger Anmeldung (samstags) und Informationen zu Ferienspielen / Ferienfreizeiten. Ein weiterer Service ist die Möglichkeit Anträge für finanzielle Familienleistungen vor Ort zu stellen sowie auf Wunsch eine Kontaktvermittlung zu weiteren Beratungsstellen und Sozialen Diensten

Partizipation für Kinder und Jugendliche wird in Detmold über das Pop-Up-Büro für Jugendliche - PUB.I.T (Partizipation Und Beteiligung)  eine Anlauf- und Mitmachstelle für Kinder- und Jugendliche, durch das auch  Partizipation ermöglicht wird. PUB.I.T ist das Ergebnis eines intensiven Beteiligungsprozesses, bei dem junge Menschen ihre Ideen und Wünsche eingebracht haben. Dadurch ist ein Raum entstanden, der Jugendlichen Platz für Austausch, Beteiligung und kreative Entfaltung bietet.

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Öffentlichkeitsarbeit. Durch ein Maskottchen, welches bei allen Veranstaltungen auftaucht wird die Sichtbarkeit der Präventionskettenarbeit gewährleistet.

In einer gemeinsamen Reflexion mit Frau Stöcker konnten wichtige Ansätze zur Umsetzung in den hessischen Kommunen diskutiert werden. Themen, die die Teilnehmenden beschäftigten, waren insbesondere funktionierende Partizipationsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen sowie gute Möglichkeiten der Einbindung und Überzeugung der politischen Ebene. 

Das Wirkometer - Gemeinsame Arbeit an einem Praxisbeispiel (Odenwald-Kreis)

Nach der Mittagspause begann die 2. Arbeitsphase mit der Vorstellung des Wirkometers von Phineo. Das Wirkometer ist ein Online-Tool, welches Hinweise darauf gibt wie wir­kungs­ori­en­tiert eine Orga­ni­sa­ti­on arbeitet und wor­in sie gegebenenfalls noch bes­ser wer­den könnte. Anhand eines Praxisprojektes aus dem Odenwaldkreis wurde das Wirkometer beispielhaft gemeinsam erprobt. Im Anschluss reflektierte die Gruppe, wie und wozu dieses Werkzeug in der Praxis der Präventionsketten gut genutzt werden kann. Herausforderungen zeigten sich in der festgelegten Fragestellung, die nicht immer auf alle Projekte logisch anwendbar ist. Bei der Beantwortung einiger Fragen bedarf es, je nach Projekt, einer leichten Anpassung, etwa bezüglich der Frage, ob die Zielgruppe das Angebot nachfragt. Hier war man sich einig, dass die Zielgruppe durch Fachkräfte vor Ort ersetzt werden kann. Im Ergebnis zeigen sich daher zum Teil leichte Abweichungen. 

Arbeit mit dem Wirkometer in kommunalen Tandems

Im Anschluss konnten die Teilnehmenden das Wirkometer in kommunalen Tandems anhand eigener Praxisprojekte erproben und die sich hieraus ergebenden Fragestellungen und Anwendungsmöglichkeiten diskutieren und weiter vertiefen.

Da das Wirkometer auf der Basis der Antworten nicht nur Auskunft über den Stand des Projektes gibt, sondern auch Vorschläge macht an welcher Stelle etwas verändert oder verbessert werden. Gleichzeitig bietet es die Möglichkeit mehr über Wirkungsorientierung zu lernen. Das Instrument wurde von den Koordinierenden insgesamt positiv bewertet.

Die nächsten guten Schritte – Verlängerungs- und Vertiefungsphase

Die Erkenntnisse aus der Arbeit mit dem Wirkometer wurden in der nächsten Einheit genutzt. In zwei Gruppen arbeiteten die Teilnehmenden mit dem Focus auf die Weiterarbeit im Hinblick auf die Projektverlängerung sowie die Vertiefungs- und Verstetigungsphase. 

Dabei beschäftigten sie sich mit den Fragen: 

Inwiefern können Sie das Tool (Wirkometer) für die eigene Arbeit nutzen?

Hier waren sich die Koordinierenden einig, dass sich das Wirkometer als Reflexionstool und Orientierungshilfe für die Projektplanung sehr gut eignet. Die Anwendung ist flexibel und effektiv. Auch die Nutzung im Rahmen der Wirkungslogik und Qualitätsentwicklung wurde positiv bewertet. Hervorgehoben wurde die Möglichkeit die Ergebnisse für die eigene Öffentlichkeitsarbeit zu nutzen.

Was sind die nächsten guten Schritte für die Verlängerungs- bzw. Vertiefungsphase?

Als nächste gute Schritte für die Verlängerungs- und Vertiefungsphase wurde das Ziel der nachhaltigen Weiterentwicklung genannt. Als wichtigste Elemente wurde hier das Teilen von Erkenntnissen aus der eigenen Arbeit und Öffentlichkeitsarbeit genannt. Beides sollte bestenfalls zu AHA Effekten bei den politischen Vertretern führen, auch damit diese sich für eine Verstetigung der Präventionskettenarbeit einsetzen.

