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2. Qualifizierungsmodul des Landesprogramms Präventionsketten Hessen

Bericht zur Veranstaltung vom 10.07. und 11.07.2023

2. August 2023
Im Juli 2023 setzte die Landeskoordinierungsstelle Präventionsketten Hessen die zweite Basisqualifizierung des Landesprogrammes „Präventionsketten Hessen – Gelingendes Aufwachsen, Kinderrechte leben“ um. Das Thema lautete „Rollenverständnis und Vertiefung der Wirkungsorientierung“.
Menschen die bunte Zahnräder aneinanderhalten

 


Das Landesprogramm Präventionsketten Hessen ist im Januar 2023 mit zehn hessischen Kommunen gestartet. Es unterstützt die teilnehmenden Kommunen dabei, ganzheitliche und passgenaue Präventionskonzepte für Kinder und ihre Familien zu entwickeln. 

Zur Unterstützung der kommunalen Koordinator*innen aus den am Programm teilnehmenden Kommunen bietet die Landeskoordinierungsstelle im Jahr 2023 drei Basisqualifizierungen an. Die erste Qualifizierung fand am 10. Mai und 11. Mai 2023 in Präsenz statt: zur Dokumentation.

Rollenverständnis und Vertiefung der Wirkungsorientierung: Das zweite Qualifizierungsmodul

Das zweite Qualifizierungsmodul wurde am 10. und 11. Juli im mediacampus Frankfurt umgesetzt und beschäftigte sich mit folgenden Fragestellungen: 

  • Welche Aufgaben und Rollen habe ich als Koordinationsfachkraft? 
  • Welche Wirkungen wollen wir auf welcher Ebene (Strukturebene/Zielgruppenebene) erreichen und wer ist unsere Zielgruppe?

Die beiden Tage waren mit verschiedenen interaktiven Methoden und fachlichen Impulsen sowie Praxisbeispielen gestaltet. Die Teilnehmenden reflektierten die eigenen Rollen und Aufgaben und setzten sich vertiefend mit der Wirkungsorientierung auseinander. 

Der erste Tag: Rolle und Selbstverständnis als Koordinationsfachkraft

Die Landeskoordinierungsstelle Präventionsketten Hessen wurde am ersten Tag durch die Referent*innen Andreas Gailus und Anika Breuer (gailus.ORG I Fach- und Prozessberatung für BGM & Betriebskultur) unterstützt. Herr Gailus führte die Teilnehmenden durch verschiedene Einzel- und Gruppenphasen, in denen der Arbeitsauftrag sowie die eigenen Rollen reflektiert und erarbeitet wurden. 

Idealtypische Aufgaben und Rollen einer Koordinationsfachkraft der Präventionsketten

Rajni Kerber und Nicole Waliczek (Landeskoordinierungsstelle Präventionsketten Hessen) stellten als ersten Impuls des Tages die fiktive Koordinationsfachkraft der Präventionsketten „Heike Schmidt“ vor, anhand derer idealtypisch Aufgaben und Rollen aufzeigt wurden. Der Input Eine Gruppe von Menschen sitzt an einem Tisch in einem Seminarraum.regte die Reflexion und Diskussion mit den eigenen Aufgaben und Rollen an und schaffte dadurch ein gemeinsames Verständnis. Insbesondere die Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbstverständnis als Koordinationsfachkraft prägte den Diskurs am ersten Qualifizierungstag. Die Landeskoordinierungsstelle gab dabei immer wieder Anregungen für erste Aufgaben und Schritte, die darin bestehen, Strukturen vor Ort aufzubauen, sich mit weiteren Ressorts zu vernetzen und eine Bestandsaufnahme durchzuführen.

