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Gesundheitsfördernde Organisationsentwicklung in hessischen Kindertageinrichtungen

Ergebnisbericht einer Online-Befragung

1. Oktober 2024
Die vorliegenden Befragungsergebnisse stellen den aktuellen Stand der gesundheitsfördernden Organisationsentwicklung bei Trägern von Kindertageseinrichtungen in Hessen dar. Mittels einer digitalen, teilstandardisierten Befragung wurden 73 Trägervertreter zu Strukturen, Maßnahmen und Herausforderungen im Bereich der Gesundheitsförderung befragt.
Gesundheitsfördernde Kita

Die Gesundheitsförderung in Kindertageseinrichtungen gewinnt zunehmend an Bedeutung, da sie nicht nur das Wohlbefinden der Kinder, sondern auch das der Eltern und Mitarbeitenden maßgeblich beeinflusst. 

Die Relevanz einer gesundheitsfördernden Organisationsentwicklung 

In diesem Kontext kommt der gesundheitsfördernden Organisationsentwicklung eine Schlüsselrolle zu. Sie zielt darauf ab, ein Umfeld zu schaffen, das die physische und psychische Gesundheit aller Beteiligten aktiv fördert und unterstützt. Gesunde Mitarbeitende, die sich von der Organisation unterstützt fühlen, bleiben eher im Unternehmen, haben geringere Fehlzeiten und sehen häufiger die Möglichkeit, bis zur Rente erwerbstätig zu bleiben. Ein gutes Betriebsklima kann die Zusammenarbeit und Kommunikation verbessern und das Engagement der Mitarbeitenden steigern. Nicht zuletzt profitieren Unternehmen, die sich aktiv für die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden einsetzen, von einem Imagegewinn, der dazu beitragen kann, talentierte Mitarbeitende anzuziehen und das Unternehmen positiv von anderen Arbeitgebern abzuheben. 

Gesundheitsfördernde Organisationsentwicklung in hessischen Kitas: Aktueller Stand und Bedarfe der Träger 

An dieser Stelle treffen sich die Ziele einer gesundheitsfördernden Organisationsentwicklung unmittelbar mit den Interessen der Träger. Um den aktuellen Stand und die Bedürfnisse der Träger in diesem Bereich zu erfassen, wurde in Kooperation mit dem Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales eine umfassende Befragung in den Monaten Januar bis Februar 2024 in Hessen durchgeführt.

Die Ergebnisse geben einen detaillierten Einblick in den aktuellen Stand der gesundheitsfördernden Organisationsentwicklung in hessischen Kindertageseinrichtungen. Sie beleuchten sowohl Erfolge als auch Herausforderungen und bieten eine wertvolle Grundlage für die Weiterentwicklung und Stärkung gesundheitsfördernder Maßnahmen im Kita-Bereich. Diese Erkenntnisse sind nicht nur für die unmittelbar Beteiligten von Bedeutung, sondern tragen auch zur Verbesserung der Gesundheitsförderung im gesamten frühkindlichen Bildungssektor bei.

Hintergrund und Ziele der Befragung

Das Projekt „Gesundheitsfördernde Kita auf Grundlage des Bildungs- und Erziehungsplans“ wird seit 2017 in Kooperation mit dem Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales (HMSI) umgesetzt. Mit Wirkung zum 01.03.2023 wurde das Projekt zur Fachstelle Gesundheitsfördernde Kita in Hessen weiterentwickelt, um das bestehende Angebot nach dem Setting-Ansatz auszubauen und die Rolle der Träger im Bereich der Gesundheitsförderung in das Angebot zu integrieren. Dabei spielt die gesundheitsfördernde Organisationsentwicklung eine zentrale Rolle, indem sie die Kinder, Eltern, das soziale Umfeld und die Fachkräfte der Einrichtungen berücksichtigt.

In diesem Zusammenhang wurde eine Erhebung zu gesundheitsfördernden Aktivitäten und Maßnahmen der Träger von Kindertageseinrichtungen in Hessen durchgeführt. Ziel der Erhebung war es, die Perspektiven und Expertise der Träger zu erfassen, um darauf basierend ein gezieltes Beratungskonzept entwickeln zu können. Die Einschätzungen und Erfahrungen der Teilnehmenden waren dabei von großer Bedeutung.

