Qualifizierungsreihe Kommunale Gesundheitskoordination (GeKo) in Hessen 2022

Qualifizierungsreihe 2022

Aktuell gibt es in Hessen etwa 20 kommunale Gesundheitskoordinator*innen. Sie werden zum Teil über die "Richtlinie zur Förderung der gesundheitlichen Versorgung insbesondere in ländlichen Räumen" des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration (HMSI), zum Teil über das GKV-Bündnis für Gesundheit und zum Teil von den Kommunen selbst finanziert. Weitere entsprechende Stellen befinden sich in Planung bzw. in Ausschreibung.

Um die hessischen Gesundheitskoordinator*innen in ihrer Arbeit zu stärken und zu unterstützen, hat die HAGE in Zusammenarbeit mit dem HMSI ein neues Qualifizierungsangebot entwickelt. Anhand von vier Modulen mit verschiedenen Themenschwerpunkten in 2022 sollen die hessischen Gesundheitskoordinator*innen dabei unterstützt, gestärkt und begleitet werden, kommunale Gesundheitsstrategien in ihren Kommunen auf- und auszubauen.

Ziele

Folgende Ziele sollen mit der Qualifizierung erreicht werden:
  • Die Gesundheitskoordinator*innen verfügen über das Wissen und die Kompetenzen, die zur Erfüllung ihrer Aufgaben notwendig sind. 
  • Die Gesundheitskoordinator*innen sind in ein landesweites Netzwerk eingebunden, durch welches sie fachliche Unterstützung erfahren.
  • Es gibt ein einheitliches fachliches Konzept für die Gesundheitskoordinator*innen in Hessen, welches die Qualität der kommunalen Gesundheitsstrategie sichert.
  • Die neue Qualifizierungsreihe: Der Hintergrund

    „Eine gesunde Stadt ist nicht unbedingt eine Stadt, die ein bestimmtes gesundheitliches Niveau erreicht hat. Sie ist vielmehr eine Stadt, die Gesundheit zu ihrem Anliegen macht und zu verbessern sucht.“  (WHO Regional Office for Europe 1992)

    Das Setting Kommune spielt eine wichtige Schlüsselrolle bei der Entwicklung und Umsetzung von gesundheitsförderlichen Prozessen und Maßnahmen. Als „Dach-Setting“ kann die Kommune als ein großes System verstanden werden, das viele Träger, Organisationen und Institutionen vereint und dadurch alltagsnah Bürger*innen erreicht. Vor allem Menschen, die von sozialer Benachteiligung betroffen oder gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt sind, können in einer Kommune stigmatisierungsfrei angesprochen und erreicht werden. Auf Grundlage der Landesgesundheitsgesetze des öffentlichen Gesundheitsdienstes sind Kommunen bereits für viele gesundheitsrelevante Bereiche zuständig und können Gesundheitsförderung und Prävention als Querschnittsaufgabe umsetzen.

    Die kommunale Gesundheitskoordination ist ein komplexer und systematischer Prozess, der auf der Verhältnis- und Verhaltensebene ansetzt. Durch diesen Prozess sollen strukturelle Rahmenbedingung gesundheitsförderlich gestaltet und die Gesundheitspotenziale und -ressourcen der Menschen vor Ort gestärkt werden, um so die Gesundheitschancen von allen Bürger*innen zu verbessern. Gleichzeitig erfordert diese voraussetzungsvolle Aufgabe sowohl inhaltliches Wissen als auch Kompetenzen in vielen unterschiedlichen Bereichen, wie z. B. Netzwerkarbeit, Moderation, Durchführung von Bedarfs- und Stakeholderanalysen, Maßnahmenplanung, Qualitätsentwicklung, Stellen von Förderanträgen u. v. m.

    An diesem Knotenpunkt arbeiten in hessischen Kommunen sogenannte Gesundheitskoordinator*innen als „Kümmerer" bzw. "Kümmerin" mit komplexen Aufgaben. Viele von ihnen sind in der Kommune alleine für die kommunale Gesundheitsstrategie und für Gesundheitsförderung und Prävention verantwortlich. Ein regelmäßiger Austausch und fachliche Unterstützung sind bislang eher anlassbezogen organisiert. Die neue Qualifizierungsreihe möchte darüber hinausgehen und die hessischen Gesundheitskoordinator*innen intensiver in ihrer Arbeit begleiten und unterstützen.

     


Zielgruppe

Die Veranstaltung richtet sich ausschließlich an Akteur*innen, die in einer hessischen Kommune für die Koordination von Gesundheit vor Ort verantwortlich sind und von dem HMSI, der GKV oder aus kommunalen Mitteln gefördert werden.

Insgesamt nehmen 19 hessische Aktuer*innen an der Qualifizierungsreihe teil.


Termine der Qualifizierungsreihe 

  • Modul 1: Grundlagen der Gesundheitsförderung & Rollenklärung der Gesundheitskoordinator*innen

    Das erste Modul der Qualifizierungsreihe „Kommunale Gesundheitskoordination (GeKo) in Hessen“ fand am 4. und 5. Mai 2022 im Palais Livingstone in Frankfurt am Main statt und befasste sich mit den Themen „Grundlagen der Gesundheitsförderung“ und „Rollenklärung der Gesundheitskoordinator*innen“.