Was brauchen Sie für eine nachhaltige Weiterentwicklung der Präventionskettenarbeit? 

Im Ergebnis waren sich die Teilnehmenden einig: grundlegend für eine nachhaltige Weiterentwicklung der Präventionskettenarbeit ist der Rückhalt durch die politischen Entscheider und die weitere Hinarbeit auf ein gemeinsames Ziel. Hier sollte immer wieder an das von den Kommunen entwickelte Impactziel erinnert werden. Die grundsätzliche Bereitschaft zur Kooperation, ein positives Branding sowie ausreichend personelle und finanzielle Ressourcen wurden als Gelingensfaktoren genannt. Zudem wurde erneut auf eine gut funktionierende Öffentlichkeitsarbeit hingewiesen, diesmal besonders in Richtung der Zielgruppen, damit die Angebote auch gefunden und genutzt werden können.

Wie können Sie Ihre Aktivitäten/ Maßnahmen öffentlichkeitswirksam und politisch gut darstellen?

Um die Aktivitäten und Maßnahmen öffentlichkeitswirksam und politisch als „Gemeinsame Erfolgsgeschichte (zu be-) schreiben“, wurden zahlreiche Möglichkeiten genannt. Neben der Kommunikation von Zahlen, Daten und Fakten – auch der gemessenen Wirksamkeit - wurde es als wichtig erachtet, dass die Präventionsketten in Gremien und Ausschüssen präsent sind und dort über die Arbeit berichtet wird. Als besonders wirkungsvoll wurden das Publizieren von O-Tönen verschiedener Akteure und von Nutzenden der Angebote über unterschiedliche Kanäle, sowie das Berichten von positiven Erlebnissen mit Hilfe des Storytellings. 

Die Nutzung sämtlicher verfügbarer Kanäle der Öffentlichkeitsarbeit wie Internetauftritte, Social-Media und auch Print-Medien wurde als wichtig erachtet, um über möglichst viele Aktivitäten mit einer großen Reichweite zu berichten. Dabei wurde angemerkt, dass Presseartikel in den Kommunen, durch die Pressestellen gegengelesen werden müssten, was zum Teil sehr viel Zeit in Anspruch nehme.

Die politischen Willenserklärungen und übergeordneten Ziele der Landes- und Bundesebene sollten präsent sein und gegebenenfalls im Kontext mit den Willensbekundungen vor Ort benannt werden

7. Qualifizierung Wirkometer
7. Qualifizierung Vorstellung Wirkometer
Storytelling

Passend zum Thema gab es abschließend noch einen Mini-Exkurs mit einer kleinen Lerneinheit und Beispielen:

Wirkung sichtbar machen – mit einer Schlüsselszene

Geschichten merkt man sich besser als reine Fakten. Daher eignet sich das Berichten von Schlüsselszenen zur Darstellung von Wirkung ganz besonders gut. Eine Schlüsselszene macht die Wirkung konkret und anschaulich. Sie erzählt eine kleine Situation, die für die ganze Maßnahme steht.

Beispiel: 

Abstrakt: „Wir haben ein Elterncafé eingerichtet, damit sich Eltern regelmäßig austauschen können.“

Schlüsselszene: „Im neuen Elterncafé stand eine Mutter auf und sagte: ‚Hier habe ich zum ersten Mal Menschen getroffen, die die gleichen Sorgen haben wie ich.‘

Die Leitfrage: Welche kleine Szene zeigt am besten, was sich durch Ihre Maßnahme verändert hat?

Die Teilnehmenden konnten sich hier sehr gut eindenken und kurze Schlüsselszenen aus verschiedenen Zusammenhängen erzählen. Der Effekt wurde sofort deutlich, sodass die Koordinierenden die Methode als gutes Medium zur Vermittlung der Wirksamkeit der Angebote positiv bewertet haben.

Zum Ende der 7. Qualifizierung durfte ein Lob für die Arbeit der Koordinierenden untereinander nicht fehlen. Bisher wurde in den kommunalen Präventionsketten in Hessen mit viel Engagement viel erreicht.

Wir bedanken uns bei allen Mitwirkenden für zwei produktive Veranstaltungstage und laden Sie dazu ein, uns Ihre Themenwünsche und Bedarfe für weitere Vertiefungen per Mail mitzuteilen: praeventionsketten@hage.de.

Organisation

Die Veranstaltung wurde von der Landeskoordinierungsstelle Präventionsketten Hessen organisiert. Sie ist bei der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e. V. (HAGE) mit Sitz in Frankfurt am Main angesiedelt.

Das Landesprogramm „Präventionsketten Hessen – Gelingendes Aufwachsen, Kinderrechte leben“ wird durch das Hessische Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege (HMFG) und die Auridis Stiftung gefördert. Weitere Informationen zum Landesprogramm finden Sie unter https://praeventionsketten-hessen.de/home.

Fotos: © HAGE

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