Die Erhebung liefert einen umfassenden Überblick über bereits umgesetzte Maßnahmen und die Faktoren, die die Umsetzung beeinflussen. Zudem verdeutlicht sie, in welchem Maße eine gesundheitsfördernde Organisationsentwicklung in den Einrichtungen etabliert ist und welche Aspekte in der Praxis berücksichtigt werden müssen. Erfasst wurden schließlich die Bedarfe und Bedürfnisse der Träger, um darauf aufbauend passgenaue Angebote und Strukturen zu gestalten und damit die Maßnahmen der gesundheitsfördernden Organisationsentwicklung in hessischen Kindertageseinrichtungen zu stärken.

Methodisches Vorgehen

Um einen umfassenden Überblick über die Erfahrungen im Bereich der gesundheitsfördernden Organisationsentwicklung bei den Trägern von Kindertageseinrichtungen zu erhalten und zu erheben, in welchem Umfang bereits Maßnahmen umgesetzt werden sowie welche Bedarfe und Bedürfnisse bestehen, wurde eine teilstandardisierte, digitale Befragung entwickelt und durchgeführt. 

Studiendesign

Die Datenerhebung erfolgte mittels eines teilstandardisierten digitalen Fragebogens in den Monaten Januar und Februar 2024 über einen Zeitraum von sechs Wochen. Der über einen Internetlink erreichbare digitale Fragebogen richtete sich an die Träger von Kindertageseinrichtungen in Hessen. Die Einladung zur Teilnahme an der Befragung erfolgte per E-Mail mit einem Informationsschreiben über den Verteiler der HAGE und den des Hessischen Ministeriums für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales. Es wurde bewusst offengehalten, welche Person in welcher Funktion beim Träger den Fragebogen beantworten kann. Die Grundgesamtheit aller Träger in Hessen ist nicht bekannt. 

Sowohl die digitale Datenerhebung als auch die Auswertung der Ergebnisse erfolgte mit der Software LamaPoll.

Fragebogenentwicklung

In Anlehnung an die für die gesundheitsfördernde Organisationsentwicklung relevanten Aspekte wurde der Fragebogen in folgende Bereiche operationalisiert: 

  1. Allgemeine Angaben zur Person/ Träger
  2. Allgemeine Angaben zum Träger im Feld Gesundheitsförderung
  3. Angaben zum Träger im Feld der gesundheitsfördernden Organisationsentwicklung: Aktivitäten zur Unterstützung gesundheitsfördernder Einrichtungen
  4. Angaben zum Träger im Feld Gesundheitsförderung: Aktivitäten für die Mitarbeitenden in den Einrichtungen
  5. Angaben zum Unterstützungsbedarf der Träger von Kindertageseinrichtungen
Fazit und Handlungsempfehlungen

Die durchgeführte Erhebung zeigt, dass die Träger von Kindertageseinrichtungen in Hessen eine Vielzahl von Maßnahmen zur Gesundheitsförderung auf unterschiedlichen Ebenen in unterschiedlicher Intensität unterstützen. Eine verantwortliche Person, die für die kontinuierliche Weiterentwicklung der gesundheitsförderlichen Organisationsentwicklung zuständig ist, ist in weit über der Hälfte der rückmeldenden Organisationen zwar benannt, aber noch nicht überall optimal strukturell eingebunden. Um den fachlichen, strukturellen und konzeptionellen Anforderungen gerecht zu werden, sollte in jeder Trägerorganisation eine verantwortliche Ansprechperson benannt sein. Diese für die Weiterentwicklung der gesundheitsfördernden Organisationsentwicklung zuständige Person benötigt das dafür notwendige Wissen, die dafür notwendigen methodischen und fachlichen Kompetenzen und Kapazitäten sowie eine gute Vernetzung und organisatorische Einbindung. 