    04.05.2022 – Grundlagen der (kommunalen) Gesundheitsförderung

    Den Auftakt am ersten Tag machte Frau Clara Dollnick, Hessisches Ministerium für Soziales und Integration, indem Sie den Teilnehmenden die Richtlinie zur Förderung der gesundheitlichen Versorgung insbesondere in ländlichen Räumen und die Entwicklungen zum Aufbau des Hessischen Landesamt für Gesundheit vorstellte. Anschließend folgte die thematische Einführung in den ersten Tag der Qualifizierungsreihe durch Frau Maike Olberding, Hessisches Ministerium für Soziales und Integration. In Ihrem Fachvortrag zu den Entwicklungen im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention in Hessen, ging Frau Olberding unter anderem auf die durch das Präventionsgesetz entwickelten Fortschritte und Maßnahmen ein, die das Land Hessen seitdem umsetzt.
     

    Am späten Vormittag führte Frau Gohres, Universität Bielefeld, die Teilnehmenden durch den restlichen Tag und vermittelte Grundlagen, Methoden und Instrumente der kommunalen Gesundheitsförderung. Mit verschiedenen Impulsen und interaktiven Phasen wurden die Teilnehmenden in die Themen Grundprinzipien der Gesundheitsförderung, Qualitätsdimensionen in der Projektplanung, Bedarfs- und Bedürfnisanalyse, Formulierung von Visionen und wirkungsorientierten Zielen sowie in die Evaluationsplanung eingeführt. Frau Gohres zeigte in dem interaktiven Workshop, in dem sich Theorie und Kleingruppenarbeit immer wieder abwechselten, wie wichtig die präzise Planung von Projekten und die Formulierung von Zielen für die kommunale Gesundheitsförderung sind. 
     

    05.05.2022 – Rollenklärung der Gesundheitskoordinator*innen

    Am zweiten Workshoptag führt Frau Vössing, M.A. Mehrdimensionale Organisationsberatung, Coach/Supervisorin (DGSv), die Teilnehmenden fachlich durch den Tag. Durch verschiedene interaktive Einzel- und Gruppenphasen, erarbeiteten sich die Teilnehmenden ihren Arbeitsauftrag, ihre Ziele sowie Aufgaben und benannten und reflektierten Rollenerwartungen und –verständnis. Dabei wurde deutlich, dass bei widersprüchlichen Erwartungen Rollenkonflikte entstehen können. Frau Vössing zeigte den Teilnehmenden dazu verschiedene Methoden auf, wie sie aus der Reflexion persönliche Handlungsfelder für die eigene Tätigkeit erkennen und nächste „To do’s“ erarbeiten können.
     

    Tagesmoderation: Claudia Ostermann & Nicole Waliczek, Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC) Hessen, HAGE

  • Modul 2: Projektmanagement, Kommunikation & Netzwerkmanagement

    Das zweite Modul der Qualifizierungsreihe “Kommunale Gesundheitskoordination (GeKo) in Hessen” fand am 14. und 15. Juni 2022 auf dem Mediacampus in Frankfurt am Main statt. Es befasste sich mit den Themen Kommunikation, Projekt- und Netzwerkmanagement.

    14.06.2022 – Projektmanagement

    Projektmanagement ist eine wichtige Kompetenz für die Planung, Organisation und Umsetzung von integrierten kommunalen Gesamtstrategien und gesundheitsförderlichen Maßnahmen. Aus diesem Grund befasste sich der erste Tag mit dem Thema Projektmanagement. Allison Vössing, M.A. Mehrdimensionale Organisationsberatung, Coach/Supervisorin (DGSV), führte die Teilnehmenden anhand verschiedener interaktiver Einzel-, Gruppen- und Plenumsphasen fachlich durch den Tag. Die Teilnehmenden hatten die Chance, ihre eigenen Projekte und Projektideen in die Veranstaltung einzubringen, sie mit den anderen Gesundheitskoordinator*innen zu teilen und Gelingens- und Hemmnisfaktoren zu identifizieren. So konnten auch durch die Erfahrungen der anderen Anwesenden viele neue Anknüpfungspunkte und Ideen für die eigene Arbeit in der Kommune mitgenommen werden. 

    15.06.2022 – Kommunikation und Netzwerkmanagement

    Hinter der Arbeit in der kommunalen Gesundheitsförderung verbirgt sich im Idealfall ein großes Netzwerk, aus dem viele Synergien für die kommunale Arbeit entstehen können. Für den Aufbau und die Weiterentwicklung eines solchen Netzwerkes sind Kommunikation und Netzwerkmanagement wichtige Kompetenzen im Hinblick auf die Arbeit in der kommunalen Gesundheitsförderung. 

    Am zweiten Tag der Qualifizierungsreihe führte Allison Vössing die Teilnehmenden durch diese zwei Themen und erarbeitete gemeinsam mit den Gesundheitskoordinator*innen die Grundlagen der Kommunikation und Netzwerkarbeit. Die Teilnehmenden konnten eine eigene Netzwerkkarte erstellen und in den offenen Plenumsdiskussionen die Netzwerke und Erfahrungen der anderen Anwesenden kennenlernen sowie Kommunikationstechniken praktisch erproben. 