Perspektivwechsel: Präventionskette als Start-up-Unternehmen

Die „Präventionskette Hessen“ als Produkt zu betrachten war eine weitere Methode, um das Rollenverständnis zu vertiefen. Als eigenes Start-up-Unternehmen sollten die Teilnehmenden der kommunalen Verwaltung die „Präventionskette“ als Dienstleistung anbieten. Der Perspektivwechsel ermöglichte den Anwesenden sich zu überlegen, welchen Namen ihr Produkt hat, wer die Kund*innen sind, welche weiteren (Kooperations-)Partner*innen es gibt, die „glücklich“ gemacht werden müssen, und welchen Nutzen das Produkt für den/die jeweiligen Kund*in/Partner*in hat. Die Methode unterstützte die Koordinationsfachkräfte, die Präventionskette zu reflektieren und einen objektiven Blick auf die eigene Arbeit zu bekommen. Dabei wurde deutlich, dass es mehrere Kund*innen (Zielgruppen) gibt, die verschiedene (Verkaufs-)Argumente für die Überzeugung und Nutzung des Produktes „Präventionskette“ benötigen.

Steckbrief für die „Koordinationsfachkraft Präventionskette Hessen”

Im weiteren Verlauf des ersten Qualifizierungstages haben die Teilnehmenden einen groben Steckbrief für die „Koordinationsfachkraft Präventionskette Hessen“ erstellt. Dieser wird von der Landeskoordinierungsstelle weiterbearbeitet und mit den Koordinationsfachkräften in der Prozessberatung und -begleitung reflektiert und ggf. ergänzt. Vier Personen stehen im Kreis vor einer Pinwand.

Um sich mit den verschiedenen Rollen tiefer auseinanderzusetzen, konnten die Teilnehmenden zu den Themen Moderation, Veranstaltungsmanagement, strategisches Vernetzen sowie Verkaufen ihr Wissen vertiefen. Dabei diskutierten sie in vier Ecken und sammelten gemeinsam Tipps und Tools, um die Rolle gut zu erfüllen.

Auf den intensiven ersten Qualifizierungstag folgte ein gemeinsamer Ausklang mit einer Führung in den Streuobstwiesen auf dem Lohrberg und einem abschließenden gemeinsamen Abendessen.

Der zweite Tag: Wirkungsorientierte Präventionskettenarbeit
Eine Gruppe betrachtet eine Pinwand, vor der eine Person steht und spricht

Der zweite Tag der Qualifizierung startete mit einer Wiederholung zum Thema Wirkungsorientierung. Dabei wurden die Teilnehmenden einbezogen, indem sie ihre Haltung und ihren aktuellen Wissensstand mit den anderen im Plenum teilten. 

 

Grundlagen der Wirkungsorientierung

Dr. Sarah Mümken (Landeskoordinierungsstelle Präventionsketten Hessen) hielt im Anschluss einen Vortrag zu den Grundlagen der Wirkungsorientierung. Dabei wurden die Begriffe und die Zielsetzung der Wirkungsorientierung aufgegriffen, die Erfolgsfaktoren vom gemeinsamen Wirken erläutert sowie auf den Prozesskreislauf und die Wirkungstreppe eingegangen. Ergänzt wurden die theoretischen Erläuterungen durch Filmausschnitte mit Zitaten von Koordinationsfachkräften aus NRW, die von ihren Erfahrungen bei der Zielentwicklung und beim Aufbau von Präventionsketten berichteten. 
Nach dem Vortrag sammelten die Teilnehmenden in Murmelgruppen Argumente für die „wirkungsorientierte Präventionskettenarbeit“. Ziel war es, jeweils eine/n Kritiker*in (Bürgermeister*in, Dezernatsleiter*in, Landrät*in, Amstleitung, Erzieher*in) von der wirkungsorientierten Präventionskettenarbeit zu überzeugen. Dabei stellte sich heraus, dass für jede/n Kritiker*in andere Argumente nötig sind. Die Diskussionsergebnisse und Sammlung der jeweiligen Argumente können die Teilnehmenden für die eigene Arbeit nutzen.