Es wird deutlich, dass ein Fokus auf die Betrachtung der individuellen Gesundheit von Mitarbeitenden sowie der Verhaltensprävention gelegt wird. Dies wird u. a. beim Bedarf der Träger nach mehr Sensibilisierung der Mitarbeitenden für Gesundheitsfragen und Stärkung der Eigenverantwortung erkennbar. 

Relevante Qualitätskriterien der gesundheitsfördernden Organisationsentwicklung wie beispielsweise Partizipation, die Förderung einer Kultur der Anerkennung und Wertschätzung sowie die Mitbestimmung bei Entscheidungsprozessen im Setting Kindertageseinrichtung werden vielfach in den Einrichtungen gelebt und unterstützt.

Strategien zur Gesundheitsförderung sollten stärker als ein integraler Bestandteil der Organisations- und Qualitätsentwicklung in die bestehenden Prozesse der Einrichtungen integriert werden. Diese Entwicklung sollte durch klar definierte Standards unterstützt werden. Die Entwicklung sollte kontinuierlich evaluiert werden. Dies erfordert zeitliche und finanzielle Ressourcen für die Analyse, Planung und Umsetzung gesundheitsfördernder Maßnahmen. 

Die Arbeitsplatzgestaltung soll unter ergonomischen Gesichtspunkten optimiert werden. Es wird empfohlen, dass Träger in die Fortbildungen der Mitarbeitenden sowie der Leitungskräfte mit dem Fokus der Gesundheitsförderung investieren. Zudem sollte den Einrichtungen eine Unterstützung durch externe Beratungen ermöglicht werden. Insbesondere wird der Bedarf nach kontinuierlicher Beratung zu gesundheitsfördernden Aspekten deutlich. Die Kommunikation zwischen der Einrichtungsleitung und dem Träger sollte maßgeblich gestärkt sowie eine offene Feedbackkultur und Mitarbeiterbeteiligung eingerichtet werden. Empfohlen werden außerdem Schulungen für Leitungen im Bereich der gesundheitsfördernden Führung. Die Rückmeldungen dokumentieren teilweise Anspannung, Druck und Not durch bestehende Rahmenbedingungen.

Auf Grundlage des formulierten Bedarfs sollten Maßnahmen zur Reduktion von Arbeitsbelastungen für Mitarbeitende implementiert sowie die Entwicklung eines Konzepts zur Förderung der psychischen Gesundheit der Mitarbeitenden unterstützt werden. Eine weitere Aufgabe sehen die Träger in dem Engagement auf politischer Ebene für verbesserte Rahmenbedingungen und Ressourcen im gesamten Setting Kindertageseinrichtungen.

Die Anerkennung von betrieblicher Gesundheitsförderung sollte als integraler Bestandteil der Qualitätsentwicklung in Kindertageseinrichtungen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Hierbei wird eine Kooperation mit externen Kooperationspartner wie HAGE, Krankenkassen, Sportvereinen, Berufsgenossenschaft, regionalen Gesundheitsanbietern, um hier einige zu nennen, empfohlen.

Bedarfe für die Unterstützung durch die Fachstelle

Aus den Ergebnissen lassen sich folgende Bedarfe für die Unterstützung durch die Fachstelle „Gesundheitsfördernde Kita” ableiten. Die Unterstützung bei der Bedarfsanalyse zur Ermittlung der spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen in den Einrichtungen, die individuelle Beratung und Unterstützung bei der Umsetzung der oben genannten Maßnahmen sowie der Ausbau von Schulungen und Workshops sind einige der zentralen Unterstützungsleistungen, die eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Einrichtungen unterstützen können. Des Weiteren können die Entwicklung und Bereitstellung von Instrumenten zur regelmäßigen Evaluation der implementierten Maßnahmen und deren Wirksamkeit als Unterstützungsmöglichkeit dienen. Darüber hinaus kann die Förderung des Austausches und der Vernetzung zwischen den Einrichtungen, aber auch auf der Ebene der Träger als wichtige Maßnahme angesehen werden, die weiter ausgebaut werden sollte.