    Tagesmoderation: Claudia Ostermann & Nicole Waliczek, Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC) Hessen, HAGE, sowie Marion Gümpel, Arbeitsbereich Gesund bleiben, HAGE

  • Modul 3: Integrierte kommunale Gesamtstrategie

    Das dritte Modul der Qualifizierungsreihe „Kommunale Gesundheitskoordination (GeKo) in Hessen“ fand am 22. September 2022 im Saalbau Titus-Forum in Frankfurt am Main statt und befasste sich mit dem Thema integrierte kommunale Gesamtstrategie. Das Thema entstand aus den Bedarfen der Teilnehmenden der letzten beiden Module der Qualifizierungsreihe. 

    Da zwei neue Gesundheitskoordinator*innen in Hessen dazugekommen sind, begann der Tag mit einer kurzen Vorstellungsrunde anhand eines Steckbriefs. In dem Steckbrief wurden unter anderem die Arbeitsschwerpunkte der Gesundheitskoordinator*innen sowie Themen, bei denen sie andere Gesundheitskoordinator*innen unterstützen können, aber auch Themen bei denen sie selbst Unterstützung suchen, abgefragt. 

    Zur Wiederholung des Themas Feedback und Kommunikation aus dem letzten Modul wurde ein Rollenspiel durchgeführt, welches von Frau Sohl, Gesundheitskoordinatorin Rheingau-Taunus-Kreis, angeleitet wurde. Bei dem Rollenspiel waren eine Landrätin, ein Bürgermeister, eine Gesundheitskoordinatorin und eine Bürgerin sowie zwei Pressestellen vertreten. Anhand des Rollenspiels wurde den Teilnehmenden veranschaulicht, wie die Kommunikation mit verschiedenen Akteuren aus der Kommune ablaufen kann.

    Anschließend führte die KGC Hessen mit einem Input in das Thema integrierte kommunale Gesamtstrategie ein. Dabei konnten die Teilnehmenden ihr bereits erlerntes Wissen und ihre erlernten Kompetenzen mit dem übergreifenden Themenfeld der integrierten kommunalen Gesamtstrategie verknüpfen und weiter vertiefen.

    Nach der Mittagspause konnten die Teilnehmenden anhand der „Open Space“-Methode in Kleingruppenarbeiten ihre eigenen Themen in das Modul einbringen und sich mit anderen Interessierten zu diesen Themen austauschen und diskutieren. Folgende Themen wurden in den Kleingruppen behandelt: Gesundheitsförderung in Politik und Verwaltung, Erreichbarkeit von sozial benachteiligten Zielgruppen und Verbesserung der ärztlichen Versorgung. Im Anschluss wurden die Ergebnisse im Plenum vorgestellt, um das Lernen voneinander zu fördern und gemeinsam Gelingensfaktoren und Lösungsansätze für die eigene praktische Arbeit vor Ort im Kreis der Gesundheitskoordinator*innen zu identifizieren.

    Tagesmoderation: Claudia Ostermann & Nicole Waliczek, Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC) Hessen

  • Modul 4: Evaluation und Wirkungsmessung

    Das vierte Modul der Qualifizierungsreihe “Kommunale Gesundheitskoordination (GeKo) in Hessen” fand am 10. November 2022 im Saalbau Bornheim in Frankfurt am Main statt und befasste sich mit dem Thema Evaluation und Wirkungsmessung. Das Thema entstand aus den Bedarfen der Teilnehmenden während der letzten drei Module der Qualifizierungsreihe. 

    Zu Beginn stellte Frau Clara Dollnick, Hessisches Ministerium für Soziales und Integration, die Evaluation der Förderrichtlinie “Gemeindeschwestern” vor. Nach einer kurzen Kaffeepause informierten sich die Teilnehmenden während eines Gallery Walks über aktuelle Projekte aus den Kommunen der Teilnehmenden. Mithilfe von Anmerkungen, Fragen und Kommentaren gaben sie konstruktive Rückmeldungen zu den einzelnen Projekten und tauschten sich in Kleingruppen untereinander aus. 

    Nach der Mittagspause vertiefte Frau Hannah Gohres, Universität Bielefeld, die Themen Evaluation und Wirkungsmessung, in die sie bereits im ersten Modul eingeführt hatte. Anhand interaktiver Workshop-Phasen beschäftigten sich die Teilnehmenden mit Leistungs- und Wirkungszielen für ihre eigenen Projektvorhaben und legten dazu Indikatoren fest. Anschließend überlegten sie gemeinsam, mit welchen Verfahren sie ihre Indikatoren erfassen und umsetzen können und welche Chancen und Grenzen die einzelnen Verfahren haben.

    Tagesmoderation: Anna Kleine, Claudia Ostermann & Nicole Waliczek, Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC) Hessen


Die Veranstaltung wird von der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. (HAGE) organisiert.


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Bild: © Andril Yalanskyi - stock.adobe.com