Praxisbeispiel der Präventionskettenarbeit aus dem Kreis Lippe in NRW

Der Wunsch der Koordinationsfachkräfte, etwas über Praxisbeispiele der Präventionskettenarbeit aus anderen Landesprogrammen zu erfahren, wurde durch die Referentin Frau Margit Monika Eine Personengruppe sitzt im Kreis in einem Seminarraum.Hahn, Koordinierungsstelle „Kommunale Präventionskette“ Kreis Lippe in NRW, erfüllt. Frau Hahn berichtete von ihren ersten Schritten in der kommunalen Präventionskettenarbeit: Initiierung einer Steuerungsgruppe mit wichtigen Akteur*innen aus den Bereichen Kinder, Jugend und Familie und Entwicklung eines gemeinsamen Leitbildes für den Kreis Lippe („Kinder und Jugendliche in Lippe wachsen zu starken, gesunden, eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten heran“). Außerdem stellte die Referentin ihr Vorgehen beim Aufbau eines sozialräumlichen Präventionsmonitorings vor, welches im Kreis Lippe das wirkungsorientierte Vorgehen stützt. Frau Hahn ging auf alle Fragen der Teilnehmenden ein, zeigte auf, wie wirkungsorientiertes Arbeiten dabei unterstützen kann, strukturiert vorzugehen, und teilte ihre jahrelangen Erfahrungen der Präventionskettenarbeit mit den Anwesenden.

Vom Problem- zum Lösungsbaum

Nach diesem inspirierenden Impuls erprobten die Koordinationsfachkräfte ein Instrument zur Konkretisierung von Problemlagen und Wirkungszielen. Anhand des Problembaums sammelten und analysierten die Teilnehmenden die Ursachen, Auswirkungen und Faktoren des vorgegebenen Beispiels „Die ressortübergreifende Zusammenarbeit findet im Landkreis/in der kreisfreien Stadt XY nicht statt“. Der Problembaum ermöglicht, ein Problem in seiner Komplexität darzustellen, da vor allem soziale Probleme sehr vielschichtig sein können. Projekte oder Maßnahmen können sich jedoch häufig nur mit einem Teilaspekt des „Problems“ auseinandersetzen. Durch die Fokussierung auf einen Aspekt können Ressourcen und Kompetenzen zielgerichteter eingesetzt werden. Anschließend wurde das Instrument des Lösungsbaums dargestellt, welches bei der Definition von Wirkungszielen helfen kann. Hier werden die negativen Aussagen des Problembaums in positive Aussagen zum angestrebten Idealzustand umformuliert. 

Die Auseinandersetzung mit den verschiedenen „Zielgruppen“, die durch die Präventionskettenarbeit erreicht werden sollen, schloss den zweiten Qualifizierungstag ab. Die Sensibilisierung, Differenzierung und Priorisierung der verschiedenen Zielgruppen wurden in der Gruppe reflektiert und diskutiert. Ein Ergebnis der Diskussion war, dass es eine „Primärzielgruppe“, zu der Verwaltungsmitarbeiter*innen, Fachkräfte und Multiplikatoren zählen, und eine „Sekundärzielgruppe“, zu der Kinder und deren Familien gehören, gibt. Die Diskussion verdeutlichte, dass die Koordinationsfachkräfte auf verschiedenen Ebenen tätig sind.

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden für die zwei produktiven Veranstaltungstage und laden Sie dazu ein, uns Ihre Themenwünsche und Bedarfe für weitere Vertiefungen per Mail mitzuteilen: praeventionsketten@hage.de.

Bei inhaltlichen Rückfragen wenden Sie sich gerne per E-Mail an uns: praeventionsketten@hage.de.

Präsentation

Organisation

Die Veranstaltung wurde von der Landeskoordinierungsstelle Präventionsketten Hessen organisiert. Sie ist bei der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e. V. (HAGE) mit Sitz in Frankfurt am Main angesiedelt. 

 

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Bild: © Fotos: HAGE/Landeskoordinierungsstelle Präventionsketten Hessen