Die große Vielfalt der Trägerorganisationen wurde auch in dieser Befragung deutlich. Die erstmals in dieser Form durchgeführte Befragung ist daher eine wichtige Ressource: Die Daten geben wichtige Hinweise auf bestehende Gestaltungsaufgaben und zeigen die bereits vielfach begonnene Entwicklung zu gesunden Organisationen. Sie zeigen aber auch, dass es noch nicht überall gelingt, den Wandel so zu gestalten, wie es erforderlich wäre. Schließlich ist es notwendig, Gesundheitsförderung als prozessorientierte, ganzheitliche Strategie stärker als bisher bei den Trägern und Institutionen zu verankern und diese immer wieder für die integrierte Gesundheitsförderung zu sensibilisieren und in diesen Schritten zu stärken.

In diesem Sinne setzt sich die Fachstelle „Gesundheitsfördernde Kita“ im Rahmen der ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten für die Umsetzung gesundheitsförderlicher Rahmenbedingungen in hessischen Kindertageseinrichtungen ein und engagiert sich dafür gemeinsam mit dem Land Hessen. Die aus der Befragung abgeleiteten Bedarfe und Erkenntnisse werden als Grundlage für die weiteren Planungen der Fachstelle genutzt.

Anknüpfungspunkte zur Fachstelle

Die Rückmeldungen der Träger liefern wesentliche Anknüpfungspunkte für die inhaltliche Weiterentwicklung der Fachstelle Gesundheitsfördernde Kita, die sich an den Bedarfen der hessischen Kitas orientiert.

Hinsichtlich des Wunsches nach gesundheitsfördernden Angeboten kann die Fachstelle an bestehende Angebote anknüpfen.

In der Datenbank unter https://gesunde-kita.hage.de/infopool/datenbank/ ist eine Übersicht über die aktuellen Angebote zusammengestellt. Hier werden vielfältige Angebote von Kooperationspartnern sowie themenspezifische Fortbildungen gelistet und den hessischen Kitas zur Verfügung gestellt.

Mit einem Newsletter informiert die Fachstelle dreimal im Jahr über aktuelle Aktivitäten, Veranstaltungen und Wissenswertes. 

Der von den Trägern gemeldete Bedarf an Fortbildungen, insbesondere für Leitungskräfte, wird von der Fachstelle mit Angeboten zum Thema "Gesundheitsfördernde Kita - auf der Grundlage des BEP" in Form von Fortbildungen teilweise gedeckt. Die große Nachfrage nach Fortbildungen kann derzeit aus den Ressourcen der Fachstelle nur teilweise gedeckt werden. Diese Fortbildungen werden auch für Fachberatungen angeboten. Die Fachberatungen werden durch die Fortbildungen darin unterstützt, die Einrichtungen bei der Konzeption einer gesundheitsfördernden Kita auf der Grundlage des BEP zu begleiten. 

Die Fachstelle verfolgt darüber hinaus das Ziel, Träger für Themen der gesundheitsfördernden Organisationsentwicklung zu sensibilisieren. Darüber hinaus werden Beratungsangebote für Träger durchgeführt und jährlich ein themenspezifischer Fachtag organisiert. Im Oktober 2024 organisiert die Fachstelle einen digitalen Fachtag für Träger von Kindertageseinrichtungen in Hessen zum Thema "Möglichkeiten und Impulse zur gesundheitsfördernden Organisationsentwicklung in Kitas".

Der Wunsch nach den genannten Standards seitens des Landes sowie die Verleihung eines Preises "Gesunde Kita" zur Anerkennung und Stärkung der Bemühungen in diesem Bereich werden von der Fachstelle in die weiteren Planungen einbezogen.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Fachstelle in der Vielfalt ihrer Aufgaben Wichtiges aufgreift und bereits umsetzt.

Vollständiger Ergebnisbericht zum Stand der gesundheitsfördernden Organisationsentwicklung bei Trägern von Kindertageseinrichtungen in Hessen:

Wir bedanken uns recht herzlich bei allen Trägern für die aktive Teilnahme an dieser Befragung!

Wenn Sie weitere Informationen zu der Befragung erhalten möchten, freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme.